Schon zu Beginn meines Lehramtsmasters hatte ich Lust ein Semester im Ausland zu verbringen.
Ich habe mich darüber informiert, welches Semester sich dafür am besten eignet und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass es für mich am besten ist, das Praxissemester (3. Mastersemester) dafür zu nutzen, da sich so mein Studium nicht weiter in die Länge zieht.
10 Monate vor Beginn des Praktikums habe ich mich auf die Suche nach einem Praktikumsplatz gemacht. Da die Freie Universität zu diesem Zeitpunkt über keine Kooperationen mit deutschen Schulen im Ausland verfügte, habe ich selber nach Schulen gesucht, die für mich mit meiner
Fächerkombination (Politik und Französisch) in Frage kommen. Ich habe mich an deutschen Schulen in ganz Europa beworben und eine einzige Zusage von der deutschen Schule in Bilbao (Spanien) bekommen, die mir einige Monate später leider wieder absagt hat.
Über Umwege fand ich heraus, dass die Durchführung des Praxissemesters auch an einer nicht-deutschen Schule möglich ist. Dies hat mich auf die Idee gebracht, mich an französischen Schulen mit einer Abi-Bac-Section zu bewerben. Ich hatte die Vorstellung, dass ich an diesen Schulen Politik auf Deutsch unterrichten könnte und Deutsch statt Französisch. Im Februar 2023 habe ich die Zusage des Lycée Georges Clémenceau in Montpellier erhalten.
Im Anschluss habe ich mich durch den Bürokratie-Dschungel der Uni gekämpft und habe schließlich von allen Seiten (Politik- und
Französisch-Didaktik) ein “Go” bekommen. Danach habe ich mich über Finanzierungsmöglichkeiten informiert und mich für die Erasmus-Förderung entschieden, da ich mir ziemlich sicher war, eine finanzielle Förderung zu erhalten. Der DAAD finanziert das Praxissemester mit einem höheren monatlichen Beitrag, jedoch werden nur circa 50% der Bewerbungen angenommen und die Zu- oder Absage erfolgt erst kurz bevor des Praktikumsstarts.
Wohnungssuche
Die Wohnungssuche war für mich einfach, weil ich mich mit den Praktikant:innen ausgetauscht habe, die im Sommersemester 2023 ihr Praxissemester an der Schule in Montpellier absolviert haben. Ich habe die Unterkunft über Airbnb gebucht (monatliche Miete ca. 620€ – eigentlich zu
teuer) und habe somit die Wohnungssuche bereits im März 2023 abgehakt.
Ausgehmöglichkeiten
Montpellier ist eine wunderschöne kleine Stadt in der Region “Occitanie”, die eine Stunde vom Meer entfernt liegt (Tram und Fahrrad). Die Stadt ist bekannt für ihre Medizin-Uni sowie für Tanz- und Theater- Einrichtungen. Es gibt auch eine queere Szene, die sich beispielsweise im “Quartier généreux” trifft. Man merkt, dass Montpellier eine Uni-Stadt ist, da viele junge Menschen in Bars und Restaurants sitzen.
In der Regel scheint die Sonne und man kann alles mit dem Rad oder zu Fuß erreichen. Ich habe in der Nähe des Parks “Montcalm” gewohnt. Es ist eine angenehme Wohngegend und man benötigt nur 20 Minuten zu Fuß zum Zentrum und 15 Minuten zu Fuß zur Schule.
Die Lebensqualität ist aus meiner Sicht aufgrund des Klimas, der schönen Altstadt und dem reichen kulturellen Angebot sehr hoch. Ich bin in meiner Freizeit zur “Danse Contemporaine Organique” gegangen. Ich war töpfern
und habe mich in der Jugendgruppe eines nicht-lukrativen und kooperativen Supermarkts (“La Cagette”) engagiert. Das war ein idealer Ort, um junge Französ:innen kennenzulernen.
Sonstiges
Mein Praxissemester am Lycée Georges Clémenceau hat mich sehr geprägt und ich habe eine Menge dazu gelernt. Ich durfte neben meinen zwei Unterrichtsreihen in Deutsch und Politik selbstständigen Unterricht in einer Teilungsstunde sowie in der Französisch-AG für deutsche Austauschschüler:innen durchführen. Durch dieses autonome Handeln konnte ich mich unbeobachtet und ohne Bewertung ausprobieren und konnte das Unterrichten mittels verschiedener Methoden testen.
Alles in allem würde ich allen Studierenden empfehlen, das Praxissemester im Ausland zu absolvieren.
Es ist eine einmalige Erfahrung, die auf beruflicher sowie persönlicher Ebene sehr bereichernd war!