Wildtierforschung in Barcelona

Ich bin Veterinärmediziner und habe nach Abschluss meines Studiums ein praktisches Jahr mit dem Wildlife Conservation Medicine (WildCoM) Research Group an der Facultat de Veterinària der UAB Barcelona gemacht.

Diese Forschungsgruppe ist spezialisiert auf Wildtierpopulationsforschung und Conservation Medicine, mit einem Fokus auf Wildtierkrankheiten. Es gibt in Europa nicht viele Einrichtungen, die sich auf dieses Forschungsgebiet konzentrieren, auch nicht an Universitäten. Das Team besteht aus 2 Professoren und 4 PhD und Residency- und 4 Internship-Studierenden und arbeitet hauptsächlich mit wilden Paarhufern, Amphibien, Fledermäusen, Nagern, Sperlingsvögeln, Greifvögeln und Reptilien.

Ich habe während meines Aufenthaltes an sehr verschiedenen Projekten teilnehmen dürfen. So habe ich zum Beispiel viel bei der Forschung über die Verbreitung des Chytridpilzes in der Amphibienpopulation Kataloniens, bei der Bestimmung des Mikrobioms von katalanischen Fledermäusen, des Gesundheit-Monitorings der pyrenäischen Gämsenpopulation und bei der Beprobung von Zecken, um das Vorkommen vom Krim-Kongo-Fieber zu ermitteln, mitgeholfen. Viele der Projekte sind auch fachübergreifend, weshalb die Forschungsgruppe mit Personen aus verschiedenen Bereichen zusammenarbeitet, unter anderem Biologen, Naturpark-Rangern und Genforschern.

Die Aufgaben der Interns und der Praktikanten sind sehr abwechslungsreich, von der Teilnahme an der Feldarbeit mit Probenentnahmen bei Tieren und Laborarbeit zur Auswertung der Proben (Durchführung von PCR, ELISA…), bis hin zu Nekropsien von verschiedenen Wildtieren und klinischen Übungen (wofür wir regelmäßig zu Auffangstationen gefahren sind). Ich durfte auch sehr viel selbst machen, wie Blut abnehmen, Proben entnehmen, Feldnekropsien durchführen oder Aufgaben im Labor übernehmen. Dadurch konnte ich sehr viel praktische Erfahrung sammeln. Die Arbeit in einem multidisziplinären Team hat mir auch gezeigt, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachbereichen ist.Während des Jahres hat WildCoM zudem viele Vorlesungen und Kurse über Ökologie, Epidemiologie, Ecosystem Health usw. organisiert, durch dessen Teilnahme ich mur auch viel Wissen aneignen konnte.

Einer der wichtigsten Aspekte meines Aufenthaltes war, dass ich mein eigenes Forschungsprojekt hatte. Die Chefs sind sehr offen für eigene Ideen und geben einem viel Selbstständigkeit. Dadurch hatte ich das Glück, einen eigenen Wissenschaftlichen Artikel schreiben zu können. Diese Studie hatte das Ziel, die Prävalenz einer Pilzinfektion bei Nagern in Katalonien zu ermitteln und die Veröffentlichung wird gerade von einer Fachzeitschrift „reviewed“.
Arbeitszeiten waren zum Teil sehr unterschiedlich, abhängig der Projekte und der anfallenden Aufgaben, sowie der Anzahl an Ausfahrten in einer Woche. Meist betrug sie aber zwischen 7 und 10 Stunden pro Tag. Da die Hauptaktivitätszeiten der zu beprobenden Wildtiere berücksichtigt werden müssen, und ich viel mit Fledermäusen und Amphibien gearbeitet habe, musste ich auch viel früh morgens und nachts arbeitet. Der nächste Tag war dann aber immer frei.

Die Kommunikation und Betreuung meines Aufenthaltes waren immer sehr gut. Mein Ansprechpartner und die Verwaltung der UAB waren von Anfang an mit mir in Verbindung und haben mich unterstützt, alle Formalitäten zu regeln. Die Mitarbeitenden der WildCoM Research Group achten immer darauf, dass man immer in die Arbeit des Teams eingebunden wird. Die Mitarbeitenden zudem sehr hilfsbereit und erklären einem sehr viel.

Barcelona ist eine sehr schöne Stadt, in der es sehr viel zu tun und zu sehen gibt. Für Studierende gibt es unglaublich viele Möglichkeiten auszugehen und etwas zu unternehmen, ob es für etwas kulturelles ist, um etwas essen oder trinken zu gehen, um feiern zu gehen…. Auch die Umgebung von Barcelona hat vieles zu bieten. Es gibt viele andere Städte (Sitges, Girona oder Vic; sogar Valencia ist gut erreichbar), sehr schöne Strände, die Pyrenäen… Der Nahverkehr ist gut ausgebaut und auch weiter entfernte Orte sind relativ gut zu erreichen.

