Das Studio liegt sehr zentral in der Via della Conciliazione, direkt am Petersplatz und gehört zu den kleineren Auslandsstudios des ZDF mit zwei Korrespondent:innen, zwei Producer:innen, Cutter:innen sowie einem Kamerateam. Die Unterscheidung zwischen Korrespondent:innen und Producer:innen gibt es ausschließlich in den Auslandsstudios. Dabei übernehmen Producer:innen die Planung und Durchführung von Drehterminen, Interviews und Übersetzungen sowie Recherchen. Korrespondent:nnen konzipieren Beiträge, sitzen mit Cutter:innen im Schnitt, formulieren und sprechen Texte in Beiträgen ein und stehen in Schaltgesprächen vor der Kamera. In der Praxis arbeiten beide eng zusammen und die Aufgaben fließen ineinander über. Im Inland hingegen arbeiten Redakteur:innen, die Beiträge von der Planung über die Drehs bis zum Schnitt begleiten und einsprechen. Das Studio Rom ist verantwortlich für die Berichterstattung aus Italien, Griechenland, Malta und dem Vatikan und beliefert aufgrund der dünnen Besetzung insbesondere die aktuellen Nachrichtensendungen des ZDF. Hinzu kommen ausführlichere Recherchebeiträge für das auslandsjournal und bei ausreichender Kapazität auch für Stücke zu kulturellen und kulinarischen Themen.
Mein Praktikumstag begann mit einer kollegialen Espressorunde und dem anschließenden Erstellen der Presseschau. Hierzu las ich Online- und gedruckte italienische Tageszeitungen wie Corriere della Sera, La Repubblica, Il Messaggero und Il Quotidiano und fasste die wichtigsten Informationen für alle im Studio zusammen. Eine weitere tägliche Aufgabe bestand in der Sichtung der wichtigsten italienischen Nachrichtensendungen TG1 und TG2, eine Multitasking-Aufgabe, bei der Hospitant:innen die Inhalte, Bebilderungen und Autor:innen übersetzen und für die Korrespondent:innen auflisten. Auf Basis dieser Liste wird folglich darüber entschieden, welches Bildmaterial bei der RAI gekauft werden soll, da das ZDF Studio nicht alle Ereignisse selbst vor Ort filmen kann. Für die Bestellung und Übertragung von TG-Bildmaterial sind dann wieder Praktikant:innen verantwortlich und kommunizieren dazu telefonisch mit den Sekretariaten der RAI-Nachrichtensendungen. Dazu unterstützte ich die Kolleg:innen bei allen möglichen Aufgaben, wie dem Erstellen eines Wochenangebots mit Beitragsideen, die wöchentlich an die Redaktionen nach Mainz und Berlin geschickt werden. Außerdem begleitete ich die Producer:innen bei Drehs, übersetzte Interviews, sammeln Voxen in der Fußgängerzone, saß mit den Korrespondent:innen im Schnitt und erledigte Recherchen nach Absprache. Highlight war die Planung und Produktion eines eigenen Beitrags für das ZDF Mittagsmagazin. Dies umfasste die Recherche, Terminvereinbarung, Durchführung von Interviews, Übersetzung, Dreharbeiten mit Kamerateam, Archivrecherche, sowie den Schnitt mit einem Cutter bis zur Sendung des Stückes.
Während der Zeit im Studio habe ich die zugängliche Art der Kolleg:innen und Begeisterungsfähigkeit für Ideen und Anregungen sehr geschätzt. Besonders die Gespräche darüber, wie Fernsehformate auf ein jüngeres Publikum zugeschnitten und interaktiver gestaltet werden könnten, bleiben mir in Erinnerung. Außerdem die recht frühe Erkenntnis, dass längere Beiträge und Dokumentationen bei den vielen tagesaktuellen Stücken leider etwas auf der Strecke bleiben. Ich bin daher schon auf der Suche nach einer Produktionsfirma in Berlin, um das Arbeiten an aufwändigeren Reportagen und Dokus kennenzulernen und zusätzlich beim Campusradio eingestiegen. Für das Vertrauen, einen eigenen Beitrag von vorne bis hinten planen und umsetzen zu dürfen, bin ich ebenfalls dankbar. Diese Erfahrung ist im Nachhinein sicherlich die wertvollste der Hospitanz, auch wenn ich mir in einigen Situationen eine:n Ansprechpartner:in vor Ort oder eine schriftliche Anleitung gewünscht hätte. Beim Fernsehen kann man als Unerfahrene sonst leider unabsichtlich Gefahr laufen, viel Geld auszugeben oder vermeidbare Fehler zu machen, die dann auch die Kollegen betreffen. Das lässt sich aus meiner Sicht aber z. B. mit einem Leitfaden einfach ändern. Gerade bei einem eher dünn besetzten Studio haben Praktikanten aus meiner Sicht das Potenzial, zu lernen, selbst kleinere Beiträge zu produzieren und damit gleichzeitig die anderen Producer zu unterstützen.
