Arbeiten in einer Italienischen Kunstgalerie

Schon seit Beginn meines Kunstgeschichte-Studiums war ich an der Arbeit in einer Kunstgalerie oder einem Museum interessiert. Somit hatte ich ziemlich schnell eine Vorstellung davon, wo ich mein Pflichtpraktikum im Rahmen meines Studiums absolvieren wollte. In einer Kunstgalerie stach dabei vor allem die Möglichkeit des direkten Kontakts zu und der direkten Zusammenarbeit mit Künstler:innen heraus. Darüber hinaus würde die Arbeit in einer Kunstgalerie oder einem Kunstmuseum mein Interessengebiet der Kunst mit meiner Leidenschaft für das Organisieren und Schreiben sowie meinem Zweitfach Journalismus verbinden.

Italien als Zielland stand für mich ziemlich schnell fest, da es sich einerseits sehr gut für mein Studium Kunstgeschichte eignete und ich darüber hinaus meine Italienisch-Kenntnisse ausbauen könnte.
Somit habe ich meine Suche nach Praktika ohne spezifischere Vorstellungen in den Großstädten Italiens begonnen und bin ziemlich schnell auf einen sehr positiven Erfahrungsbericht im Internet gestoßen, der von einem Praktikum in der römischen Kunstgalerie Von Buren Contemporary berichtete. Daraufhin schaute ich mir die Webseite der Galerie an, die mich umgehend visuell wie auch konzeptionell ansprach.

Nach der initiativen Bewerbung an einigen Museen und Galerien in Rom und Mailand bekam ich sehr schnell eine Zusage von Von Buren Contemporary, die ich daraufhin aus mehreren Gründen sofort annahm.
Die Galeristin wirkte bereits per E-Mail sehr freundlich und zuvorkommend. Der Anspruch der Galerie daran, junge Künstler:innen zu entdecken und zu unterstützen, wie auch das vielfältige Angebot an Malereien, Skulpturen, Collagen, Zeichnungen, Fotografien und Kunstwerken aus gemischten Techniken machte die Galerie zu meinem persönlichen Favoriten in meiner Bewerbung. Die Zusage entschied somit letztendlich über den Zielort.

Wie bereits erwähnt hat die Galerie vor allem das Scouten bzw. Entdecken und Unterstützen junger italienischer Künstler:innen zum Ziel. Michele van Büren, die Galeristin, ist stets auf der Suche nach etwas Originellem.
Ein weiterer leitender Faktor von Von Buren Contemporary ist die Zugänglichkeit von zeitgenössischer Kunst. Bei der Arbeit mit Michele merkte ich recht schnell, dass es ihr wichtig ist, dass sich jeder willkommen fühlt, unabhängig von Budget und Erfahrung. Sie begrüßt alle Besucher:innen mit Unvoreingenommenheit und eröffnet somit die Möglichkeit des Diskurses über Kunst für jede gesellschaftliche Schicht und jedes Alter. Dieser Punkt machte die Arbeit bei Von Buren Contemporary noch ansprechender, da Toleranz in Form von Zugänglichkeit von Kunst für jeden auch einen meiner persönlichen Werte darstellt.
Die Galerie besteht aus Michele van Büren, der Galeristin, und ihrer Assistentin Sofia Podestà, die ihre Fotografien auch selbst in der Galerie ausstellt. Somit wurde auch ich direkt in alle Arbeitsbereiche mit eingebunden und stand immer in engem Kontakt zur Galeristin und ihrer Assistentin.

Die Arbeitseinteilung ist sehr vielseitig, wobei Michele für die Künstlerbesuche verantwortlich ist und die Abwicklung von Käufen organisiert sowie alle Ergebnisse vor Druck, Hochladen oder Aktualisierung absegnet. Sofia hingegen kümmert sich um das Design und die Erstellung von Preislisten, wie auch die Bearbeitung der Webseite. Auch sie hält Kontakt zu Künstler:innen und beantwortet Fragen oder Kommentare auf Social Media.

