Mitarbeiten beim Kite Runner-Programm in Istanbul

In diesem Bericht möchte ich gerne über meine Erfahrungen während meines Erasmus-Praktikums bei Diyalog-Derneği in Istanbul berichten. Mein Praktikum begann im Juni 2023 und erstreckte sich bis zum 30. September 2023. In dieser Zeit konnte ich an vielfältigen Aktivitäten teilnehmen und wertvolle Erfahrungen sammeln.


Im Jahr 2022 hatte die Diyalog-Derneği begonnen, das Kite Runner-Programm zu entwickeln. Dabei handelt es sich um ein vielfältiges Angebot von Unterstützung und Workshops, sozialen Events und Netzwerkbildung für Afghanen mit journalistischem oder medialen Hintergrund. Auch Afghanen, die davon träumten, Journalisten oder Medienschaffende zu
werden, waren herzlich willkommen. Ich war wirklich begeistert, ein Teil davon zu sein.

Die Zielgruppen für das Kite Runner-Programm waren in erster Linie Afghanen in Istanbul, der Türkei und Afghanistan selbst. Wir hatten uns das Ziel gesetzt, für Geschlechtergleichheit zu sorgen und insbesondere Frauen bei ihren Bedürfnissen in Bezug auf Vernetzung und gemeinsamen Aktivitäten zu unterstützen. Die idealen Teilnehmer für das Kite Runner-Programm hatten eine ganze Reihe von Qualitäten: Sie interessierten sich für Video- und Filmproduktion sowie Journalismus, waren leidenschaftlich für soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte und demokratische Prozesse, hatten Fähigkeiten in Kunst, Design oder Kommunikation und zeigten Interesse an gemeindefreundlichen Praktiken.

Im Jahr 2023 lag der Schwerpunkt darauf, die Fähigkeiten von im Exil lebenden Medienarbeitern aus Afghanistan zu verbessern. Dazu gehörten Sprachkenntnisse, Schreibfertigkeiten und Bearbeitungsfähigkeiten. Unser Ziel war es, dass die Teilnehmer:innen besser qualifiziert sind, um als freiberufliche Mitarbeiter:innen für internationale Medienunternehmen
zu arbeiten. Wir planten, vermehrt sichere Online-Aktivitäten neben physischen Treffen in der Türkei anzubieten, um Medienaktivisten und Journalisten aus Afghanistan zu unterstützen.

Eine aufregende Neuigkeit war, dass wir den Co-Workingraum Postane im Zentrum von Istanbul als Partner für unsere physischen Aktivitäten gewonnen hatten. Hier fanden öffentliche Filmvorführungen, das Cross-Media-Labor und Videobearbeitungskurse statt. Postane ist ein urbaner Solidaritätsraum, der soziale, ökologische und städtische Projekte unterstützt.
Ende Mai haben wir uns mit den Teilnehmern aus dem Vorjahr und anderen kreativen Medienleuten in der Türkei, Afghanistan, Iran, Bangladesch und Indien über soziale Medien in Verbindung gesetzt. Diese Zeit nutzten wir auch, um die aktuellen Bedürfnisse der Teilnehmer zu erforschen.
Folgende Aktivitäten fanden seit dem regelmäßig statt:

Sprachkurse: Die Kurse fanden fünfmal pro Woche online über Zoom statt. Es handelte sich, um Englisch und Türkisch Sprachkurse. Die Kurse konzentrierten sich darauf, die Sprachkenntnisse von Journalist:innen und Medienaktivist:innen zu verbessern, um ihre beruflichen Aktivitäten in der Türkei und international zu unterstützen.

Arbeitsgruppe für Frauen: Die wöchentliche Online-Arbeitsgruppe für Frauen förderte die Stärkung und Unterstützung von weiblichen Medienarbeiterinnen aus Afghanistan in der Türkei, im Iran, in Afghanistan, Pakistan und Indien. Die Schwerpunkte der Gruppe umfassten die Menschenrechtssituation in Afghanistan, die Situation von Frauen und
weiblichen Medienarbeiterinnen in Afghanistan sowie die Situation von Journalist:innen innerhalb und außerhalb von Afghanistan. Diese Arbeitsgruppe half weiblichen Medienaktivistinnen dabei, ihre individuellen und beruflichen Bedürfnisse als unabhängige Journalistinnen zu formulieren und eine Plattform für sie zu schaffen, um ihre Arbeit frei zu
veröffentlichen.