Tipps für andere Praktikant:innen
Vorbereitung
Im Vorfeld einer Hospitanz ist eine inhaltliche und sprachliche Vorbereitung sehr hilfreich. Zum einen helfen hier journalistische und redaktionelle Vorerfahrungen durch Praktika oder die Teilnahme an studentischen Medienprojekten. Alternativ gibt es hierzu aber auch Enführungsliteratur. Außerdem wichtig ist ein gutes Allgemeinwissen über die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Verhältnisse und aktuelle Entwicklungen innerhalb des Berichtsgebietes. Hier lohnt sich ein Blick in deutsche und internationale Tageszeitungen sowie die Nachrichtensendungen des ZDF. So siehst du auch direkt, welche Themen in der Vergangenheit im Fokus standen und in welchen Sendungs- und Beitragsformen aus Italien, Griechenland, dem Vatikan und Malta berichtet wurde. Mindestens genauso wichtig ist die sprachliche Vorbereitung, denn je besser die Italienischkenntnisse, desto vielseitigere Aufgaben können im Studio übernommen werden. Hierzu gehört die Sichtung und Lektüre von Nachrichten, die telefonische Terminvereinbarung von Drehs, das Sammeln von Voxen und die Übersetzung von Interviews aus dem Italienischen. Im Vorfeld empfehle ich daher, regelmäßig italienische Telegiornali zu schauen und Tageszeitungen zu lesen.
Praktikumssuche
Ein Praktikum im Auslandsstudio wollte ich machen, seit ich mit meinem Politikstudium begonnen und erste
redaktionelle Erfahrungen gesammelt habe. Da diese im deutschsprachigen Raum nur vom ZDF angeboten werden, schaute ich dort regelmäßig bei den ausgeschriebenen Praktikumsplätzen im Ausland nach. Hier werden teilweise auch recht kurzfristige Hospitanzen angeboten – besonders in kleiner Studios, in denen Hospinant:innen vermutlich sogar mehr Aufgabe übernehmen dürfen. Die Bewerbung läuft dann über das ZDF-Bewerbungsportal.
Wohnungssuche
Angehenden Praktikant:innen würde ich empfehlen, über Erasmusu, Spotahome oder Uniplaces ein Zimmer von Deutschland aus buchen. Denn Wohnheime sind teuer, WG-Zimmer über gängige Portale wie Idealista meistens nur für ein ganzes Jahr zu mieten und die Posts auf Facebook häufig Betrugsmaschen, auf die ich selbst fast hereingefallen wäre. Eine Reservierungsgebühr oder Kaution sollte man, ohne das Zimmer und den/die Vermieter:in gesehen zu haben, auf keinen Fall überweisen. In Italien leben viele Studierende bei ihren Eltern oder in Privatzimmern, Wohngemeinschaften sind weniger verbreitet und in der Regel ohne Castings nach Laune der EigentümerInnen zusammengewürfelt.
Alltag und Freizeit
Während meinem Praktikum habe ich Rom als Stadt mit seinen unterschiedlichen Seiten kennen- und lieben gelernt. Quirlig und beschaulich, nobel und derb kann die Metropole sein. Besonders außerhalb des historischen Zentrums. Antike Ruinen sind überall in der Stadt verteilt, es gibt tolle Parks mit Seen und Pinienbäumen und einen botanischen Garten, in einer Stunde bringt der Zug einen ans Meer nach Santa Severa oder Anzio. Doch Rom hat neben der antiken auch eine junge, sehr lebendige Seite. Museen für Moderne Kunst (Galleria Nazionale, MAXXI), das Tanz- und Theaterfestival Romaeuropa, Studentenviertel wie San Lorenzo und das alternative Pigneto, in dem sich die RömerInnen abends auf einen Aperitivo und zum Leute gucken treffen (zum Beispiel im Lo Yeti oder der Libreria Tuba). Von A nach B kommt man am besten mit der Metro, und das ist in dem Fall wörtlich gemeint, denn wirklich zuverlässig und bis zum späten Abend fährt in Rom nur die Metrolinie B. Und natürlich muss hier auch noch die großartige römische Küche erwähnt werden. Ich empfehle folgende Route: Cappuccino auf dem Mercato di Testaccio, Cornetto im Café Tram Depot, dann den Avertin erklimmen und den Ausblick vom Orangengarten genießen, Aperitivo in der Bar allo Statuto, Carbonara oder Pinsa bei La Percora Pazza, den Abend in der Bar dei Brutti ausklingen lassen. Und wo es die beste Pizza und das beste Pistazieneis gibt, findest Du am besten selbst heraus – oder fragst die RömerInnen!