Forschungspraktikum auf Teneriffa

Vorneweg kann ich ein Praktikum in der Ecomar Forschungsgruppe an der Universidad de La Laguna auf Teneriffa nur wärmstens empfehlen. Da ist einerseits die Arbeit selbst, die aus einer Mischung aus eigenständigen Projekten und dem Hineinschnuppern in die Forschung verschiedener Doktoranden besteht, und dann ist da natürlich noch der offensichtlichste Vorteil – die Insel selbst.

Leben auf Teneriffa:
Dabei ist die Schönheit der Landschaft vielleicht nicht der entscheidende Punkt, sondern, dass man bei jedem Spaziergang am Strand Tiere entdecken kann, die man vorher noch nie gesehen hat. In meinen 5 Monaten Praktikum konnte ich allein beim Schnorcheln Meeresschildkröten, Oktopoden, Rochen und sogar eine vom Aussterben bedrohte Haiart sehen – vom Tauchen ganz abgesehen. Die Insel ist, wenig überraschend, ein beliebtes Erasmus-Ziel. Man findet leicht Anschluss an andere internationale Studenten und es werden immer wieder Bar-Abende oder gemeinsame Wanderungen in den Nationalparks organisiert.

Arbeit in der Ecomar Forschungsgruppe:
Gleich zu Beginn meines Praktikums wurde mir die Aufgabe übertragen, Unterwasser-Videos von La Palma auf Unterschiede ihrer Lebensgemeinschaften zu untersuchen – ein Projekt, an dem ich mein gesamtes Praktikum gearbeitet habe. Andere Praktikanten haben zwar zwischen verwandten Projekten gewechselt, aber in der Regel ist man längere Zeit eigenverantwortlich für ein kleineres Forschungsprojekt zuständig oder unterstützt einen Doktoranden. Dabei kann man jederzeit Fragen stellen und ich konnte mich auch wöchentlich mit meinem Mentor ausgetauscht, aber Eigeninitiative ist gefragt. Dafür kann man selbstbestimmt arbeiten und eigene Lösungsansätze einbringen.
Die Ecomar Forschungsgruppe teilt sich ihre Räume mit „Bioecomac“ und wer sich für ein Praktikum interessiert, wird vielleicht auch hier fündig. Es empfiehlt sich, sich je nach Interesse und Schwerpunkt für ein Praktikum direkt an den passenden Verantwortlichen zu wenden. José Carlos Hernández Pérez ist Forschungsgruppenleiter von Ecomar und soweit ich feststellen konnte, spezialisiert auf Fische und Stachelhäuter. Marina Sabrina Clement Martin ist verantwortlich für Forschung an Korallen und Anemonen, und schließlich arbeitet Natacha Aguilar de Soto zum Verhalten und Ökologie von Meeressäugern. Außerdem findet sich an der Universidad de La Laguna noch eine Forschungsgruppe der marinen Botanik. Diese Ansammlung unterschiedlicher Experten erlaubt „Hineinschnuppern“ über das eigentliche Praktikum hinaus. Ich habe so auch beim Kalibrieren und Testen von Kameras zur Abschätzung der Biomasse von Fischen, beim Zählen und Identifizieren von Meeressäugern sowie bei Feldforschung in Gezeitenzonen ausgeholfen. Das Team ist herzlich und Engagement wird wertgeschätzt. Häufig werden die Praktika zu Projekt- und Laborarbeiten sowie Bachelorarbeiten ausgeweitet und gelegentlich sogar publiziert. Nur die Sprache kann ein Hindernis sein – zwar sprechen alle Mitglieder der Forschungsgruppe auch Englisch, jedoch auf sehr unterschiedlichem Niveau. Gute Spanischkenntnisse sind für die Arbeit vielleicht nicht unabdingbar, aber ohne sie bleibt man wahrscheinlich schnell außen vor.

Auch ganz grundsätzlich kann ich ein Erasmus+ Praktikum nur empfehlen. Jede Universität ist von ihren eigenen Experten geprägt und im Bachelor ist es umso sinnvoller sich einen breiten Überblick zu verschaffen, um zu entscheiden, wo man die eigene Zukunft sieht. Das gilt besonders, falls man sich für Felder wie Meeresbiologie oder -ökologie interessiert, die in Berlin nicht gelehrt werden. Ein wenig praktische Erfahrung vor der Bachelorarbeit kann auch nicht schaden und dank der Erasmus-Förderung ist das Ganze wahrscheinlich besser bezahlt als die allermeisten Praktikumsplätze für Bachelorstudenten.


Tipps für andere Praktikant:innen
Vorbereitung
Am besten alle Unterlagen, die an die Fu müssen vor der Abreise fertig machen und einreichen, Post auf und von den Kanaren ist eine Sache für sich.

