Praktikum bei einer Forschungsinstitution in Paris

Ich habe ein dreimonatiges Praktikum an einem Institut in Paris absolviert. Ich wollte die Chance nutzen, während des Studiums noch einmal für mehrere Monate im Ausland zu leben. Zusätzlich habe ich einen Professor, dessen Fachgebiet mich sehr interessiert, nach Empfehlungen für andere Arbeitsgruppen in derselben Fachrichtung gefragt und einige der spannendsten Arbeitsgruppen lagen im Ausland.

Da ich wusste die Arbeitssprache würde Englisch sein, war das Land zunächst relativ unbedeutend. Allerdings hatte ich in der Schule Französisch und hatte so die Hoffnung meine Sprachkenntnisse aufzufrischen und verbessern zu können.
Da Frankreich ein EU-Land ist und ich nur für drei Monate ins Ausland gegangen bin, war die Vorbereitung relativ unkompliziert (mehr Details unten). Der schwierigste Part war die Wohnungssuche. Ich habe mich etwa acht Monate vor meinem geplanten Praktikumsbeginn beworben. Nach der Zusage, würde ich für die Wohnungssuche auch mindestens vier bis sechs Monate einplanen. Abgesehen von Arztterminen, die ich während des Auslandsaufenthaltes vermeiden wollte, da sie nicht von meiner Versicherung gedeckt waren, haben zwei Monate Vorbereitungszeit für alles Restliche, in meinem Fall, völlig ausgereicht.

Die Zeit im Institut war insgesamt sehr angenehm und ich habe viele tolle Erfahrungen gemacht. Meine Betreuer waren extrem hilfsbereit und freundlich, sowohl in fachlichen Fragen, als auch bei Problemen im Alltag. Ich habe viele neue Techniken kennen gelernt und die Arbeit in dem Institut hat mir die Möglichkeit gegeben, tiefer in ein Themengebiet meines Studiums einzutauchen und mich auf fachlicher Ebene weiterzuentwickeln. Zusätzlich habe ich kulturell viel mitnehmen können und habe unser Nachbarland ein wenig besser kennen gelernt. Ob in der Mensa oder bei den regelmäßigen Feierlichkeiten nach der Arbeit, ich bin mit vielen netten Leuten aus verschiedenen Ländern ins Gespräch gekommen. Dadurch habe ich viele Einblicke in verschiedenste Kulturen, Fachrichtungen und Werdegänge gewinnen können. Durch diese Gespräche habe ich nicht nur tolle Leute kennen gelernt und eine schöne Zeit gehabt, sondern auch mehr Perspektiven für die Zukunft entwickeln können, sowie Kontakte knüpfen können, die in der Zukunft einmal hilfreiche Ansprechpartner in Fachfragen seien könnten. Ich habe mich jeden Tag aufs Neue gefreut zum Praktikum zu gehen.

Ich muss sagen, dass die Sprachbarriere im Alltag doch oft größer war als gedacht und besonders in den ersten Wochen, in denen noch viel Organisatorisches zu erledigen war, hatte ich teilweise große Schwierigkeiten. Die eher unkooperative Art der Pariser hat die Situation zudem teilweise etwas verkompliziert. Ich war zunächst etwas geschockt von der unfreundlichen distanzierten Art, die mir teilweise entgegengebracht wurde. Glückicherweise konnte immer eine Lösung gefunden werden (oft habe ich Hilfe von meinen Betreuern im Praktikum oder Leuten die ich privat auf dem Campus kennen gelernt habe bekommen) und nachdem die wichtigsten organisatorischen Dinge erledigt waren und der Alltag langsam eingesetzt hat, war die „Pariser Art“ schon deutlich weniger zu spüren und die positiven Seiten sind in den Vordergrund gerückt.

