Ein Beitrag von Roxane P.
Die folgende Situation spielte sich im Englischunterricht einer siebten Klasse am Gymnasium ab. Die Lehrerin, Frau Schmidt (Name geändert) ist sehr bemüht und engagiert und möchte aus jeder Unterrichtsstunde den größtmöglichen Lernertrag für ihre Schülerinnen und Schüler (SuS) herausholen. Deshalb hat sie auch immer viele Unterrichtsinhalte vorbereitet, damit die SuS die Lernzeit in der Klasse immer vollkommen ausnutzen. In der Unterrichtsstunde, in der sich die Situation abspielt, hat Frau Schmidt nur 45 Minuten Zeit und hat deshalb die Komponenten der Unterrichtseinheit (Hörverstehen, Grammatikeinheit mit neuen Informationen, anschließende grammatische Aufgaben und abschließend das Vergleichen mit Klassengespräch) eng getaktet. Da die Klasse in der vorherigen Stunde beim Sportunterricht war, sind alle SuS erschöpft und es fällt ihnen sichtlich schwer, sich auf die Englischstunde zu konzentrieren. Immer wieder gibt es Nachfragen zum Arbeitsauftrag oder welche Seite im Buch aufgeschlagen werden sollte und der Unterricht schreitet nur schleppend fort.
Doch Frau Schmidt reagierte auf die Verständnisschwierigkeiten, indem sie kurz und prägnant, die Seitenzahl, Aufgabennummer und ein paar Stichwörter zum Arbeitsauftrag an die Tafel schrieb. Dadurch wurde die Klasse nicht nur ruhig, sondern sie begann auch zu arbeiten. Bei einer weiteren Nachfrage einer Schülerin teilte ihr die Sitznachbarin mit: „Das steht doch schon an der Tafel!“ Somit wussten alle in der Klasse anwesenden genau, was zu tun war.
Meine Einsichten
Meine Einsicht aus der beobachteten Situation ist, wie kleine Handlungen einer Lehrkraft oft einen immensen Effekt haben können. Für die SuS war es schwierig, sich auf die Aufgaben zu fokussieren, weil sie zu erschöpft und aufgewühlt waren und somit auch Schwierigkeiten hatten, die Seitenzahl auf Englisch zu verstehen. Hinzu kam, dass eine leichte Unruhe im Klassenzimmer herrschte, weshalb es noch schwieriger für alle SuS war, die Lehrerin zu verstehen. Wichtig ist, dass Frau Schmidt sofort reagiert hat und nicht verärgert wurde, dadurch, dass es so viele Nachfragen gab. Sie konnte sich gut in die SuS hineinversetzen und hat verstanden, dass sie nicht aus Desinteresse nicht mit den Aufgaben angefangen haben, sondern weil sie nicht genau wussten, was zu tun war. Frau Schmidt hat erkannt, dass sie den Arbeitsauftrag einfacher gestalten musste, damit der Unterrichtsfluss nicht ins Stocken gerät und sie von unzähligen Nachfragen aus dem Konzept gebracht wird.
Gleichzeitig ist es jedoch wichtig, dass die Zahlen auf Englisch den SuS präsent bleiben, weshalb sie auch immer wieder wiederholt werden müssen. Es wäre sicherlich hinderlich, in jeder einzelnen Stunde immer die Seitenzahl und Aufgabennummer bereits an die Tafel zu schreiben, weil die Nennung der Zahlen auf Englisch selbst ein Unterrichtsinhalt ist und so einige SuS die Kompetenz verlieren könnten, die Zahlen auf Englisch zu verstehen.
Meine Folgerungen
Der Beruf einer Lehrkraft ist sehr dynamisch und es erfordert viel Einfühlvermögen, um genau zu verstehen, was die SuS gerade beschäftigt. Sicherlich ist es auch oft frustrierend, wenn man als Lehrperson viel für eine Stunde geplant hat und die SuS schon beim Erfassen der Seitenzahl Probleme haben.
Als gute Lehrkraft muss man jedoch lösungsorientiert arbeiten, um trotzdem zu gewährleisten, dass der Unterrichtsfluss nicht stockt und die Lernzeit möglichst gut genutzt werden kann. Außerdem ist es sehr wichtig, sich als Lehrperson Gedanken um die ideale Präsentation von Wissen und Arbeitsaufträgen zu machen.
Meine Anschlussfragen
- Bei welchen Informationen ist es sinnvoll, sie an der Tafel festzuhalten und welche Informationen können mündlich überliefert werden?
- Wie müssen Arbeitsaufträge gestaltet sein, dass sie sofort von allen verstanden werden und keine Zeit durch Nachfragen verschwendet werden muss?
- Welche anderen medialen Präsentationsformen (neben der Tafel und mündlicher Überlieferung) gibt es und wie können sie im Unterricht zielführend eingesetzt werden?