Neben dem Auf- und Abschließen der Galerie (zu dem auch das Saugen, Fegen, Moppen, sowie das An- und Ausschalten des Lichts, das Rein- und Rausstellen bzw. (Ab-)Hängen von Kunstwerken und das Aufstellen und Reinbringen des Banners gehörten) hatte ich auch die Aufgabe, die Galerie wie auch Besucher:innen oder potenzielle Kund:innen zu betreuen. Ich begrüßte und verabschiedete Interessent:innen, erzählte Ihnen von der derzeitigen Ausstellung und den Künstler:innen, achtete darauf, dass alles sauber war und informierte bei Interesse über die Kaufabwicklung und holte dementsprechend die nötigen Informationen ein, die ich Michele weitergab. Auch führte ich interessierte Besucher:innen durch die Galerie und stellte bei Käufen Zertifikate aus bzw. gab sie an den Käufer/ die Käuferin heraus.
Des weiteren war ich für das Managen des Social Media Accounts zuständig und machte Reels sowie Bilder oder gegebenenfalls Stories von der aktuellen Ausstellung. Nach Absprache mit Michele lud ich sie dann mit einer Beschreibung hoch. Oft brainstormte ich auch mit Sofia über neue Ideen für den Account oder half ihr bei der Erstellung der Preislisten oder Übersetzung ins Englische. Darüber hinaus erstellte ich QR-Codes für die Gruppenausstellung „Grand Tour“ und die Solo-Ausstellung „Reunion“ von Hannah Ungaro-Pope.

Oft wurde ich zum Copyhsop, der sogenannten „copisteria“ geschickt, um (vor allem zu Beginn von Ausstellungen) Flyer, Roll-Up Banner, Pressemitteilungen, Plakate, Preislisten oder Ähnliches abzuholen. Ich holte vom Tischler mehrmals gerahmte Kunstwerke ab oder gab sie bei ihm in Auftrag, was auch meine Italienisch-Kenntnisse herausforderte, da er nur Italienisch sprach. Einmal wurde ich zu Alessio Deli (einem Künstler) geschickt, um Kunstwerke und eine Skulptur bei ihm abzuholen.
Ich assistierte bei der Hängung neuer Kunstwerke und Vorbereitung kommender Ausstellungen, die darin bestanden, eine passende Konstellation von Gemälden zu finden, die Gemälde gerade und im gleichmäßigen Abstand zueinander zu hängen und die Lichter passend zu setzen. Die Kommunikation mit den Künstler:innen über ihre Konzepte und Intentionen war ein weiterer interessanter Punkt während dieser Phasen in der Galerie. Auch beim Ein- und Auspacken delikater Kunstwerke oder Skulpturen half ich und lernte gleichzeitig, wie sie richtig und geschützt verpackt werden.
Auch war ich bei allen Vernissagen dabei und half bei den Vorbereitungen und der Betreuung während der Eröffnung. Dazu zählten unter anderem das Putzen der Galerie, wie auch das Aufstellen von Getränken und Snacks im Hinterhof und das Begrüßen des Sommeliers und der Gäste.

Das Praktikum hat meine Erwartungen getroffen, da ich in alle Bereiche der Arbeit in einer Kunstgalerie einen Einblick erhalten habe. Ich wurde in alle Prozesse direkt mit eingebunden und mir wurde seit Tag eins darüber hinaus viel Verantwortung übertragen. Somit hat sich das Praktikum in Hinblick auf meine spätere Berufswahl definitiv gelohnt. Darüber hinaus wurde mir, vor allem im Erstellen der Reels oder Einbringen meiner Ideen für künftige Ausstellungen oder Posts auch einiges an Freiheit gegeben. Ich hatte außerdem die Möglichkeit, meine Italienisch- wie auch Englischkenntnisse deutlich zu verbessern, indem ich jeden Tag mit internationalen Kund:innen und italienischen Künstler:innen in Kontakt treten konnte. Auf sehr intensive Phasen vor Eröffnungen folgten oft ruhigere Phasen, in denen weniger zu tun war.

Am meisten haben mir das Planen, Konzeptionieren und Hängen neuer Ausstellungen gefallen, da ich zum einen meine Kenntnisse zur Ausstellungkonzeption anwenden und erweitern konnte und darüber hinaus meine eigene Kreativität einbringen und mein Auge für Ästhetik schulen konnte.
Mich hat überrascht, dass Michele so gut wie alles selbstständig organisierte. Eine Galeristin muss eine Bandbreite an Kenntnissen und Fertigkeiten erlernen bzw. mitbringen. Diese reichen vom handwerklichen Geschick, über kaufmännische und journalistische Kenntnisse, Organisations-, Kommunikations-, und Teamfähigkeit, bis hin zu Kreativität, Design- und Marketing-Skills. Außerdem muss man ein Auge fürs Ästhetische und die Fähigkeit zur Spontaneität und Originalität mitbringen, um Erfolg im Betreiben einer Kunstgalerie zu haben.