Die Stadt hat viele schöne Seiten. Die Gebäude und Straßen sind sehr alt und haben einen ganz besonderen Charme. Es gibt viele kleine Geschäft und Läden und für alles gibt es einen Spezialitätenladen, sei es nun eine Boulangerie, Patisserie oder Fromagerie. Das bringt mich direkt auch zum Essen: Das Essen in Frankreich hat einen hohen Stellenwert und ich habe nicht ein einziges Mal etwas gegessen, was nicht geschmeckt hat. Sogar das Essen in der Cafeteria des Instituts war überdurchschnittlich gut. Es lohnt sich, für die gute Qualität etwas mehr Geld auszugeben. Ich war begeistert von der Vielfalt und Qualität des Essens und ich vermisse jetzt schon frisches Baguette, warme Schokobrötchen, den Kartoffelauflauf oder die kleinen Brötchen die mit Weintrauben und irgendeiner Creme gefüllt waren.
Ein weiteres Highlight meines Auslandaufenthalts war das große kulturelle Angebot, das mir zur Verfügung stand. Es gibt viele Museen und Kunstausstellungen in Paris, die man unter 26 Jahren oft kostenfrei besuchen kann. Dies war eine tolle Gelegenheit, um mehr über Geschichte und Kunst zu erfahren und mich kulturell weiterzubilden. Ich habe viele interessante Orte besucht und viel Neues gelernt.
Das Praktikum war nicht nur eine Erfahrung für sich, zusätzlich konnte ich austesten, ob Frankreich für mich einmal ein potentieller Arbeitsort seien könnte. Ich war in der Vergangenheit bereits auch schon für etwas längere Zeit in anderen Ländern und kann nach meinem Aufenthalt in Paris sagen, dass diese Stadt zum dauerhaften Leben wahrscheinlich nichts für mich ist. Trotzdem möchte ich die Zeit nicht missen.

Ich weiß jetzt mehr zu schätzen, was mir an meinem jetzigen Wohnort liegt und welche Kriterien mir für potentiell zukünftige Wohnorte besonders wichtig sind. Auch ist mir bewusst, dass meine Erfahrung mit einer größeren Sprachkenntnis vielleicht eine andere gewesen wäre und dass ich, neben den Freund- und Bekanntschaften die ich überwiegend mit internationalen Menschen geschlossen habe, eventuell auch engere Beziehungen zu den Parisern hätte schließen können.

Während meines Auslandaufenthalts habe ich viele Herausforderungen erlebt, die mich aus meiner Komfortzone geholt haben. Obwohl es manchmal schwierig war, habe ich aus diesen Herausforderungen viel gelernt und konnte mich in vielerlei Hinsicht weiterentwickeln. Ich habe gelernt, mich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden, neue Leute kennenzulernen und mit Sprachbarrieren umzugehen. Daneben habe ich viele nette Leute kennen gelernt, gut gegessen und kostengünstig Kultur erlebt. Auf diese Erfahrungen würde ich nicht verzichten wollen und ich kann jedem empfehlen den Versuch eines Auslandsaufenthalts während des Studiums zu wagen.

Tipps für andere Praktikant:innen

Vorbereitung
Ich würde mich in Zukunft früher um eine Wohnung kümmern und mich dabei auch nicht auf Aussagen und Versprechungen der Gasteinrichtung verlassen. Im Prinzip kann man nicht früh genug mit der Wohnungssuche beginnen. Auch ein paar grundlegende Sprachkenntnisse zu besitzen ist in Frankreich sehr von Vorteil. In Paris sprechen viele Leute Englisch, doch ab und zu trifft man auch auf Personen, die die Sprache nicht sprechen und dann leider wenig gewillt sind einen anderen Kommunikationsweg zu suchen. Irgendwie kommt man in den meisten Fällen trotzdem durch, aber es verkompliziert die Sache auf jeden Fall.

