“ … gähnte Schüler X demonstrativ laut.“

Ein Beitrag von Anntina I.

Die folgende Situation spielte sich in dem ersten Unterrichtsblock am Montag im Sprachenunterricht eines jahrgangsübergreifenden Klassenverbands, bestehend aus Schüler*innen der Klassenstufe sieben bis zehn, ab. Die Lehrkraft begann die Stunde mit dem Ritual des Tons einer Klangschale, woraufhin die zuvor unruhige Klasse ihren Fokus der Aufmerksamkeit der Lehrkraft zuwendete. Nach der Begrüßung formulierte die Lehrkraft die Lernziele für die Stunde und moderierte das zunächst stattfindende Unterrichtsgespräch über die vergangenen Lerneinheiten an. Kurz nach Beginn des Unterrichtsgesprächs gähnte Schüler X demonstrativ laut.

Einige Schüler*innen drumherum kicherten leise, wobei die Reaktion der anderen Schüler*innen sehr schwach ausfiel. Die Lehrkraft warf dem Schüler X nur einen kurzen, ernsten Blick zu und unterbrach den Unterrichtsfluss nicht. Die Blicke der meisten Schüler*innen waren wieder bei der Lehrkraft. Viele Schüler*innen partizipierten am Unterrichtsgespräch.

Nach einiger Zeit gähnte Schüler X erneut auffällig laut. Darauf nannte die Lehrkraft Schüler X beim Namen, gekoppelt mit einem ernsten Blick und griff das Unterrichtsprogramm sofort wieder auf. Der Blick der Schüler*innen war zum größten Teil immer noch bei der Lehrkraft. Als Schüler X zum dritten Mal laut gähnte, unterbrach die Lehrkraft ihr Handlungsprogramm und sprach Schüler X an. Sie kommunizierte ihm knapp ihre Perspektive, indem sie ihm sagte, dass sie das Verhalten von Schüler X als respektlos empfindet und, dass er es nun unterlassen soll. Wenn ihm dies nicht möglich sei, solle er den Raum verlassen und sich erst einmal auf dem Schulhof ausgähnen gehen. Schüler X sagte, dass er im Unterricht bleiben möchte und guckte kurz schamvoll zum Boden als sich die Blicke der ganzen Klasse zu ihm wandten. Die Lehrkraft griff das Unterrichtsgespräch wieder auf und lenkte die Aufmerksamkeit der Klasse wieder auf den Inhalt der Unterrichtsstunde.

Sobald die Blicke der Mitschüler*innen sich wieder von Schüler X abgewandt hatten, suchte er Blickkontakt zu einem anderen Klassenkameraden, welcher auch oft im Unterrichtsgeschehen durch Störungen und Unkonzentriertheit auffällt. Sie lachten sich still zu. Darauf begann der Schüler X mit einem Stift herumzuspielen. Schüler X fiel in dieser Unterrichtsstunde nicht mehr wegen störendem Verhalten auf. Er beteiligte sich allerdings auch nicht am Unterrichtsgeschehen.

Meine Einsichten

Der Umgang der Lehrkraft mit der Störung des Schülers X lässt sich als effektiv hinsichtlich der Unterbindung des Störungsverhaltens beschreiben. Als die Lehrkraft ihr Handlungsprogramm unterbrach, um die Störung zu adressieren, kommunizierte sie ihre Perspektive und sprach ihre Einschätzung der Situation und die Handlungsoption für den Schüler klar aus.

Meine Folgerungen

Die Unterbindung von Störungsverhalten im Unterricht benötigt ein feines Gespür der Lehrkraft bezüglich des angemessenen Zeitpunkts. Die Unterbindung des Störungsverhalten des Schülers X führte jedoch zu keiner aktiven Teilnahme am Unterrichtsgeschehen. Somit lässt sich folgern, dass die intrinsische Motivation des Schülers, am Unterricht zu partizipieren, durch das Management der Lehrerin nicht geweckt wurde.

Meine Anschlussfragen

  • Wie lässt sich Störungsverhalten unterbinden und gleichzeitig der/die Schüler*in zur aktiven Mitarbeit am Unterricht motivieren?
  • Was ist in morgendlichen und was in späteren Stunden des Unterrichtens zu beachten?

6 Gedanken zu „“ … gähnte Schüler X demonstrativ laut.““

  1. In meiner eigenen Schulzeit habe ich ähnliche Situationen in meiner Klasse erlebt, weswegen es umso interessanter ist, diesen Beitrag aus der beobachtenden Perspektive zu lesen.
    Um Störungsverhalten effektiv zu unterbinden und gleichzeitig Schüler zur aktiven Mitarbeit zu motivieren, könnten verschiedene Ansätze kombiniert werden. Beispielsweise können Lob und Anerkennung für konstruktives Verhalten eine motivierende Wirkung haben. Indem die Lehrkraft positives Verhalten lobt und wertschätzt, ermutigt sie die Schüler, sich aktiv am Unterricht zu beteiligen. Das hat zumindest in meiner Schulzeit oft funktioniert. Zusätzlich ist ein ansprechender Unterricht sinnvoll, der die Schüler herausfordert und ihr Interesse weckt, und damit die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie sich aktiv beteiligen. Verschiedene Methoden, Medien und Aktivitäten können verwendet werden, um den Unterricht spannend zu gestalten.
    In Bezug auf den Zeitpunkt des Unterrichts ist zu beachten, dass morgendliche Stunden oft eine geringere Aufmerksamkeitsspanne und Müdigkeit bei den Schülern mit sich bringen können. Hier kann es hilfreich sein, den Unterricht interaktiver und abwechslungsreicher zu gestalten, um die Schüler zu aktivieren. Dafür eignen sich Gruppenarbeiten ganz gut, die man anschließend gemeinsam in einer Diskussionsrunde auswertet. Später am Tag kann es sinnvoll sein, kurze Bewegungspausen oder aktivierende Übungen einzubauen, um die Konzentration aufrechtzuerhalten. Letztendlich ist eine individuelle Herangehensweise und ein kontinuierliches Monitoring des Lernfortschritts und des Verhaltens der Schüler entscheidend.