Dieses Praktikum war eine sehr wichtige Erfahrung für mich. Ich habe einen sehr guten Einblick in die Arbeit und Aufgaben in der Wildtierforschung und den Wildtierschutz bekommen, was sehr hilfreich für mein zukünftiges Arbeitsleben sein wird. Die meisten Personen, die bei WildCoM waren, haben sich später auch im Bereich Wildtiermedizin weiter spezialisiert. Das ganze Team ist großartig und die Arbeit macht wirklich sehr viel Spaß. Ich habe in meiner Zeit dort auch viele neue Menschen kennengelernt und viele Ratschläge und wichtige Kontakte für meine Zukunft bekommen. Ich kann diese Erfahrung also jedem wärmstens empfehlen, der sich in diesem Gebiet weiterbilden möchte. Zudem ist Barcelona eine sehr aktive Stadt, die für junge Leute viele Möglichkeiten bietet.


Tipps für andere Praktikant:innen

 

Vorbereitung

Für das Praktikum mit dem WildCoM Research Group sollte man warme und Regenfeste Klamotten, festes Schuhwerk (auch für Bergwanderungen) und Stirnlampe mitbringen, da diese während dem Praktikum benötigt werden. Etwas spanisch zu können vor der Abreise ist von Vorteil, aber nicht notwendig, da alle auch sehr gut englisch sprechen (bei anderen Praktikumsstellen wäre es vielleicht nötig). Ein paar Vorkenntnisse in Ökologie und Epidemiologie sind auch hilfreich.

 

Beantragung Visum

Ich habe keine Kenntnisse über die Visums-Beantragung, da ich keins benötigt habe.

 

Praktikumssuche

Über die Website der Universitat Autònoma de Barcelona (UAB) und der Universitat de Barcelona findet Ihr viele Informationen über die verschiedenen Institute der Universitäten und auch Kontaktdaten für Praktikumsanfragen.

 

Wohnungssuche

Die Situation des Wohnungsmarktes ist in Barcelona schwierig. Es ist nicht einfach eine Wohnung zu finden, und die Mieten sind sehr hoch. Falls man länger als 4 Monate bleiben will, ist eine Anmeldung im Studierendenwohnheim einer Universität (z.b. der UAB), da diese auch Plätze für Austauschstudierende haben. Es werden auch viele Angebote von Studierenden über die Facebook Seite „Estudiants de la UAB que busquen pis“ hochgeladen. Ansonsten ist „Badi“ eine beliebte Seite für Wohnungssuche in Spanien. Bei Wohnungsvermittlungsangeturen nachzufragen kann auch hilfreich sein. Es ist meist billiger und einfacher, ein bisschen außerhalb zu suchen (in Städten wie Sabadell, Terrassa oder Cerdanyola del Vallès). Die Anbindungen mit Nahverkehr sind zwischen Barcelona und der Peripherie relativ gut.

 

Versicherung

Haftpflicht- und Unfallsversicherung sind für die meisten Praktikumsstellen, zumindest für Tiermedizin, notwendig. Viele sind meines Wissens im ganzen europäischen Raum gültig. Da ich aber schon Haftpflicht- und Unfallversichert war, kann ich leider keine Auskunft über die verschiedenen Angebote und Möglichkeiten geben. Für mein Praktikum musste ich auch eine Zusatzkrankenversicherung abschließen, die von der UAB angeboten wird. Diese kostet für das Jahr nur ungefähr 4,50€.

 

Telefon-/Internetanschluss

Ich hatte schon einen Internetanschluss und -vertrag von den Vormietern, den ich weiterlaufen lassen habe. Deshalb kann ich leider keine weiteren Auskünfte dazu geben. Mit dem europäischen Roaming muss man mit deutschen Handyverträgen in Spanien eigentlich nichts extra zahlen. Ich hatte das ganz Jahr über meinen alten Vertrag.

 

Bank/Kontoeröffnung

Ich habe keine Kenntnisse darüber, da ich kein Konto dort eröffnet habe. Ich habe mein deutsches Konto genutzt. Mit einer Visa- oder Mastercard kommt man überall gut zu recht.

 

Ausgehmöglichkeiten

Barcelona ist eine sehr lebendige Studierendenstadt mit vielen günstigen (Tapas-)Bars, internationalem Essen und Partymöglichkeiten. Man trifft und lernt sehr einfach andere Studierende kennen. Die Stadt hat zudem viel Geschichte und kulturelle Angebote. Die Nähe am Meer sowie an den Berge ist auch sehr attraktiv (es gibt direkt einen Strand in Barcelona, die Pyrenäen sind nur 1,5 Stunden entfernt und die Costa Brava ist auch sehr in der Nähe). Katalonien hat generell viel zu bieten, von schönen bergigen Landschaften bis mittelalterliche Städte. Viele Nachbarstädte (Girona, Sitges, Vic) sind auch sehr gut mit Bus und Bahn zu erreichen. Es gibt also viele Ausflugziele.

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