Abgesehen davon, waren alle anderen Vorbereitungspunkte wenig kompliziert und auch kurzfristig noch gut organisierbar (Bahn-/Bus- oder Flugtickets werden logischerweise, besonders einige Wochen vor Abreise, signifikant teurer). Man muss sich, je nach finanzieller Situation und Wohnsituation, natürlich noch um die Untervermietung der eigenen Wohnung/des eigenen Zimmers kümmern. Da ich in einer Stadt mit großer Wohnungsnot lebe, konnte ich dies glücklicherweise, nach Absprache mit meinem Vermieter, innerhalb von zwei bis drei Wochen erledigen. Falls der Wohnungsmarkt jedoch nicht so prekär ist, wie bei mir, und man sicher gehen möchte, die Wohnung in gute Hände zu übergeben, sollte man hierfür durchaus einige Wochen – Monate mehr einkalkulieren.
Da ich keine zusätzlichen Krankenversicherungen für meinen Auslandsaufenthalt abschließen wollte (da dieser nur drei Monate ging) und unter anderem Kontrolluntersuchungen, bei meiner Versicherung, nicht übernommen worden wären, habe ich alle vorhersehbaren Arzttermine vor meiner Reise abgeschlossen und dafür gesorgt, dass ich Medikamente für den gesamten Zeitraum vorrätig habe (insofern man denn Medikamente, außerhalb von Aspirin und Bauchschmerztabletten benötigt).

Beantragung Visum
Da ich als EU-Bürgerin, nur für einige Monate, in ein anderes EU Land gegangen bin, musste ich mich diesbezüglich um nichts kümmern (abgesehen davon, dass ich überprüft habe, dass mein Reisepass und/oder Personalausweis noch aktuell ist. Ich habe jedoch auch gehört, dass man innerhalb der EU noch bis zu einem Jahr, nach Ablaufen des Passes, reisen kann. Wenn man diesen Teil also verschwitzt hat, ist man nicht direkt aufgeschmissen).

Praktikumssuche
Ich habe einen Professor, dessen Arbeitsfeld ich sehr spannend finde, nach Empfehlungen für gute Arbeitsgruppen im selben Feld gefragt. Dabei ist unter anderem die Arbeitsgruppe, zu der ich dann gegangen bin, von ihm empfohlen worden. Durch dieses Vorgehen, wusste ich zum einen, dass ich in eine renommierte Arbeitsgruppe, aus einem für mich spannendem Themenfeld, gehe, und ich hatte einen guten Einstieg für meine Bewerbung.

Wohnungssuche
Dieser Teil hat sich als kompliziertester herausgestellt. Wohnungen in Paris sind teuer und als nicht französischsprechende Person, die in einem anderen Land sitzt, auch nicht all zu leicht zu finden. Ich hatte Glück, dass ich über die Gasteinrichtung einen Platz in einer Unterkunft bekommen habe. Allerdings war auch diese nicht sonderlich günstig und die Kommunikation war (außer direkt vor Ort) auch eher kompliziert. Französischkenntnisse waren bis zu einem gewissen Grad gefragt, um alle relevanten Informationen zu erhalten und das Organisatorische zu klären. Online-Übersetzer und Bekannte haben mir hierbei sehr weitergeholfen. Ansonsten habe ich im Zweifel direkt bei den online
auffindbaren Telefonnummern angerufen, mir im Vorfeld ein-zwei Sätze auf Französisch herausgesucht und konnte dann meistens glückicherweise auf Englisch meine Fragen klären.

Hätte ich mich früher, selbstständig um die Wohnungssuche gekümmert, hätte es auch eine Chance gegeben über die Studentenwohnheime eine Wohnung zu finden. Allerdings weiß ich nicht, wie es sich dort verhält, wenn man zeitlich mitten im Semester startet.

Versicherung
Da ich wusste, dass meine Eltern eine Haftpflichtversicherung haben, habe ich über die Versicherungsunterlagen erfahren, dass auch ich von dieser abgedeckt bin und diese auch im EU-Ausland gilt. Ähnlich hat es sich bei meiner bestehenden Krankenkasse verhalten: Ich habe mich direkt bei der Krankenkasse erkundigt und auch hier, waren die meisten Leistungen im EU-Ausland, bereits abgedeckt. Mir wurde empfohlen noch einige Zusatzleistungen zu buchen, was ich jedoch nicht in Anspruch genommen habe. Reguläre Kontrolluntersuchungen (wie zum Beispiel der Zahnarztbesuch), waren nicht abgedeckt. Da ich jedoch nur für einen Zeitraum von drei Monaten weg war, konnte ich diese Untersuchungen alle im Vorfeld vornehmen.

