Lehramtspraktikum in Irland

Ich war sehr dankbar dafür, wie viele Erfahrung ich an meiner Schule sammeln durfte. Neben meinen 20 Unterrichtsstunden im Rahmen meines Assistenzprogramms, konnte noch viele weitere Aufgaben übernehmen. Da ich während meiner regulären Stunden meistens zusammen mit der jeweiligen Lehrkraft als Team zusammen unterrichte, konnte ich hier sehr viel lernen und mir einiges abgucken.

Zusätzlich wurde ich gefragt, ob ich die Einzelförderung von 2 Schülern übernehmen würde. Ein Schüler hatte zu Beginn noch keine Deutschvorkenntnisse, da er aus China an die Schule gekommen ist. Er musste innerhalb von 8 Monaten aufholen, was die irischen Schüler (reine Jungenschule daher keine Schülerinnen) innerhalb von 4 Jahren gelernt haben. Das war natürlich eine große Aufgabe, aber durch 5 Einzelunterrichtsstunden die Woche, konnten wir uns schnell durch das Material arbeiten und ich lernte so den Rahmenlehrplan auch besser kennen.

Außerdem wurde ich mit der Einzelförderung eines Schülers betraut, der zuvor 6 Jahre in Deutschland gelebt hatte und daher bereits auf einem viel höheren Niveau war als seine Klassenkameraden. Generell würde ich jedem der es angeboten bekommt empfehlen die Einzelförderung von Schülern und Schülerinnen zu übernehmen, da hier viele didaktische Konzepte in einem kleineren Rahmen getestet werden.

Im Dezember fing ich dann auch an bei der Vorbereitung für die mündlichen Prüfungen zu helfen. Vor sowie nach dem Schultag nahm ich mündliche Probeprüfungen ab und gab den 12. Klässlern regelmäßig Feedback. Zunächst ist es ein wenig Aufwand sich mit den Bewertungskriterien, Fragemustern und Rollenspielen bekannt zu machen, aber schon nach einigen Probeprüfungen muss man kaum noch darüber nachdenken. Es hat mir persönlich trotz der Eintönigkeit der Aufgabe sehr viel Spaß gemacht, da mir die Schüler viel Dankbarkeit entgegengebracht haben.

Meine wohl schönste und spannendste Aufgabe, war die eigenständige Leitung des Deutschen Debattierclubs. Obwohl ich anfangs wie mit vielen Dingen ein wenig nervös war der Aufgabe nicht gewachsen zu sein, sind ich und das Team von 9 Schülern schnell zusammengewachsen und haben gelernt effektiv zusammen zu arbeiten. Der nationale Wettbewerb wird einem Institut organisiert und findet in Irland jährlich statt zwischen allen Schulen die Deutsch unterrichten und sich dafür anmelden. Obwohl wir im Viertelfinale leider ausgeschieden sind, haben wir danach beschlossen das Team zu erhalten und zu einem kleinen Leistungskurs umzugestalten. So habe ich die letzten Monate, statt zu debattieren damit verbracht den Schülern die deutsche bzw. Berliner Kultur näher zu bringen und ganz gezielt auf ihre Themenwünsche einzugehen.

Da in einer Schule natürlich auch immer mal wieder Lehrkräfte aus unterschiedlichen Gründen ausfallen, konnte ich durch Vertretungsstunden sowohl an Erfahrung gewinnen als auch finanziell etwas dazu zu verdienen. Neben Deutsch habe ich auch Vertretung für Englisch und Religionsunterricht gemacht. So habe ich die Möglichkeit gehabt meine eigentlichen Fächer zu unterrichten (für die Religionsstunden wurde mir die Erlaubnis erteilt Ethik zu unterrichten).

Zuletzt wurde öfters mal jemand gebraucht der Ausflüge mit betreut oder die Pausenaufsicht bzw. Bibliotheksaufsicht übernimmt. Das habe ich immer gerne gemacht, da man sich ab einem gewissen Zeitpunkt sehr mit der Schule verbunden fühlt. Es war dann irgendwann gar keine Frage mehr ob man Wochenende zum Schulrugbyspiel geht oder nicht. Dies macht einen großen Teil des Charmes der irischen Schulen aus. Ich war es von deutschen Schulen nicht gewöhnt, dass der Teamgeist und die Identifizierung mit der Schule so stark ist, sowohl unter Schülern als auch bei den Lehrkräften.

 

Tipps für andere Praktikanten

Vorbereitung

Vor meiner Abreise habe ich mich hauptsächlich um bürokratische Dinge gekümmert. Mein Vetting, was für eine Anstellung durch das Department of Education Pflicht ist, habe ich sobald ich meine Schulzuweisung hatte direkt angefordert. Da dies nach der online Aufforderung per Post geschieht, braucht man dafür ein wenig Vorlauf. Zudem habe ich darauf geachtet für die ersten beiden Monate genug Geld zurückgelegt zu haben. Außerdem habe ich mein Wissen über Deutsch als Fremdsprache aufgefrischt. Der Versuch eine Unterkunft online zu finden vor meiner Ankunft ist leider gescheitert und generell eher nicht zu empfehlen.

