Praktikum in einem Krankenhaus in Irland

Meine Freundin und ich absolvierten die letzte Hälfte unseres letzten PJ-Tertials (Innere Medizin) am St. Luke’s General Hospital in Kilkenny, Irland. Die Organisation des Aufenthalts lief super einfach und unkompliziert per E-Mail. Neben den Formalitäten rund um das Praktikum hat uns die Klinik auch eine Wohnung in Kilkenny vermittelt. Unser Vermieter war selbst Mitarbeiter in der Klinik und vermietet seine Doppelhaushälfte an Austauschstudenten. Dort wohnten wir zusammen mit einer weiteren Studentin aus Deutschland, die ebenfalls ein Praktikum am St. Luke’s Hospital absolvierte.

Zu zweit zahlten wir 720 € Miete pro Monat zzgl. der Gaskosten für Heizung, Warmwasser und den Gasherd, welche per Prepaidkarte abgerechnet wurden. Unser Vermieter stellte uns Fahrräder zur Verfügung mit denen wir in ca. 10-15 min zur Klinik fahren konnten. Generell empfiehlt es sich, sich ein Fahrrad oder ein Auto für den Aufenthalt zur organisieren, der der ÖPNV in Irland abseits der Großstädte eher mäßig ausgebaut ist.
In der Klinik wurden wir am ersten Tag vom Klinikdirektor persönlich in Empfang genommen, welcher uns durch die gesamte Klinik führte und den unterschiedlichen Teams vorstellte. Anders als in Deutschland ist man als Austauschstudent keinem festen Team zugeteilt, sondern kann sich frei entscheiden, welches Fachgebiet einen interessiert und zwischendrin auch jederzeit wechseln. In der Regel beginnt der Tag um 9 Uhr mit den Ward Rounds (Visite), bei denen man mitunter durch die gesamte Klinik läuft, da die Patienten nicht wie in Deutschland nach Fachgebieten sortiert auf einer Station, sondern bunt durcheinander liegen. Während der Ward Round führt meist der ranghöchste Arzt das Patientengespräch, sodass man eher mitläuft und zuhört als selbst aktiv zu werden – Fragen sind aber jederzeit willkommen. Anschließend werden die Aufgaben des Tages unter den Interns (Assistenzärzte im ersten Jahr), Senior House Officers und Registrars (erfahrenere Assistenzärzte) verteilt und abgearbeitet. Wenn man möchte, kann man sich dort anschließend. Alternativ kann man auch mit einem der Consultants (Oberärzte) in die Outpatient Clinic (Ambulanz) oder in die von spezialisierten Pflegekräften geleitete Notaufnahme gehen.
Von 11-13 Uhr fand täglich eine sehr gute Repetitoriums-Vorlesung für die Irischen Studenten im dritten und vierten Studienjahr statt, die super zur Vorbereitung aufs M3 war. Ergänzt wurde die Vorlesung durch Fallbesprechungen, welche täglich von 16-17 Uhr online stattfanden. Zusätzlich fand jeden Dienstag von 8.30-9.30 Uhr eine Neurologie Vorlesung statt, welche durch Patientenuntersuchungen und Fallbesprechungen mit demselben Oberarzt am Freitagnachmittag ergänzt wurde. Am Freitag fand außerdem von 13-14 Uhr eine Fortbildung für die Ärzte (mit kostenlosen Sandwiches) statt.
In der Klinik gilt das Motto – man kann (fast) alles, muss aber nichts machen. Im Gegensatz zu deutschen Kliniken ist man nicht als Arbeitskraft fest eingeplant, sondern als Student wirklich zum Lernen in der Klinik. Das bedeutet aber gleichzeitig auch, dass man ohne Eigeninitiative eher nur hinterherläuft oder in der Ecke rumsitzt. Was wir als sehr hilfreich empfanden, war sich den irischen Studenten anzuschließen, die von Ihren Teams häufig Patienten zugeteilt bekamen, von welchen Anamnese und körperlicher Untersuchungsbefund erhoben werden sollten. Anschließend wurden die Patienten einem Arzt vorgestellt und die jeweiligen Fälle besprochen. Auf diese Weise kommt man mit den irischen Studenten in Kontakt, verbessert die Sprache und übt die Untersuchungstechniken fürs Examen. Was die Gestaltung der Studienzeit anging, bestand absolute Flexibilität – man kann entweder einen Tag in der Woche freinehmen, nachmittags früher gehen oder auch die Studientage sammeln und gebündelt freinehmen.
In unserer Freizeit reisten wir für einige Tage nach Dublin – das geht mit der Bahn gut und günstig. Dort können wir eine Free Walking Tour sehr empfehlen, um ein bisschen was über die interessante und bewegte irische Geschichte zu erfahren. In Kilkenny verbrachten wir viel Zeit in unterschiedlichen Pubs (Left Bank, Cleere’s, Paris Texas etc.) oder beim Joggen entlang des Nore (Fluss der durch Kilkenny fließt). Außerdem lohnen sich eine Besichtigung des Kilkenny Castle sowie ein Besuch in Sullivan’s Taproom (gutes Bier und Pizza aus dem Steinofen). Zudem sollte man sich unbedingt eines der Hurling Spiele im Stadion in Kilkenny angucken. Für das verlängerte Wochenende um den St. Patricks Day mieteten wir uns ein Auto und fuhren zunächst nach Cork (eher etwas enttäuschend) um anschließend einen Roadtrip über den Ring of Kerry zu machen. Diesen würden wir jedem empfehlen, der sich von den engen Straßen und dem Linksverkehr nicht abschrecken lässt. Die irische Natur ist wunderschön und insbesondere die Steilküste am Atlantik sehr beeindruckend! Was sich außerdem noch lohnt ist ein Ausflug nach Belfast, welches sich relativ bequem mit der Bahn erreichen lässt. Die Stadt fanden wir noch deutlich schöner als Dublin.
Insgesamt hatten wir eine sehr gute Zeit und können ein Auslandstertial am St. Luke’s in Kilkenny jedem empfehlen. Unser persönliches Highlight waren die Iren, die – genau wie man es Ihnen nachsagt – unglaublich freundlich und offen waren. Wir werden sicher wiederkommen!

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