Ein Beitrag von Franziska K.
Im Folgenden werde ich eine Situation aus einer Gesellschaftswissenschaftsstunde in der 5. Klasse schildern. Das Thema der Unterrichtsstunde war das eigene Leben der Kinder. Sie sollten in der
vorherigen Stunde einen Zeitstrahl erstellen, in dem sie die wichtigsten Ereignisse aus ihrem Leben darstellen. Von zu Hause sollten sie dann Bilder oder Gegenstände, die zu den Ereignissen passen, mitbringen. Die Kinder durften in dieser Stunde ihren Zeitstrahl der gesamten Klasse vorstellen und Gegenstände zeigen, die sie mit den Ereignissen verbinden. Viele Kinder waren sehr begeistert und hatten sehr viel Freude daran, ihre eigenen Gegenstände stolz zu präsentieren.
Auch die anderen Kinder der Klasse fanden es toll mehr von ihren Mitschüler*innen zu erfahren. Kinder zeigten zum Beispiel Bilder von ihren Haustieren, von Medaillen oder Pokalen, aber auch ihre ersten Kuscheltiere. Die Kinder entwickelten immer mehr Interesse an der Geschichte der anderen Kinder. Nachdem alle Kinder ihr Geschichten erzählt hatten, wollten sie immer mehr erfahren und so begannen manche Kinder danach zu fragen, was in der Zeit passiert ist, bevor sie auf die Welt gekommen sind. Genau dieses interessierte Fragen der Kinder war Ziel der Stunde. Die Kinder hatten großes Interesse an der Geschichte bekommen, ausgelöst durch die Geschichten der eigenen Klasse. Die Fragen der Klasse wurden gesammelt und werden in der kommenden Zeit des Geschichtsunterrichts thematisiert und besprochen.
Meine Einsichten
Kinder haben großes Interesse neue Dinge zu lernen und von anderen zu erfahren, wie sie leben und was sie schon erlebt haben. Die Kinder haben, ohne es so wirklich zu merken, mit dem Geschichtsunterricht angefangen und sogar schon einen Teil ihrer eigenen Geschichte „geschrieben“. Sie haben ein Verständnis dafür, dass es auch eine Zeit vor ihnen gab und die Kinder wollen darüber mehr erfahren.
Meine Folgerungen
Als Lehrkraft braucht es nicht immer einen langen Vortrag, der den Kindern den Einstieg in das Thema gibt. Sie kommen selbst auf Fragen, für die sie sich interessieren und entwickeln durch den Bezug zu ihrer eigenen Geschichte viel Interesse. Durch das Hören von anderen Geschichten, die sehr ähnlich sind, möchten sie noch mehr erfahren. Zum Beispiel von Menschen die in einer anderen Zeit lebten. Als Lehrkraft muss man also nicht immer versuchen das Interesse bei Kindern zu wecken. Kinder haben von selbst Interesse, wenn man ihnen die Möglichkeiten und die Räume gibt, Fragen zu stellen.
Meine Anschlussfragen
- Wie kann ich genau dieses Interesse auf alle Fächer übertragen?
- Wie gelingt es mir, dass einige Kinder nicht auf der Strecke bleiben, weil sie nicht viele Dinge erlebt haben?
(Ich komme auf diese Frage, da ein Kind in der Klasse aus einem Kriegsland geflohen ist und aus dieser Zeit keine wichtigen Meilensteine/ wichtige Ereignisse zu erzählen hatte. Das Kind hat sich in dieser Stunde sehr zurückgezogen.)