Tipps für andere Praktikant:innen

Vorbereitung

Ich rate allen, sich vor Beginn des Praktikums mit der italienischen Sprache und der Galerie auseinanderzusetzen. Einiges lernt man natürlich auch im Laufe des Praktikums. Ein wenig Vorwissen zu bestimmten Künstler:innen und den Bestrebungen sowie dem Leitbild der Galerie schaden allerdings nicht und machen den Einstieg wesentlich leichter.

Auch etwas Italienisch-Kenntnisse sind von Vorteil, da einige Künstler:innen wie auch Besucher:innen bzw. Kund:innen kein Englisch sprachen. Somit fehlt es auf der einen Seite an dem Kontakt zu den Künstler:innen und kann auf der anderen Seite auch zu einem Verlust an Kund:innen für die Galerie führen. Ich habe meine Italienisch-Kenntnisse während des Praktikums wesentlich verbessern können auch, wenn Michele Muttersprachlerin Englisch ist.

 

Praktikumssuche

Ich kann empfehlen, auch außerhalb der Erfahrungsberichte der eigenen Uni nach Praktikumsstellen zu suchen und etwas Geduld mitzubringen. Außerdem kann ich jedem raten, sich auch initiativ bei verschiedenen Organisationen zu bewerben, die einen interessieren. Somit habe auch ich meine Praktikumsstelle gefunden.

 

Wohnungssuche

Bei der Wohnungssuche sollte man früh genug anfangen, am Besten sofort nach Zusage des Praktikums. Es gibt auch eine Erasmus-Whatsapp-Gruppe mit Wohnungsangeboten. Ich persönlich habe vor allem auf spotahome und uniplaces gesucht und mich für die Benachrichtigung neuer Inserate angemeldet.

 

Formalitäten vor Ort

Sonstiges

Um sich gut und problemlos in der Stadt zu bewegen, kann ich das Monatsticket von ATAC empfehlen, das für alle Busse und Bahnen von ATAC in Rom gilt. Das Ticket kostet 35 Euro pro Monat und kann mit einem Aufpreis von einmalig 5 Euro auch in Kartenform ausgestellt werden. Zu beachten ist hierbei allerdings, dass es immer nur von dem ersten bis letzten Tag des Monats gilt, egal, wann man es kauft. Auch der Erwerb einer solche Karte, kann kräftezehrend sein, da nicht jeder „Tabacchi“-Laden diese Tickets verkauft und das Ticketoffice in Termini aufgrund des festgelegten Startdatums immer extrem überfüllt ist.

Ansonsten gibt es auch noch die App „TicketAppy“, über die man sich Tickets auf dem Handy kaufen kann.

 

Alltag/Freizeit

Ausgehmöglichkeiten

Es gibt unglaublich viele gute Bars, Restaurants und Cafés in Rom. Vor allem in Trastevere und im Centro storico findet man an jeder Ecke etwas. Gute Orte, an denen vor allem Student:innen bzw. junge Erwachsene Abends ausgehen sind die Gegend rund um Piazza Bologna, San Lorenzo und auch Testaccio.

 

Sonstiges

Wer in Rom feiern gehen möchte muss sich darauf einstellen, dass man nachts auch mal bis zu einer Stunde auf den Bus wartet. Die drei Metro-Linien sind nach 23:30 Uhr geschlossen. Auch Taxis sind um diese Zeit, vor allem am Wochenende, oft ausgebucht. Generell muss man, was die öffentlichen Verkehrsmittel in Rom angeht, viel Geduld und Ruhe mitbringen. Die Busse sind oft (auch im Winter) stark überfüllt und halten sich oft nicht an die vorgegebenen Zeiten. Anstatt Google Maps solltet ihr besser Moovit benutzen. Die App zeigt die Zeiten, nach meinen Erfahrungen, etwas akkurater an und kündigt auch Umleitungen und Ausfälle an.

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