Praktikum bei einer Sicherheitsorganisation in Schweden

Das Praktikum bei der schwedischen Delegation zur Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ist zu meiner vollsten Zufriedenheit verlaufen. Die OSZE hat 57 Mitgliedsstaaten und ist die größte regionale Sicherheitsorganisation der Welt.

Aufgrund des der Organisation zu Grunde liegenden breiten Sicherheitsbegriffs, ist die Arbeit der OSZE in drei Dimensionen unterteilt: die politisch-militärische Dimension, die wirtschaftliche und umweltbezogene Dimension, und die menschliche Dimension. Sicherheit, aus Sicht der OSZE, kann nur hergestellt werden, wenn neben der militärischen Sicherheit auch wirtschaftliche Sicherheit, Schutz vor Umweltkatastrophen oder Folgen der Klimakrise, Menschenrechte, Demokratie und vieles mehr gewährt werden können. Wöchentlich treffen sich die Delegationen in zwei Veranstaltungsformaten: dem „Permanent Council“ (PC), dem hauptsächlichen Entscheidungsfindungsorgan der OSZE für das laufende Alltagsgeschäft, und dem „Forum for Security Cooperation“ (FSC), dem Entscheidungsfindungsorgan für militärpolitische Fragen. Beim jährlichen „Ministerial Council“ werden verbindliche Entscheidungen getroffen und Deklarationen gegeben. Das höchste Exekutivorgan der OSZE ist das Sekretariat, geleitet vom Generalsekretär. Des weiteren gibt es drei autonome Institutionen für Minoritäten, Medienfreiheit und demokratische Institutionen und Menschenrechte. Die OSZE ist durch 13 Missionen im Feld vertreten, die Mitgliedsstaaten praktisch durch verschiedene Projekte in der Umsetzung des breiten Sicherheitsbegriffes zu unterstützen. Die schwedische Delegation bestand zu dem Zeitpunkt, zu dem ich dort gearbeitet habe aus 9 ständigen Mitarbeitenden. Darüber hinaus gibt es schwedische Entsandte an die autonomen Institutionen, das Sekretariat oder die Feldmissionen.

Während meines Praktikumsaufenthaltes, habe ich vor allem in der politisch-militärischen Dimension der OSZE gearbeitet. Meine Haupttätigkeit bezog sich vor allem auf sämtliche Aufgaben rund um das „Forum for Security Cooperation“. Beispielsweise fanden wöchentliche EU-interne Abstimmungen zu gemeinsamen Positionen und Stellungsnahmen statt, wofür Schweden dementsprechend die eigenen Standpunkte vorbereiten musste. Während der FSC-Sitzungen war ich für die Mitschriebe verantwortlich, sowie dafür nach den Sitzungen einen Bericht für das Auswärtige Amt zu verfassen und verschicken. Oftmals fanden neben den regulären Sitzungen ebenfalls thematische Veranstaltungen statt, wie beispielsweise zu den Themen Frauen, Frieden und Sicherheit (UNSCR 1325); explosionsfähigen Kriegshinterlassenschaften; internationales Recht; Kinder und Konflikt; und Kleinwaffen und leichte Waffen. Außerhalb der ersten Dimension habe ich ebenfalls KollegInnen in anderen Dimensionen unterstützt. Unter anderem durfte ich bei der Vorbereitung und Durchführung einer Konferenz zum Thema der wirtschaftlichen Ermächtigung von Frauen dabei helfen, RednerInnen zu finden, Konzeptpapiere zu erstellen und eine Paneldiskussion vorzubereiten. Im wirtschaftlichen Bereich habe bei Sitzungen zum Jahreshaushaltsplan teilgenommen und interne Berichte erstellt. Die Sitzungen des PC habe ich oftmals mit verfolgt und einige Abschnitte des Wochenberichts mit erstellt.

Neben den praktischen Fähigkeiten, die ich durch diese Aufgaben entwickelt konnte, habe ich durch mein Praktikum ebenfalls viele, sehr wertvolle Erfahrungen gemacht, die sicherlich in Zukunft von Nutzen und Bedeutung sein werden. Einerseits habe ich die Arbeit einer Zwischenstaatlichen Organisation kennengelernt und Einblicke in die alltäglichen Arbeitsschritte und Routinen bekommen. Des weiteren habe ich gelernt, wie EU-Mitgliedsstaaten ihre Positionen in solchen Organisationen koordinieren und zusammenarbeiten, um gemeinsame Stellungsnahmen produzieren zu können. Da Schweden 2023 die Ratspräsidentschaft der EU übernommen hat, durfte ich die Vorbereitungen Schwedens auf diese Aufgabe aus der Nähe miterleben. Insbesondere habe ich viele neue und interessante Einblicke darin bekommen, wie das schwedische Außenministerium arbeitet und erlebt, wie sich dieses nach einem Regierungswechsel (September 2022) umstellt.

Ein ausschlaggebender Grund, weshalb ich dieses Praktikum unbedingt machen wollte, war, dass ich mich nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine damit auseinandersetzen wollte. Da ich internationale Sicherheitspolitik studiert habe, war es für mich wichtig mich in dieser Situation diesem Thema widmen zu können. Während meines Praktikums habe ich sehr viele neue Einblicke bekommen bezüglich der militärischen, politischen, wirtschaftlichen, umweltbedingten und rechtlichen Auswirkungen dieses Krieges. Das ist womöglich die größte und wichtigste Lehre, die ich aus diesem Praktikum ziehen konnte und für die ich sehr dankbar bin. Auch wenn andere Konflikte innerhalb der OSZE-Region ebenfalls thematisiert wurden und von der OSZE bearbeitet werden, war Russlands Krieg in der Ukraine mit Abstand das Thema, das am meisten behandelt wurde.

Ich bin insgesamt sehr zufrieden mit meinem Praktikumsaufenthalt und würde dieses Praktikum, ohne zu zögern jedem weiterempfehlen.

 

Tipps für andere Praktikant:innen

Beantragung Visum

In meinem Fall nicht nötig.

Praktikumssuche
Bei „Utrikesdepartementet>“lediga praktikplatser“.

Wohnungssuche
WG-gesucht.

Sonstiges
Nach einem Monat Anmeldung des Wohnsitzes nötig. Nach 3 Monaten Registrierung des langfristigen Aufenthaltes nötig. Für beide kann Information online gefunden werden.

Formalitäten vor Ort

Telefon-/Internetanschluss
EU-weites roaming.

Bank/Kontoeröffnung
Nicht nötig.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Captcha
Refresh
Hilfe
Hinweis / Hint
Das Captcha kann Kleinbuchstaben, Ziffern und die Sonderzeichzeichen »?!#%&« enthalten.
The captcha could contain lower case, numeric characters and special characters as »!#%&«.