Öffentliche Filmvorführungen mit Diskussion: Bislang fanden drei öffentliche Filmvorführungen im Rahmen des Kite Runner-Programms bei Postane statt, bei denen Filme von im Exil lebenden Filmemachern aus Afghanistan gezeigt wurden. Die zweite Vorführung wurde auch live über Zoom übertragen. Nach den Vorführungen gab es lebhafte Diskussionen über die Filme, die aktuelle Lebenssituation in Afghanistan und die Rolle der Medien bei den Teilnehmer:innen in Postane und online. Besondere Gäste der ersten Vorführung waren der Präsident des Afghan Journalist Safety Committee, eine bekannte Fotografin, Journalistin und Malerin aus Teheran, sowie eine Moderatorin bei Alborz TV.

Cross-Media-Labor: Seit Juli wurden die Aktivitäten erweitert, um das hybride Cross-Media-Labor einzubeziehen, das sich wöchentlich verschiedene Medienformate erforscht. Innerhalb dieses Labors wurden Kurzfilmproduktion, animierte Filme, Graphic Novels und die Veröffentlichung von Texten online als neue Form Online Textveröffentlichungen gesprochen. Wir erhielten auch Einblicke von Experten wie einem Fotojournalisten aus Afghanistan.
Seit August bieten wir außerdem einen Videobearbeitungsworkshop sowie rechtliche Beratung für im Exil lebende afghanische Journalisten an.

Mein Erasmus-Praktikum bei der Diyalog-Derneği war eine erstaunliche Erfahrung. Ich habe nicht nur meine Fähigkeiten und Kenntnisse erweitert, sondern auch wunderbare Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt getroffen. Das Kite Runner-Programm ist eine beeindruckende Initiative, die kulturellen Austausch, Sprachlernen und kreative Entfaltung fördert. Ich bin gespannt auf die zukünftige Entwicklung des Programms und darauf, wie es das Leben der Teilnehmer und der Gemeinschaft positiv beeinflussen wird.


Tipps für andere Praktikant:innen

Vorbereitung:

Hierzu lässt sich nicht viel sagen, da ich bereits in der Türkei im Rahmen meines Erasmus Auslandssemesters war. Die Organisation habe ich über Freunde vor Ort kennengelernt.

Beantragung Visum:

Da ich breits ein Studierendenvisum vor Ort hatte, und außerdem unbezahlt für eine NGO gearbeitet habe, war ein Arbeitsvisum nicht notwendig. Ich denke hier varriert der Umstand sehr stark, für mich hatte dies auf diese Art und Weise geklappt, kann aber auch sehr unterschiedlich von Person zu Person sein.

Praktikumssuche:

Wie bereits erwähnt, ging das für mich über Freunde sehr einfach. Ich fand es allerdings schwer aus Deutschland einen Praktikumsplatz zu finden. Viele NGOs sind sehr lokal und nieschig angesetzt, es kann schwieirg sein nach außen Einblicke in diese Arbeit zu bekommen.

Wohnungssuche:

Der Istanbuler Wohnungsmarkt ist der blanke Horror, es passiert schnell, dass man umziehen muss oder einfach in schlechten, zu teuren Zimmern landet. Ich empfehle daher, über Freunde versuchen Konatakt zu Leuten vor Ort zu bekommen und darüber zu schauen, ob man das alte Zimmer von jemanden übernehmen kann.

Versicherung:

Deutsche Krankenversicherungen haben einen Pakt mit Türkischen Versicherungen. Mit eurem Nachweis über euren Versicherungsstatus geht ihr Vorort zur Behörde, außerdem mit eurem Visum, die registrieren euch dann. Es handelt sich allerdings um eine sehr basic Versicherung. Viele Ausländer schließen deswegen oft eine private Reisekrankenversicherung ab.

Sonstiges :

Türkisch Kenntnisse sind schon wichtig, man sollte die basics können, um sich im Alltag bewegen zu können. Viele Leute sprechen wenig, bis kein Englisch.

Telefon-/Internetanschluss:

SIM- Karten lassen sich einfach vor Ort kaufen (nicht am Flughafen!!), WLAN gibt es sicherlich in den WGs

Bank/Kontoeröffnung:

Nicht nötig, es reicht eine Kreditkarte, die International funktioniert.

 Ausgehmöglichkeiten:

Istanbul ist einer der größten Metropolen der Welt, es ist für jeden was dabei die Stadt ist voll mit kulturellen Angeboten, ausgehmöglichekiten, Theatern, Bars, jeglicher Art von Musik, Tanzkursen, etc.

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