Praktikumssuche

Mein Praktikum habe ich vermittelt bekommen, was mir viel Eigenorganisation erspart hat. Allerdings ist der Bewerbungsvorgang sehr anstrengend und zieht sich über ein halbes Jahr.

Wohnungssuche

Die Mietpreise in Cork sind sehr hoch. Die „Housing Crisis“ ist hier und in Dublin am meisten zu spüren. Zimmer werden im Schnitt für 600 EUR aufwärts vermietet, dabei sind Preise bis zu 800 EUR keine Seltenheit. Die Wohnungssuche war ehrlich gesagt ein Albtraum. Nur durch meine netten Kollegen und meine Mentorin, die sich alle um mich gekümmert haben, habe ich letztendlich ein Zimmer für 550 EUR im Monat gefunden. Meine beiden Tipps wären also sich bei Kollegen umzuhören und nach Hilfe zu Fragen, sowie direkt vor Ort zu so vielen Besichtigungen wie möglich zu gehen. Für die ersten Wochen bin ich bei meiner Mentorin untergekommen, andere haben sich ein Airbnb gemietet.

Ich hatte sehr viel Glück, dass die Wohnung, bei der ich ein Zimmer zur Untermiete bekommen habe, auch direkt an eine Buslinie angebunden war. Meine Bushaltestelle war nur 2 min von meiner Haustür entfernt und der Bus hat mich jeden Morgen innerhalb von 20 min in die Stadt/zur Schule gebracht. Das ist allerdings nicht unbedingt die Regel. In Cork gibt es außer den Bussen, keinen öffentlichen Nahverkehr. Die Busse sind zudem nicht sehr zuverlässig und so bin ich immer eine Stunde bevor ich in der Schule sein musste aus dem Haus gegangen, um mir 30 min Puffer zu schaffen.

Versicherung

Durch die EHIC Karte war ich auch in Irland mit meiner deutschen Krankenkasse versichert. Ich habe zusätzlich noch eine Unfallversicherung abgeschlossen.

 

Formalitäten vor Ort

 Telefon-/Internetanschluss

Es gab sowohl in meiner Unterkunft als auch in meinem Unternehmen guten Telefon- und Internetanschluss. Ich kann mir schwer vorstellen, dass das irgendwo in Irland ein großes Problem darstellen sollte.

 Bank/Kontoeröffnung

Eine Kontoeröffnung in Irland ist tatsächlich sehr schwer. Das System vor Ort ist chaotisch und es ist kompliziert einen Termin zu bekommen, von einem zeitnahen ganz zu schweigen. Theoretisch braucht man einen Wohnnachweis bevor man eine PPS Nummer erhält und dann mit beidem ein Bankkonto eröffnen kann. Leider wird für den Wohnnachweis nach einer Utility Bill als Nachweis gebeten (Strom-/Gasrechnung). Da man diese, vor allem wenn man gerade erst in Irland angekommen ist, oft nicht hat ist es fast unmöglich im ersten Monat ein Konto eröffnen. Ich habe irgendwann aufgegeben und mein deutsches Konto benutzt, wobei es auch keine Probleme gab.

 Sonstiges

Vor allem wenn man sich die Insel während seiner Zeit ansehen möchte, lohnt es sich also mit dem eigenen Auto anzureisen. In Cork ist es allerdings auch durchaus machbar ohne Auto auszukommen. Nur das Ausgehen am Wochenende kann dann schnell teuer werden, viele Busse fahren ab 23 Uhr nicht mehr und dann muss man sich ein Taxi rufen. Wer also, so wie ich, nicht die Möglichkeit hat ein Auto mitzubringen, der sollte darauf achten so zentral wie möglich zu wohnen.

  

Alltag/Freizeit

 Ausgehmöglichkeiten

Freizeitangebote gibt es in Cork reichlich. Fitnessstudios finden sich an jeder Ecke und sind auch gut bezahlbar. Wandergruppen lohnen sich auch sehr, wenn man die Insel ein bisschen näher kennenlernen möchte. Diese organisieren sich selbst über Facebook und heißen jeden der dazukommt gerne willkommen. Zusätzlich gibt es etliche Hobbygruppen und Veranstaltungen. Comedyshows in kleinen Pubs sind sehr zu empfehlen genauso wie größere Events, wie zum Beispiel das Jazz Wochenende. Da die halbe Stadt am

Freitag- bzw. Samstagabend unterwegs ist, kann man auch immer für ein paar Stunden in den Pub gehen und Livemusik lauschen. Bei schlechtem Wetter und für alle die keine Bars mögen empfiehlt sich das Brettspielcafe in der Innenstadt oder die Crawford Art Gallery.

Sonstiges

Gerade in Cork mit der UCC und vielen anderen Hochschulen, sind in der Stadt viele junge Leute unterwegs die man in Pubs oder Sportvereinen schnell kennenlernt. Dazu kommt, dass ich nicht die einzige deutsche Assistenzkraft in Cork war. Durch einen Gruppenchat hat man sich dann regelmäßig für Ausflüge oder Unternehmungen organisiert. Ich habe mich während meiner Zeit hier zum Glück nie alleine gefühlt.

 

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