  2. Ich fand diesen Beitrag sehr interessant, da ich denke, dass dies eine relativ typische Situation ist für eine Unterrichtsstunde. Zudem frage ich mich auch häufig, wie effektiv manche Reaktionen auf ähnliches Störungsverhalten sein können. Das Handeln der Lehrkraft empfinde ich als sehr gut und auch pädagogisch wertvoll, da hier durch kleine und ruhige Handlungen mit der Störung umgegangen wird. Die Lehrkraft lässt nicht zu, dass der Unterrichtsfluss gestört wird und reagiert trotzdem gut auf die Störung, indem sie nach non-verbalen Verwarnungen offen mit dem Schüler kommuniziert. Ich finde es auch gut zu sehen, dass diese Situation zum Fortführen des Unterrichtsflusses führt, jedoch frage ich mich auch (wie die Blogeintragverfasserin) wie man mit solchen Situationen umgehen kann, sodass die Störenden auch an dem Unterricht interessiert und aktiv teilnehmen.

  3. Ich finde, die Lehrkraft hat das Verhalten von Schüler effektiv gehandhabt. Sie hat das Störungsverhalten unterbunden, indem sie ihren Standpunkt und ihre Sichtweise zu der Situation und die Handlungsmöglichkeiten für den Schüler klar kommuniziert hat. Allerdings konnte die Unterrichtsführung die Motivation des Schülers am Unterricht teilzunehmen nicht wecken.

    Es wird für mich deutlich, dass Lehrkräfte ein feines Gespür für den angemessenen Zeitpunkt aufbauen müssen, um Störungsverhalten effektiv zu unterbinden.

  4. Dieser Blockbeitrag stellt ein Beispiel von einer ziemlich häufigen Situation dar, mit dem Lehrkräfte im Arbeitsalltag zutun haben. Es ist für mich sehr interessant solch ein Beispiel zu lesen, um meine eigenen Methodenkompetenzen zu erweitern und neue bzw. mögliche Handlungsweisen zu erfahren. Die Lehrkraft geht professionell mit der Situation um und lässt sich nicht so leicht verunsichern sowie aus der Ruhe bringen. Ich finde es gut, dass sie den Schüler nicht direkt bei der ersten Auffälligkeit ermahnt hat. Damit gibt sie dem Schüler selbst die Möglichkeit sein Verhalten zu erkennen und zu überdenken. Das ermahnen der Lehrkraft erfolgt respektvoll, klar, ruhig und aus der Ich-Perspektive, sodass es kein Angriff gegenüber den Schüler darstellt. Mich würden noch weitere Möglichkeiten interessieren, wie mit Störsituationen korrekt umgegangen werden kann und wie SuS motiviert werden können.

  5. Ich glaube, dass eine Situation wie diese im Alltag als Lehrkraft unumgänglich ist. Umso wichtiger ist es, sich als lehrende Person effektive Handlungsstrategien anzueignen. Der in dem Beispiel beschriebene Umgang wirkt auf mich pädagogisch wertvoll. Ich finde es gut, dass anfangs lediglich non-verbal kommuniziert wird und es der Lehrkraft auch im weiteren Verlauf gelingt, auf der Sachebene zu bleiben und sich nicht provozieren zu lassen. Der ruhige Umgang mit der Situation führt dazu, dass der Unterrichtsfluss nicht gestört wird und das Fehlverhalten trotzdem angemessen kommuniziert wird. Ich glaube, dass es in dem Fall hilfreich sein könnte, die kognitive Aktivität des störenden Schülers noch auf spielerische Art zu fördern, indem dieser direkt ins Unterrichtsgeschehen eingebunden wird und dort bestenfalls auch Erfolgserlebnisse hat, die die Lehrkraft zur zusätzlichen Motivation bewusst hervorhebt.

    Ich fand diesen Beitrag sehr interessant, da ich denke, dass dies eine relativ typische Situation ist für eine Unterrichtsstunde. Zudem frage ich mich auch häufig, wie effektiv manche Reaktionen auf ähnliches Störungsverhalten sein können. Das Handeln der Lehrkraft empfinde ich als sehr gut und auch pädagogisch wertvoll, da hier durch kleine und ruhige Handlungen mit der Störung umgegangen wird. Die Lehrkraft lässt nicht zu, dass der Unterrichtsfluss gestört wird und reagiert trotzdem gut auf die Störung, indem sie nach non-verbalen Verwarnungen offen mit dem Schüler kommuniziert. Ich finde es auch gut zu sehen, dass diese Situation zum Fortführen des Unterrichtsflusses führt, jedoch frage ich mich auch (wie die Blogeintragverfasserin) wie man mit solchen Situationen umgehen kann, sodass die Störenden auch an dem Unterricht interessiert und aktiv teilnehmen.

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