Beantragung Visum
Bei Spanien zum Glück nicht nötig. Aber wer länger als ein paar Monate auf Teneriffa bleibt profitiert von der Beantragung der NIE eine „Nummer zur Identifizierung von Ausländern“, die man vor Ort bei der Polizei beantragen kann. Termine und die nötigen Dokumente gibt es online, das Ganze dauert in der Regel zwei Wochen. Mit der NIE, den Erasmus Unterlagen und einem Mietvertrag kann man dann bei der Oficina de Atención Ciudadana ein „certificado de empadronamiento“ beatragen. Wartezeiten sind gerne lang aber es klappt, wenn man sich ca. eine halbe Stunde vor der eigentlichen Öffnungszeit anstellt. Die Bearbeitung des „certificado de empadronamiento“ dauert etwa einen Monat, bei der Abholung bittet man dann um ein „certificado de viaje“, das eigentlich von Interesse ist, denn damit werden Schiffs und Flugreisen um 75% billiger und Öffentliche Verkehrsmittel-Abo’s entweder billiger oder sogar kostenlos.

Praktikumssuche
Die Ecomar Forschungsgruppe teilt sich ihre Räume mit „Bioecomac“ und wer sich für ein Praktikum interessiert, wird vielleicht auch hier fündig. Es empfiehlt sich, sich je nach Interesse und Schwerpunkt für ein Praktikum direkt an den passenden Verantwortlichen zu wenden. José Carlos Hernández Pérez ist Forschungsgruppenleiter von Ecomar und soweit ich feststellen konnte, spezialisiert auf Fische und Stachelhäuter. Marina Sabrina Clement Martin ist verantwortlich für Forschung an Korallen und Anemonen, und schließlich arbeitet Natacha Aguilar de Soto zum Verhalten und Ökologie von Meeressäugern. Außerdem findet sich an der Universidad de La Laguna noch eine Forschungsgruppe der marinen Botanik. Alle sind per Mail gut erreichbar, aber Hartnäckigkeit zahlt sich aus, denn Emails gehen gerne unter, besonders während den Feldforschungskampagnen. Es kann gut sein, dass man mehrmals anfragen muss, bevor man eine Antwort erhält.

Wohnungssuche
Wer Glück hat findet auf der Website „Idealista“ eine Unterkunft, aber die meisten Vermieter, die für die „kurzen“ Erasmus-Zeiträume Zimmer anbieten, schicken ihre Angebote in Erasmus-WhatsApp-Gruppen. Vielleicht findet man solche Gruppen auch auf Facebook, ansonsten kann man das Erasmus-Team der Fu um den E-Mail-Kontakt von früheren Erasmus Studenten/Praktikanten bitten, die einem den Zugang zu diesen
Gruppen weiterleiten können. La Laguna ist nahe bei der Uni und vergleichsweise ruhig, nach Santa Cruz braucht man etwa eine halbe Dreiviertelstunde, falls man gerne mehr Läden/Ausgehmöglichkeiten möchte (die Stadt ist leider nicht sehr schön), wer gerne direkt in der Natur und am Meer wohnt, zum Beispiel zum Surfen kann sich in Bajamar oder La Punta de Hidalgo umsehen, allerdings braucht man dann ca. eine Stunde zur Uni.

Versicherung
Erasmus Praktikanten sollen sich über die DAAD-Gruppenversicherung versichern, die deutsche
Krankenversicherung läuft aber in Spanien größtenteils normal weiter.

Telefon-/Internetanschluss
Teneriffa mag vor der afrikanischen Küste liegen, aber da es politisch zu Spanien gehört gelten die in der EU üblichen Roamingkonditionen

Bank/Kontoeröffnung
Nicht nötig, man kann mit der EC und Kreditkarten zahlen, nur Geld abheben kostet eine Gebühr.

Ausgehmöglichkeiten
La Laguna, die Stadt, in der die Universität liegt ist vergleichsweise ruhig, es gibt ein paar schöne Cafés und besonders das etwas alternativere „Café 7“ ist bei Studenten beliebt. Clubs gibt es eigentlich nicht, eher Bars mit etwas mehr Platz in denen Musik gespielt wird und getanzt wird.

Sonstiges
Der Norden von Teneriffa ist zwar auch sehr vom Tourismus geprägt aber im Vergleich zu der Hotellandschaft des Südens regelrecht ruhig. Wandern im Anaga-Gebirge und im Teide-Nationalpark (dem Vulkan der Insel und höchster Berg Spaniens) ist außergewöhnlich. Ansonsten empfehle ich Tauchen und Schnorcheln bei jeder Gelegenheit.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Captcha
Refresh
Hilfe
Hinweis / Hint
Das Captcha kann Kleinbuchstaben, Ziffern und die Sonderzeichzeichen »?!#%&« enthalten.
The captcha could contain lower case, numeric characters and special characters as »!#%&«.