Da ich nach und während des Abiturs am Theater gearbeitet habe und mich auch in meiner Freizeit sehr für Theater und Oper interessiere, stand für mich fest, dass ich nach meinem Bachelor auf jeden Fall einen Master in Regie oder Dramaturgie machen möchte. Das Praktikum wollte ich unter anderem dafür nutzen mich diesbezüglich zu orientieren und weitere Erfahrungen in mir unbekannteren Theaterbereichen zu sammeln. Nach einer Absage bei einer niederländischen Musicalproduktionsfirma habe ich weiter recherchiert und habe mich in der Dramaturgie bei einer Einrichtung in Vlaanderen beworben. Nach einigen Tagen bekam ich dann auch direkt die Einladung zum Vorstellungsgespräch und bin dann im März diesen Jahres für zwei Tage nach Antwerpen gereist. Während des Vorstellungsgespräches bekam ich dann direkt die Zusage und ich suchte mir eineProduktion  aus, die um Tanz als Handlungsebene erweitert wurde und mir aus dramaturgischer Perspektive sehr spannend erschien.

Die Wohnungssuche wollte ich für mich so unaufwändig wie möglich halten. Ich habe zwar mit dem Gedanken gespielt mir eine Wohngemeinschaft zu suchen, den Gedankengang dann aber nach einigem Recherchieren schnell wieder aus logistischen und finanziellen Gründen verworfen. Ähnlich wie in Deutschland hätte ich mich oft persönlich vorstellen sollen. Dann habe ich mich dazu entschieden, ein Zimmer in einer größeren Wohnung oder einem Haus über Airbnb zu buchen. Ich hatte das Glück ein günstiges Zimmer zu finden und habe mir das Haus mit einer sehr lieben Mitbewohnerin (ebenfalls eine Praktikantin aus Deutschland) geteilt. Wir haben gemeinsam die Stadt erkundet und so oft es ging viele Sachen zusammen unternommen, was bei teilweise sehr unterschiedlichen Wochenabläufen nicht immer ganz einfach war. Das Praktikum an sich hat sehr viel Spaß gemacht, auch wenn ich anfangs sehr viel Zeit im Büro verbrachte. Zu Beginn habe ich mich mit der Einrichtung selbst und vielen anderen Texten rund um das Thema Meerjungfrauen auseinandergesetzt, analysiert und sie miteinander vergleichen. Daraus habe ich dann die Materialmappe für die an der Produktion Beteiligten erstellt, damit sie einen guten Überblick über die in der Oper behandelten Themen und Motive bekommen. Außerdem durfte ich einige Texte für das Programmheft verfassen und war bei diesem, wie auch bei weiteren Programmheften, für die Redaktion verantwortlich. Diesbezüglich habe ich auch viele Übersetzungen angefertigt. Da in alle Personen mit unterschiedlichen Übersetzungen des Librettos gearbeitet haben, habe ich für eine einheitliche Librettoversion gesorgt, die den Beteiligten dann als Basis für die Probenarbeit diente, die keine Noten lesen konnten. Neben typischen Aufgaben, die während der Probezeit anfallen, habe ich auch viele kleinere Aufgaben übernommen. Zum Beispiel habe ich einen Tag mit Veranstaltungen zum und über den Komponisten Giuseppe Verdi mitkoordiniert, eine Kammermusikreihe betreut und eine Vortragsreihe zum 50-jähirgen Bestehen des flämischen Balletts mitorganisiert und koordiniert. Da zwei Vortragende leider nicht anreisen konnten, habe ich zusammen mit deren Vertretern noch recherchiert und wir haben zusammen die Präsentation erarbeitet. Die Menschen bei meiner Praktikumsstelle sind alle immer sehr freundlich gewesen. Wenn mein Praktikumsbetreuer gerade mal verhindert war, konnte ich mich mit allen meinen Anliegen auch an seine Kolleg*innen wenden, die mir dann weitergeholfen haben. Das Freizeitangebot in Antwerpen ist sehr vielseitig, da es in Antwerpen auch viele Studierende gibt. Mehr Kultur ist in den Museen zu erleben oder man kann in einer Kletterhalle Sport treiben. Wenn man jedoch mal zu viel von Antwerpen hat, kann man für relativ wenig Geld mit der Bahn in die umliegenden Städte (z. B. Brüssel, Gent, etc.) oder auch an die Nordsee nach Ostende fahren.

Ich würde das Dramaturgiepraktikum auch anderen Studierenden empfehlen, weil ich dort viel über Theater und Dramaturgie lernen konnte. Da es manchmal sehr stressig werden kann und unter Druck gearbeitet werden muss, sollte man diesbezüglich unbedingt belastbar sein und sich auf solche Situationen vorbereiten. Außerdem kann man auch schon Verantwortung übernehmen und sich an vielen Stellen selbst miteinbringen. Auch Menschen, die nicht Niederländisch sprechen empfehle ich das Praktikum, da sehr viel auf Englisch gearbeitet wird und jede*r noch mindestens 2 weitere Fremdsprachen spricht.

Tipps für andere Praktikanten

Vorbereitung
Ich empfehle eine Übersicht anzulegen, vor allem was die Fristen für (Erasmus-)Bewerbungsunterlagen angeht und sich rechtzeitig um die Unterlagen zu kümmern, die von einem selbst, der Uni und dem Betrieb unterzeichnet werden müssen. Gerade bei meiner Praktikumsstelle gibt es manchmal Phasen, in denen viel zu tun ist und die Menschen nicht immer präsent haben, wie wichtig das Einhalten der Frist bzw. der Erasmus+-Antrag ist, weil sie bisher noch nicht mit dem Programm zu tun hatten.

Praktikumssuche
Mir war bei der Praktikumsstellensuche vor allem wichtig, dass mir der Arbeitsbereich Spaß macht und auch etwas mit dem zu tun hat, was man später machen möchte. Neben dieser Bedingung habe ich anfangs noch nach Praktika gesucht, die vergütet sind und würde auch jeder Person raten, zuerst nach einem vergüteten Praktikum zu suchen, sich aber darauf nicht zu versteifen. Gerade vergütete Praktika im geisteswissenschaftlichen Bereich sind zumindest in Deutschland ja immer noch die Ausnahme. Was euer Zielland angeht, könnte dies aber unter Umständen anders sein. Also informiert euch auf diesem Gebiet.

Wohnungssuche
Auch in Belgien gibt es eine WG-Kultur, die aber nicht so weit verbreitet ist. Ähnlich wie in Deutschland muss man sich dort meistens persönlich vorstellen und dafür nach Belgien fahren. Da ich mir die Fahrtkosten sparen wollte habe ich darauf verzichtet und stattdessen auf Airbnb nach einem Zimmer gesucht, das die Kosten für mein Berliner Zimmer keinesfalls übersteigt.

Versicherung
Wenn man ein Erasmus-Praktikum macht, ist eine Unfallversicherung nötig, die im Ausland gilt. Wenn man noch nicht unfallversichert ist, empfehle ich mehrere Versicherungen bzgl. Leistungen und Preis zu vergleichen.

Bildquelle: privat