Praktikum in einem Krankenhaus auf Guadeloupe

Ich habe mich spontan – ca. 2 Monate vor Beginn des Praktikums – dazu entschlossen, die 2. Hälfte meines letzten Tertials auf Guadeloupe in der Unfallchirurgie zu verbringen, nachdem mir diese Station als sehr freundlich und entspannt bzw. die Insel als wunderschöner Ort empfohlen wurden.
Die Kontaktaufnahme erfolgte per Mail: das Praktikum an sich wurde mir sofort zugesagt (formloses Anschreiben, Lebenslauf) und nach mehreren Versuchen / Erinnerungsmails bekam ich schließlich ein unterschriebenes Learning Agreement.

Meine Unterkunft habe ich über Airbnb gebucht, allerdings wären Leboncoin, etc. günstigere Alternativen. Die meisten andern Praktikant:innnen, mit denen ich gesprochen habe, haben – wie ich – in Le Gosier gewohnt, da Pointe à Pitre, wo auch das Krankenhaus liegt, einen schlechten Ruf genießt. Im Nachhinein würde ich doch empfehlen, nach Pointe à Pitre zu gehen, weil es deutlich näher zum Krankenhaus liegt (ca. 2 min mit dem Auto) und die Staus morgens die normalerweise 20-minütige Fahrt von Gosier aus schnell auf eine Stunde verlängern können. Außerdem habe ich (als Mann) keine schlechten Erfahrungen hinsichtlich Kriminalität/Übergriffigkeit gemacht und stattdessen die Bar-/Kultur-/Restaurantangebote der größeren Stadt genossen.
Um sich frei auf Guadeloupe bewegen zu können braucht man auf jeden Fall ein Auto. Zwar gibt es Busse und auch eine Station vor dem Krankenhaus, aber um sich die Insel gut anschauen zu können, braucht man definitiv einen Wagen. Ich hatte vorher auch überlegt, einen Roller zu mieten – das würde ich aufgrund der Verkehrssituation und den teilweise aus dem nichts beginnenden Starkregenfällen allerdings nicht empfehlen. Mein Auto habe ich über Rentîles gebucht. Auf jeden Fall lohnt es sich, die Autopreise auch über die französischen Vergleichswebsites zu suchen. Dadurch habe ich für 2 Monate knapp 600 € gezahlt (anstatt des Doppelten bei den internationalen Websites).
Der Stationsalltag sah wie folgt aus: 7:30 Uhr Morgenbesprechung, danach Aufteilen auf Sprechstunden / Ambulanzen / Station / OP (wichtig: es gibt keine OTAs und es ist Aufgabe der Assistenz, das Besteck etc. anzureichen, also vor dem 1. Mal im OP die Vokabeln durchschauen, oder erstmal zuschauen). Ich konnte mich durchgehen selbst organisieren und entscheiden, wo ich am liebsten zuschauen möchte. Je nach den französischen Semesterzeiten gab es immer wieder Gruppen französischer Medizinstudent:innen im 4. Jahr auf der Station. In diesen Zeiten habe ich mich meistens einem Studenten/einer Studentin angeschlossen und wir haben zu 2. geholfen. Allerdings war es auch kein Problem, mit recht wenig Französischkenntnissen allein zu Recht zu kommen. Das ärztliche Team war durchweg sehr freundlich und interessiert und ist auf Vorlieben/Wünsche zum Ablauf des Praktikums eingegangen. Bis auf wenige Male, wenn das ärztliche Team stark unterbesetzt war und wirklich jemand zur Assistenz im OP gebraucht wurde, konnte ich ziemlich früh nach Hause gehen.
Die dadurch entstehende Freizeit kann man auf Guadeloupe sehr einfach genießen. Ich habe mir ziemlich am Anfang ein Surfboard (via leboncoin) gekauft und bin damit oft nach Anse Bertrand / Le Helleux gefahren. Außerdem kann man auf diversen Routen (oder abseits der Routen) durch den Regendwald auf Basse Terre wandern. Besonders schön fande ich dabei den 3iéme Chute de Gabet und die Rivière Moustique. An den Wochenenden finden oft Parties in Clubs oder privat organisiert statt. Hier lohnt es sich, auf Instagram nach Veranstaltungen zu suchen. Aber auch die Locals (mehr als die Ärzte und Ärztinnen vom Festland auf Station) sind sehr kontaktfreudig und an neuen Bekanntschaften interessiert. Das heißt sobald man ein paar erste Kontakte geknüpft hat, wird man automatisch in die Wochenendpläne etc. miteinbezogen (zumindest hatte ich dieses Glück, habe Ähnliches aber auch von Freund:innen und Bekannten gehört).
Zusammenfassend kann ich allen ein Praktikum auf Guadeloupe empfehlen, die gerne in der Natur sind und bereit sind, sich auf neue kulturelle Kontexte einzustellen. Grundkenntnisse auf Französisch sind allerdings unabdingbar. Ich habe mein Schulfranzösisch nur ein bisschen aufgebessert und mich dadurch vor allem anfangs sehr überfordert gefühlt. Es hilft sicher ungemein, wenn man von Anfang an in der Lage ist, einigermaßen flüssig über alltägliche Themen zu reden. Das medizinische Fachvokabular kommt dann von allein.

Tipps für andere Praktikant:innen

Vorbereitung
Französisch, am besten flüssig in Alltagsthemen
Auto (Rentîles)

Beantragung Visum

Nicht nötig, Teil der EU

Praktikumssuche
Formloses Anschreiben + Lebenslauf

Wohnungssuche
bei mir Airbnb, alternativ leboncoin

Versicherung
Deutsche Ärztefinanz

Sonstiges
Keine OTAs im OP, als Assistenz sollte man die Begriffe der Instrumente schnell parat haben

Formalitäten vor Ort

Telefon-/Internetanschluss
Bei meiner Unterkunft inklusive

Sonstiges
Abschließende Formalitäten über das Sekretariat der Medizinuni

Alltag/Freizeit

Ausgehmöglichkeiten
Am besten auf Instagram nach Veranstaltungen suchen / Kolleg:innen / Bekanntschaften fragen

Sonstiges
Surfen v.a. Le Helleux, zum Wandern eigentlich alles auf Basse Terre + die Mangroven im Norden von Grande Terre

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