Nederlands

Beobachtungen zur niederländischen Sprache

Dänische Miszellen IV

Woher die Zuiderzee ihren Namen hat, haben wir schon einmal geklärt: Sie liegt zwar für den größten Teil der Niederlande eigentlich im Norden, aber eben südlich der Nordsee. Die Nordsee heißt auch auf Niederländisch Noordzee, geographisch logisch. Man behauptet, den Namen hätten die Friesen geprägt, deren Siedlungsgebiet entlang der Küste die Blickrichtung bestimmte. Von da aus hat sich der Name auch dort festgesetzt, wo er etwas unsinnig ist: die North Sea ist aus Großbritannien gesehen im Osten; für Norwegen liegt Nordsjøen im Südwesten. Nur Dänemark schert aus der Reihe. Man spricht zwar auch von Nordsøen, mindestens ebenso verbreitet ist aber die Bezeichnung Vesterhavet: das Westmeer.

Auf Schwedisch ist Västerhavet enger begrenzt, nämlich auf Skagerrak und Kattegat – die beiden Meeresteile direkt westlich von Schweden, die Dänemark von der skandinavischen Halbinsel trennen. So sehr diese zwei Meerengen auch eine innerskandinavische Angelegenheit sein mögen, beide Namen sind ursprünglich niederländisch. Ein kattegat bezeichnet in der Seefahrt allgemein eine gefährliche Engstelle: ein Loch, durch das nur eine Katze durchschlüpfen kann. Inzwischen hat sich die Bezeichnung auf die Durchfahrt von der Nord- zur Ostsee beschränkt.

Am dänischen Westmeer. (PK)

Auch Skagerrak kommt aus der niederländischen Seefahrtssprache, kann aber genauso gut niederdeutsch sein. Ein rak ist eine (meist gerade) Fahrtstrecke eines Gewässers, in diesem Fall diejenige bei der Küstenstadt Skagen in Nordjütland. Ein anderes bekanntes Beispiel ist der Straßenzug Damrak in Amsterdam.

Die Seefahrt hat auch außerhalb der Landschaftsnamen in Dänemark Spuren hinterlassen. In der Stadt Ringkøbing an der Küste des Westmeeres weist eine Tafel auf einen traditionellen Bootstyp hin: die smakkejolle. Die Tafel erklärt: „Smak kommt aus dem Plattdeutschen und Holländischen und bezeichnet einen speziellen Segeltyp.“ Gemeint ist ein Segel, das man mit einem kräftigen Schwung wenden kann, mit einem smak eben. Aber ein Wort aus dem Plattdeutschen und Holländischen? Ausgeschlossen ist es nicht, dass die beiden nah verwandten Sprachen dasselbe Wort haben – oder dass das Wort so weit zurückgeht, dass man sowieso historisch nicht von klar getrennten Sprachen ausgehen kann.

Auch der Van Dale kennt übrigens den Begriff smak noch als eine Art Boot „van de vorm van een tjalk, met een gro­te en een klei­ne mast en zwaar­den.” Bei tjalk und zwaard im Bootsbau bin ich als Binnenlandkind mit der Übersetzung ins Deutsche endgültig überfordert.

Wer übrigens mehr niederländische Geschichte in Dänemark kennenlernen will, kann in der Ausgabe von VakTaal aus dem Dezember 2018 den Beitrag von Joost Robbe lesen: Auf der Insel Amager, auf die sich inzwischen die Stadt Kopenhagen ausgebreitet hat, findet man Spuren von Siedlern aus den Lage Landen – aber waren es Holländer, oder doch eher Flamen?

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Der Beitrag wurde am Donnerstag, den 31. Januar 2019 um 11:15 Uhr von Philipp Krämer veröffentlicht und wurde unter Etymologie, Sprachvergleich, Wortschatz abgelegt. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

2 Reaktionen zu “Dänische Miszellen IV”

  1. JanZ

    Bei den „zwaarden“ weiß ich dank Segeltörns auf den friesischen Kanälen, dass die auf Deutsch Schwerter heißen. Was die Tjark betrifft, so bestätigt die Wikipedia meine Vermutung, dass der Name genauso auch im Deutschen gebraucht wird.

  2. JanZ

    Tjalk natürlich, bin halt auch eine Landratte.