Sonstiges
Unter 26 Jahren (also bis einschließlich 25), hat man in Frankreich, als EU-Bürger freien (oder vergünstigten) Eintritt in viele Museen und Ausstellungen. Wenn man jung genug ist, kann man sich also auch als Student viele kulturelle Unternehmungen leisten.

Formalitäten vor Ort

Telefon-/Internetanschluss
War durch die Unterkunft bereits gegeben.

Bank/Kontoeröffnung
Habe ich für den Zeitraum und mit meinen Banken nicht benötigt. Ich habe jedoch auch gehört, dass die Eröffnung eines französischen Kontos, in der Regel, relativ unkompliziert seien soll.

Sonstiges
Wenn man für ein Jahr eine französische Uni besucht, lohnt sich in Paris der Erwerb eines Studententickets. Ansonsten, kann man sich (Kalender)monatsweise ein sogenanntes „Navigo-Ticket“ besorgen. Ich konnte hierfür sogar einen Zuschuss von meiner Gastinstiution beantragen. Paris ist auch mit einem sehr guten Bikesharing-System ausgestattet (Velib). Falls man also lieber mit Fahrrad unterwegs ist, kann hier also eine Mitgliedschaft durchaus sinnvoll sein.

Alltag/Freizeit

Ausgehmöglichkeiten
In Paris gibt es viele Bars und Clubs und wenn man im Internet, auf Instagramm oder Facebook guckt, gibt es auch viele Angebote, Partys und Kurztrip-Angebote für Studenten. Es mangelt also nicht an Unternehmensmöglichkeiten. Auf dem Campus auf dem ich gewohnt habe, wurden regelmäßig Partys und Events angeboten, auf denen man sich gut mit neuen Leuten vernetzen konnte und auch innerhalb des Wohnhauses, hat man schnell von Events erfahren, wenn man sich ein wenig mit Leuten in der Küche oder den Aufenthaltsräumen ausgetauscht hat. Wenn man in die Stadt geht, ist lediglich zu beachten, dass der Nahverkehr bereits kurz nach Mitternacht eingestellt wird. Danach, kommt man
nur noch mit Nachtbussen, Uber/Taxi (welches erstaunlich bezahlbar war) oder Fahrrad/Scootern nach Hause (oder man bleibt halt aus, bis die Züge und U-Bahn wieder fährt). Je nachdem wie zentral man wohnt, kann dies etwas umständlich und nervig sein.

Sonstiges
Falls man die Bahn in Frankreich nutzt, sollte man sich darauf gefasst machen, dass gebuchte Flextickets nicht anerkannt werden (außer für die ursprünglich gebuchte Verbindung), da für jeden Fernzug eine Sitzplatzreservierung benötigt wird und somit die problemlose Nutzung einer späteren Verbindung nicht möglich ist. Ich würde mich also von vornherein nicht auf Flextickets verlassen. Theoretisch sollte die deutsche Bahn, das Ticket, welches man im Zweifel zusätzlich erwerben musste, erstatten. Ich streite mich jedoch noch bis heute um eine dreistellige Geldsumme mit der Bahn… Ich habe sowohl im Bahn- als auch im Flugverkehr kurzfristige Streiks und Streichungen erlebt. Reisen können also kurzfristig zu einem ungewollten Abenteuer werden.
Zusätzlich würde ich bei der Legung des Ankunfts- und Abfahrtsdatum den Mietvertrag sehr deutlich lesen. Bei mir stand, dass alle angebrochenen zwei Wochen gezahlt werden müssen. Daraus wurde dann, bei der Abfahrt und einer sehr merkwürdigen Rechnung deutlich mehr als ich erwartet hatte (ich bin an einem Samstag, den 03. des Monats abgereist und musste den halben Kalendermonat zahlen). Ich hätte mir also viel Geld sparen können, wenn ich meinen Abschlusstermin um eine Woche verschoben hätte oder drei Tage in einem Hotel oder bei Freunden untergekommen wäre. Hier lohnt es sich auf jeden Fall im Vorfeld doppelt nachzufragen.

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