Nach meinem Erasmus+ in Paris im Jahre 2021 war für mich klar, dass ich in diese Stadt zurückkehren würde. Im Rahmen des praktischen letzten Jahres meines Medizinstudiums hatte ich die Möglichkeit, 4 Monate im Bereich der Inneren Medizin in Paris arbeiten zu dürfen.
Die Bewerbung lief informell ab, ich wusste über Bekannte, dass das Krankenhaus St. Louis internationale Studenten für Praktika nahm, die Bewerbung erfolgte dann über das zuständige Sekretariat.
Mein Alltag auf Station unterschied sich in einigen Punkten bezüglich der Aufgabenverteilung in deutschen Krankenhäusern: In Deutschland wird oft von PJlern erwartet, dass man sich um die Blutentnahmen kümmert, in Frankreich ist dies eine Aufgabe der Krankenschwestern und Pfleger. Man kann aber auch gerne fragen, ob diesbezüglich Hilfe gebraucht wird, wenn man Übungsbedarf hat. Der Tag beginnt meistens mit den „transmission“ also der Übergabe, in der die Nachtschicht über die Patienten berichtet. Dann sind jeweils ein Studierender (Externe), ein Assistenzarzt (Interne) und ein Oberarzt (CCA) für einen Abschnitt der Station verantwortlich. Es wird allgemein viel erklärt und man darf gerne auch eigene Patienten betreuen, Eigeninitiative was körperliche Untersuchung und Dokumentation angeht wird sehr gerne gesehen.
Jeden Donnerstagvormittag gab es einen Vortrag zu unterschiedlichen Themenbereichen der Inneren Medizin – oft mit einem Fokus auf Rheumatologie, welche in Frankreich einen großen Teil des Fachbereichs Innere Medizin ausmacht. Insgesamt war die Stimmung im Team sehr gut, die Studierenden in Frankreich sind ein essenzieller Teil des Teams in Krankenhäusern und das merkt man sehr am Umgang miteinander. Es ist auch nicht selten, dass man sich am Freitag auch noch auf ein Glas zum Feierabend trifft – das habe ich in Deutschland noch nie erlebt. Gute Französischkenntnisse sind aber auf jeden Fall wichtig – es gibt viele medizinische Abkürzungen und gerade für den Patientenkontakt macht das Sprachniveau definitiv einen Unterschied.
Was die Wohnungssuche angeht: Ich hatte Glück und habe über Facebook etwas gefunden. Allerdings war das ein Glücksgriff und die Mieten sind wirklich oft sehr teuer. Für jemanden zum ersten Mal in Paris kann ich die Cité – Universitaire nur empfehlen, man muss sich nur rechtzeitig um die Bewerbung kümmern (ca. ein Jahr im Voraus). Die Zimmer sind bezahlbar, es gibt viele Events und es ist eine super Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen.
Zu Paris an sich – die Stadt hat ihren Ruf aus gutem Grund. Gerade was Kultur angeht, gibt es unfassbar viele Angebote, für Menschen unter 26 sind viele Museen und Veranstaltungen gratis. Und selbst wenn man kein Kunstfan ist, in Paris ist für jeden etwas dabei: Konzerte, Jazz Bars, zahlreiche Parks oder einfach ein Glas Wein auf der Terrasse und Leute beobachten (Ich empfehle dafür die Rue de la Roquette).
Alles in allem kann ich jedem einen Aufenthalt hier empfehlen – Paris lässt auch den größten Zyniker nicht kalt.