von Aniko Schusterius
Würde Prof. Dr. Doerak eigene Seminare und Vorlesungen geben, stünden wohl Veranstaltungstitel wie „Die Entwicklung des Wollknäuels zwischen dem 19. und 21.Jahrhundert“ oder „How to stroke cats – The beginner course“ im Vorlesungsverzeichnis. So merkwürdig diese Studienthemen auch klingen, klar ist, dass kein Student diese Lehrveranstaltung verpassen wollen würde. Denn Doerak ist der Star an der Rijksuniversiteit in Groningen (RUG).
Mit seinen leuchtend gelben Augen beobachtet er genau, was auf die Leinwand vor ihm projiziert wird, während ihm ein Student über das weiß-braune Fell streicht. Der Kater hat einen eigenen Instagramaccount (@universitycat), der täglich gefüllt wird mit Bild- und Videomaterial der Studenten, die ihn auf dem Campus antreffen. Er spaziert durch die langen Flure der Gebäude, legt sich auf Tastaturen und Pulte und lässt sich ausgiebig knuddeln. Kein Wunder, dass sein Besitzer Ekko Ros ihn offiziell an der Universität einschreiben wollte. Seiner auf Instagram gestellten Anfrage wurde innerhalb von 24 Stunden stattgegeben. Seit November besitzt Prof. Dr. Doerak nun einen offiziellen RUGpas. Erst einmal nur für Studenten, aber wer weiß ob die Veterinärmedizin ihn nicht bald als Gastdozenten für eine Vortragsreihe einlädt.
Die RUG ist nicht die einzige Hochschule mit einem eigenen Haustier. Auf der ganzen Welt streunen Katzen und Kater durch die Hörsäle und Seminarräume. Die Saint Mary University in Kanada ist offizielles Terrain von Kater Carlton. Seinen Spitznamen „The littlest Hobo“ gaben ihm die Studenten, weil er immer nur wenige Minuten in einer Vorlesung verweilt. Sonst könnte man all die Leckerlies und Streicheleinheiten gar nicht an einem Tag schaffen. Auch Carlton hat einen eigenen Instagramaccount (@carlton_the_cat) und war bereits in den US-Medien präsent.
Schaut man die deutschen Universitäten an, hat sich der Trend zum Uni-Haustier noch nicht durchgesetzt. Die wenigen Exemplare sind dafür landesweit bekannt. Kater Pep machte 2015 Schlagzeilen als tierischer Student der Universität Regensburg. Seine Facebookseite hat rund 22.500 Likes und sein eigenes Buch „Pep, der Unikater – Wie ich das Leben der Menschen studierte“ erschien 2016 im Bastei Lübbe Verlag. Die Berühmtheit schien ihm jedoch zu viel geworden zu sein, denn kurz nach seinem Durchbruch in den Medien wurde Pep nicht mehr in der Bibliothek und auf dem Campus gesichtet.
Noch hat die Freie Universität (FU) kein eigenes Haustier. Für eine samtpfötigen oder einen bellenden Ehrenstudenten sprechen allerdings viele Gründe. Zum einen wirken Tiere im Hörsaal beruhigend und zugleich konzentrationsfördernd. Das gleichmäßige Streicheln von weichem Fell versetzt sowohl Tier als auch Student in eine ruhige Stimmung inmitten der stressigen Uni-Atmosphäre. Zum anderen hätte die FU im Konkurrenzkampf mit andere Hochschulen einen entscheidenden Vorteil. Denn neben dem Kultur- und Partyangebot einer Stadt zählt für angehende Studenten auch das soziale Umfeld. Einzig Allergiker wird das von einer Bewerbung abhalten, aber für die könnte man ja auch Fische anschaffen.
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