Mein Praktikum absolvierte ich am CCMAR, einem Forschungsinstitut für Meereswissenschaften. Ich habe mich für ein Praktikum am CCMAR entschieden, da ich meine bisherigen Erfahrungen in molekularen Pflanzenwissenschaften mit einem Einblick in die Meeresbiologie erweitern wollte. Für Portugal und die Algarve entschied ich mich aufgrund bisheriger Reisen dorthin, auf denen ich sehr viele positive Eindrücke vom Land, der Natur und den Menschen machte, welche ich vertiefen wollte.
Meine Anfrage für ein Praktikum im Bereich der Pflanzengenetik wurde an die Leiterin der Arbeitsgruppe „Biogeographical Ecology and Evolution“ weitergeleitet. Sie schlug mir unter anderem die Erforschung der Populationsgenetik von Mangroven aus Nordwest-Afrika vor. Ich erhoffte mir, die Mechanismen und Arbeitsweisen der Populationsgenetik kennenzulernen und etwas über marine Ökosysteme zu lernen. Außerdem erwartete ich, meine molekularbiologischen Fähigkeiten zu stärken, sowie statistische Analysen anhand genotypischer Daten durchzuführen, um auf Populationsmerkmale und -strukturen zu schließen. Außerdem sollte ich das Schreiben wissenschaftlicher Publikationen trainieren und durch den Auslandsaufenthalt meine Englischkenntnisse und meine Selbstständigkeit stärken.
Meine Aufgaben sollten ein Screening von Mangrovenpopulationen auf molekulare Marker umfassen. Dies beinhaltet DNA-Extraktion, PCR, Gelelektrophorese und Genotypisierung, sowie die anschließende Analyse und Interpretation der Daten.
Das Centre of Marine Sciences (CCMAR) in Faro ist eins der leitenden Forschungsinstitute der Meereswissenschaften in Portugal, mit Experten der Meeresbiologie, Ökologie, Ozeanografie, Umweltwissenschaften, Biotechnologie, Fischerei und Aquakultur. Schwerpunkt sind die Ursachen und Auswirkungen der Umweltveränderungen auf marine Ökosysteme. Konservierung und Management sowie die Nutzung des Potentials lebender Meeresressourcen im Hinblick auf diese Umweltveränderungen bestimmen die Forschungsstrategien. Das CCMAR beschäftigt ungefähr 200 Mitarbeiter. Die Arbeitsgruppe „Biogeographical Ecology and Evolution“ untersucht Muster und Prozesse der Populationsbiologie auf ökologischer bis zu evolutionärer Ebene. Mit meinem Supervisor sollte Avicennia germinans, eine Mangrovenart, auf bereits veröffentlichte molekulare Marker, Mikrosatelliten genannt, untersucht werden. Zuerst sollten der Amplifikationserfolg sowie Polymorphismen herausgearbeitet werden. Diese Längenpolymorphismen können auf Populationsmerkmale und -konnektivität schließen lassen.
Da ein ehemaliger Praktikant bereits von verschiedenen Mangrovenpopulationen aus Guinea-Bisseau DNA extrahiert hatte, konnte ich direkt damit beginnen, die Amplifikation der Marker zu testen. Dazu wurden die bereits vorhandenen Primer genutzt. Ich führte für jedes Primerpaar eine PCR mit ein paar Testproben durch. Nachdem alle erfolgreich waren, konnte ich versuchen, mehrere Primer in einer PCR zu vereinen. Da dies auch zu funktionieren schien, was ich mit einer Gelelektrophorese validierte, schickten wir ein paar Proben einer Population zur Genotypisierung ein. Mit dem Programm „Strand“ konnten diese Daten analysiert werden. Einer der PCR Multiplexe hat nicht richtig funktioniert, und so separierte ich die enthaltenen Primer wieder für die nächsten PCRs. Ich entschied mich, 8 Populationen auf 14 Mikrosatelliten zu untersuchen. Ich führte dazu wieder PCRs durch, welche anschließend wieder zur Genotypisierung geschickt wurden. Anhand dieser Daten konnte ich nun überprüfen, ob es Unterschiede zwischen Populationen auf Inseln oder auf dem Festland, zwischen Nord und Süd, etc. gibt.
