Der Sudan befindet sich gerade in einer Übergangsphase weg von einer Militärdiktatur hin zu einer Demokratie (hoffentlich). Gerade die zivilgesellschaftlichen Akteure, Nachbarschaftskomitees und Gewerkschaften spielten beim Sturz der Diktatur und im Übergangsprozess eine entscheidende Rolle. Die Organisation besitzt seit Jahrzehnten gute Kontakte in die Zivilgesellschaft, weshalb ein Praktikum im Büro Khartoum sich meiner Meinung nach perfekt anbot mehr über die andauernden Fortschritte, Herausforderungen und Probleme herauszufinden.

Finanzielle Unterstützung erhielt ich durch ein Stipendium des PROMOS Büros der Freien Universität Berlin. Durch die Revolution und die dadurch entstandenen Freiheiten ist die Arbeit von internationalen Organisationen deutlich vereinfacht worden. Die Organisation arbeitet zur Zeit vor allem in der Förderung von Jugendlichen (Schwerpunkt Frauen) im Bereich der politischen Partizipation und Bildung im Kontext der (hoffentlich) bevorstehenden Wahlen. Hierbei gibt es Kooperationen mit dem Goethe Institut Büro Khartoum, der holländischen Botschaft sowie der Europäischen Union. Neben dem Büroleiter hat die Organisation zurzeit zwei Programme Manager (Sudanesen) welche die Projektanträge vorbereiten, die Projekte umsetzen und begleiten. Des Weiteren mehrere Personen, die die Arbeit der Programme Manager unterstützen im Bereich Finanzen, Verwaltung und Kommunikation.

Mein Arbeitstag beginnt meist um 9 und zieht sich bis 17/18 Uhr wobei es keine wirkliche (genau 30 Minuten wie in Deutschland) Mittagspause gibt. Normalerweise sitzen wir als Team zusammen und essen oder gehen auf die Straße, wo direkt vor unserem Büro eine Tea Lady arbeitet. An vielen Straßenecken und Plätzen sitzen Frauen, welche Kaffee und Tee verkaufen. Dabei besitzt jede dieser Frauen ihr eigenes „Revier“, ausgestattet mit Stühlen wo man dann sein Getränk frisch zubereitet genießen kann.
Durch die rapide Abwertung der Währung und die immer schlechtere ökonomische Situation sind auch die Lebensverhältnisse deutlich schlechter als zum Beispiel in Deutschland. Fast jeden Tag gibt es Stromausfälle teilweise über mehrere Stunden, Schlangen von bis zu mehreren hundert Metern an Tankstellen sind eher die Regel als die Ausnahme und der Diesel für die Generatoren ist begrenzt. Dennoch sind die Menschen unheimlich gastfreundlich und schauen der Zukunft ihres Landes skeptisch aber hoffnungsvoll entgegen.

Die Einreise in den Sudan war relativ einfach. Anfangs gab es ein paar Komplikationen mit dem Visum, diese wurden jedoch ausreichend vor der Reise behoben. Für den Flug sowie die Einreise musste ein negativer Corona Test vorgelegt werden, welcher nicht älter als 72 Stunden sein durfte und dann ging es los! Nach der Einreise in Khartoum musste ich mich erst einmal um Geld (Sudanesisches Pfund) kümmern, welche jedoch noch nicht freigehandelt wurden, was mich dazu veranlasste meine ersten Euros in der Besenkammer eines Supermarktes zu tauschen. Eine Woche nach meiner Ankunft, konnte man dann auch Geld in Banken umtauschen. Zurzeit gibt es die Bestrebung, den Zahlungsverkehr mit Mastercard und Visa aufzubauen. Zurzeit gibt es für 1 Euro 455 Sudanesische Pfund.

Corona Maßnahmen gab es so gut wie keine. Ab und zu sieht man Menschen mit Masken, diese sind jedoch vor allem Taxifahrer und Angestellte in Büros. Großveranstaltungen wie Hochzeiten oder Konzerte fanden statt. Nichtsdestotrotz ist die dritte Coronawelle auch im Sudan angekommen. Ein bedeutender Unterschied zwischen Deutschland und dem Sudan ist jedoch die Bevölkerungsstruktur, im Sudan ist die Bevölkerung deutlich jünger als in den europäischen Staaten. Seit meiner Ankunft machte ich regelmäßig PCR Tests, um eine mögliche Covis-19 Erkrankung frühestmöglich festzustellen.

Tipps für andere Praktikant/inn/en
Vorbereitung

Informationen sammeln zum Land und mit Menschen welche bereits Erfahrungen gesammelt haben sprechen.

Praktikumssuche

Sich die Frage stellen, was will ich eigentlich machen und erfahren? Dann auf Grundlage dieser Erkenntnisse suchen.

Wohnungssuche

AirBnB, Wohnheime von Universitäten

Versicherung

Auslandsversicherung der deutschen Versicherung auswählen

Sonstiges
Wenn es Probleme gibt, nicht gleich aufgeben sondern Lösungen finden!

Formalitäten vor Ort
Telefon-/Internetanschluss

Waren teilweise verfügbar, telefonieren ging über Whatsapp

Bank/Kontoeröffnung
Ich musste in den Sudan mit Bargeld einreisen, Überweisungen waren nicht möglich.

Alltag/Freizeit
Nur wenige Restaurants und Kaffes