Praktikum im Traumazentrum in Wien

Ich habe 16 Wochen in der Chirurgie des Unfallkrankenhauses Lorenz Böhler verbracht, eins der beiden Traumazentren in Wien. Im Gegensatz zu Meidling (dem anderen Trauma-Standort) verläuft es hier ruhiger, mit wenig Schockräumen.

Das Krankenhaus besteht aus einer Erstuntersuchung (das ist die Notaufnahme), einem Gipszimmer, einer Wundversorgung, einer Nachbehandlung, vier Operationssälen und den Stationen (mit einer Intensivstation). Das Patientenklientel ist variiert im Alter, es werden sowohl akute Versetzungen (Knochenbrüche / Wunden), als auch chronische Befunde (Ganglien / Arthrosen) behandelt. Die Chirurgen sind auf verschiedene Gelenke/Körperteile spezialisiert (Knie/Hand/…), aber eigentlich operiert jeder alles. Außerdem gibt es auch ein paar wenige plastisch-rekonstruktive Chirurgen.

Die Chirurgen sind in vier Teams eingeteilt, welche in einem Dienstrad rotieren: Tag 1: Dienst (hier arbeiten sie 25h durch, machen die Aufnahmen, das Gipszimmer, die Wundversorgung und die akut-OPs. Als PJler bleibt man bis 22 Uhr, dann gibt es ein gemeinsames Abendessen. Wer mal früher gehen möchte kann einfach fragen, das ist meistens problemlos), Tag 2: frei, Tag 3: OP-Tag (Hier operiert das Team die geplanten OPs bis ca. 14:30 Uhr), Tag 4: Nachbehandlungstag (hier muss man als PJler nicht kommen). Anschließend ging es von vorne los. Wenn ein Diensttag auch das Wochenende fällt, muss man ebenfalls kommen.

Der Tag eines PJlers in der Chirurgie beginnt um 7:30 Uhr mit der gemeinsamen Frühbesprechung. In dieser werden alle Patienten mit Bildern durchgesprochen, die im kürzlich operiert wurden und noch operiert werden sollen. An einem OP-Tag geht man nach einem Kaffee hoch in den OP und kann entweder assistieren oder zuschauen. Wie viel man gebraucht wird ist tages- und besetzungsabhängig, manchmal habe ich 4 OPs assistiert, manchmal saß ich nur rum. In den OPs ist die Stimmung zwischen ÄrztInnen und OP-Personal meist gut, Studierende werden manchmal angepampt, aber meist geht es gut. Wie viel erklärt wird ist abhängig vom Operateur, man kann sich sicher Informationen einfordern, wenn man nichts sagt, wird man eher ignoriert. Die wenigsten OPs sind anstrengend (also man assistiert nur ab und zu Hüften), am liebsten mochte ich die Hand OPs. Ab und zu darf man zunähen, sonst habe ich nur gehalten. Wenn man viel einfordert, kann man ggf. noch mehr machen, aber das weiß ich nicht sicher.

An den Diensttagen bin ich nach der Morgenbesprechung entweder in die Wundversorgung oder ins Gipszimmer gegangen. Im Gipszimmer kann man Nähte entfernen und v.a. bei Unterschenkelgipsen helfen. Hier ist es nicht sonderlich spannend, aber man kann mit dem Personal/den Patienten reden und hier sind die Assistenten eingeteilt. Auch mit Assistenten ist die Wundversorgung, das war meine liebste Station. Hier wird kleinoperativ gearbeitet, also auch mit sterilen Tüchern und es kommen Schnitt-, Riss-Quetsch-, Bisswunden rein. Als Student darf man viel selbst machen: Lokalanästhesie einspritzen, das Körperteil einwaschen, die Wunde beurteilen und in Absprache mit den ÄrztInnen entscheiden was zu tun ist, Nähen, Okklusionsverbände, ich habe eine Kniepunktion gemacht. Sehnenverletzungen wurden von den ÄrztInnen durchgeführt, da konnte man assistieren. An den Diensttagen wurde man manchmal angerufen, um in den OP zu kommen (0-5 mal) und man konnte sich sonst auch in die Erstuntersuchung setzen. Hier hatte man keine Aufgaben und man hat nur zugesehen, vor allein wurde auch nichts erklärt.
Es gab für jedes Team einen PJler, ich konnte mich meistens mit einer anderen PJlerin zu Mittagessen treffen, sonst hat man auch oft mit den ÄrztInnen gegessen.

Urlaub oder einzelne freie Tage nehmen war kein Problem, man muss es nur mit seinem Teamchef kommunizieren.
Insgesamt hat man viel Freiheit und man hat keine festen Aufgaben (außer man wird im OP gebraucht). Meine Kritik bezieht sich auf den Umgang: Es sind typische Unfallchirurgen (mit Absicht nicht gegendert, es arbeiten kaum Frauen im KH) die dumme Witze machen, keine Lust auf Patientenkontakt haben und sich nicht sonderlich für die Studenten interessieren. Mir wurde mehrfach gesagt, dass ich Selbstinitiative zeigen muss, um eingebunden zu werden. Es stimmt schon, dass man mehr gezeigt bekommt, wenn man aktiv fragt und gerade in der Wundversorgung hat es mir auch gefallen, aaaaber man muss immer wieder auf’s Neue fragen und sonst wird man einfach ignoriert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Captcha
Refresh
Hilfe
Hinweis / Hint
Das Captcha kann Kleinbuchstaben, Ziffern und die Sonderzeichzeichen »?!#%&« enthalten.
The captcha could contain lower case, numeric characters and special characters as »!#%&«.