Alles in allem hat mir das Praktikum trotz des spannenden Themas nicht gefallen. Dies hat mehrere Gründe. Als ich ankam, hatte ich schon das Gefühl, dass mein Supervisor nicht vorbereitet war und nicht richtig wusste, was meine Forschungsfrage ist und womit ich anfangen soll. Er hatte sehr wenig Zeit und ich musste oft und lange warten, bis er Zeit für mich hatte. Ich wurde nicht der Arbeitsgruppe vorgestellt und habe auch keinerlei Einführung in das Institut und die Arbeit bekommen. Die Arbeitsgruppenleiterin, die mir das Thema und meinen Supervisor zuteilte, war auch sehr beschäftigt und ich habe sie erst nach einiger Zeit kennengelernt und einen ungefähren Arbeitsplan mit ihr besprochen. Als ich dann endlich mit der Laborarbeit anfangen konnte, merkte ich, dass die Ausstattung des Labors mangelhaft war, d.h. die Geräte, die ich benötigte, waren alt und defekt und es war unorganisiert. Dies führte zu langen Wartezeiten. Ich war leider sehr frustriert, da ich das Gefühl hatte, mein Potential nicht richtig nutzen zu können und meine Betreuung nicht optimal war. Ich hatte die Erwartung, viel zu lernen und zu arbeiten, aber diese wurden nicht erfüllt. Aufgrund dessen habe ich mein Praktikum, statt wie geplant nach 4 Monaten, vorzeitig nach 2,5 Monaten beendet.
Ich habe meine molekularbiologischen Fähigkeiten, vor allem im Bereich der PCR, trainiert. Außerdem habe ich gelernt, Mikrosatelliten zu genotypisieren und mit dem mir neuen Programm ‚Strand‘ die Daten auszuwerten. Des Weiteren lernte ich eigenständig zu arbeiten. Außerdem war der Auslandsaufenthalt gut für meine Englischkenntnisse und für meine Selbstständigkeit, und ich habe einiges über mich gelernt.
Abschließend würde ich ein Praktikum am CCMAR aufgrund meiner schlechten Erfahrungen leider nicht empfehlen. Mit Sicherheit gibt es andere Arbeitsgruppen, in denen es besser läuft. Für meinen weiteren Berufsweg denke ich, dass es wichtig war, diese Erfahrung zu machen, da ich nun weiß, unter welchen Bedingungen ich nicht arbeiten möchte und dass ich mir sicher bin, langfristig in Berlin bleiben zu wollen. Falls ich doch nochmal ins Ausland gehe, würde ich mich vorher mehr über den Ort und das Institut informieren und eher eine Großstadt bevorzugen.
Tipps für andere Praktikant:innen
Vorbereitung
Lest euch Praktikumsberichte durch, beschäftigt euch mit dem Land und der Stadt, in die ihr gehen wollt und kümmert euch rechtzeitig um die Bewerbung, da das Ausfüllen des Learning Agreements lange dauern kann aufgrund des ständigen hin- und her Schickens.
Praktikumssuche
Ich habe nach Universitäten und Forschungsinstituten im Internet geschaut und erstmal eine Mail geschrieben und gefragt, ob ein Erasmus Praktikum möglich wäre.
Wohnungssuche
War sehr schwierig. Ich habe in der ersten Woche in einer Ferienwohnung gewohnt, da es vor Ort leichter war etwas zu finden, da die Besichtigung der Zimmer immer sehr kurzfristig war.
Versicherung
Der DAAD biete extra eine Versicherung an für Auslandspraktika, welche Unfall-, Haftpflicht- und Krankenversicherung umfasst. Für Deutschland habe ich eine Anwartschaft beantragt.
Formalitäten vor Ort
Telefon-/Internetanschluss
Internetanschluss war bei den Einzelnen Zimmern vorhanden
Alltag/Freizeit
Ausgehmöglichkeiten
Nicht viele, auch nicht die besten. Ich fand die Stadt Faro nicht schön und eher langweilig.