Unterrichten an einer deutschen Schule in Japan

Ich habe mein Praxissemester innerhalb meines Lehramtsstudiums an an der Deutschen Schule Tokyo Yokohama (DSTY) im Kunstunterricht absolviert.

Ein Praktikum an einer Deutschsprachigen Organisation im Ausland finde ich sehr empfehlenswert, weil man so die Chance hat einen neue Kultur kennen zu lernen ohne Abstriche in der eigenen Ausbildung zu machen.
Ich persönlich hatte das Glück bereits im Vorfeld Kontakte zu meine Gastinstitution zu haben. Ohne diese Kontakte, wäre die Organisation als Student:in des Q Masterstudienganges auf Grund der Intensität der Ausbildung im 1. und 2. Semester sehr schwierig gewesen. Student:innen dieses Studienganges würde ich bei Interesse empfehlen gleich nach Studienbeginn im 1.Semester mit der Organisation zu beginnen.
Die Organisation einer Förderung meines Praktikums im Ausland bereitete mir ebenfalls einige schlaflose Nächte, denn auf den ersten Blick sah es so aus als käme für mich nur das DAAD Stipendium „Lehramt Internationale“ in Frage. Die Zahlen der geförderten Auslandsaufenthalte sind aber nur sehr begrenzt und man bekommt oft nur wenige Wochen vor Praktikumsantritt Bescheid, ob einen Förderung ist.
Dies bedeutet, dass zum Zeitpunkt einer negativen Rückmeldung aber schon alle Praktikumsplätze in Berlin vergeben sind. Man läuft Gefahr das Studium um ein Jahr verlängern zu müssen. Gerade für die Student:innen des QMasters, die oft nicht mehr studentisch versichert sind, schon Kinder und andere (finanzielle) Verpflichtungen haben, kann dies zu größeren Problemen führen.
Daher bin ich unfassbar dankbar, dass ich relativ spontan die Chance auf die Förderung von Erasmus+ hatte. Ohne dieses Stipendium hätte ich mein Praxissemestern nicht antreten können.
Dass eine Förderung in Japan überhaupt möglich ist, ging nicht aus den Informationen im Internet nicht klar hervor. Von Seiten meiner Universitäten stieß ich auf widersprüchliche Informationen, bis ich schließlich von einer Mitarbeiterin der Freien Universität Berlin sehr gut betreut wurde. Im Zweifel empfehle ich immer zu fragen.
Zu erwähnen ist ebenfalls, dass die Raten der Förderung in meinem Fall erst einigen Wochen nach Praktikumsantritt bzw. nach Praktikumsende eintrafen. Grade in der Vorbereitung und zu An- und Abreise warten allerdings die größten finanziellen Hürden auf einen. Anzahlung für Unterkunft, Flug, Versicherungen, sowie die Anschaffung von den Wichtigen Haushaltsgegenständen etc. Ohne eigenen finanzielle Rücklagen ist ein Praktikum im Ausland also trotz der Erasmus+ Förderung schwierig.

Trotz des organisatorischen Aufwandes und Risikos, würde ich jedem/jeder Student:in empfehlen für das Praxissemester ins Ausland zu gehen. An egal welcher Deutschen Auslandsschule treffen einzigartige Kulturen, Sprachen und Erfahrungsschätze aufeinander. Dies gilt für die Schüler:innen genauso wie für die Lehrer:innen. Hier kann man, anders als im Inland gebündelt viele verschiedenen Erfahrungen machen und sein transkulturelles Feingefühl erweitern.
Typischerweise bieten Auslandsschulen einen Mix von Lehrplänen an, die sich an den Bildungssystemen verschiedener Länder orientieren. Dies bedeutet, dass man an einer Deutschen Auslandsschule ebenfalls die Chance hat etwas über andere Bildungs- und Schulsystem zu lernen und das eigene Bildungssystem kritisch zu hinterfragen.
Ich fand es ebenfalls sehr bereichernd die Theorien aus dem Modul Deutsch als Zweitsprache im Unterricht mit Schüler:innen zu erproben. An Berliner Schulen ist die Sprachförderung oft auf Schüler:innen aus z.B. Türkischen, Polnischen, Russischen (…) Sprachräumen ausgerichtet. Während der Seminare und Vorlesungen sind wir zu keinem Zeitpunkt auf Schüler:innen aus z.B. dem Vietnamesischen, Japanischen der Chinesischen Sprachumfeld eingegangenen, obwohl diese ein genauso wichtiger Bestandteil der Deutschen Schullandschaft sind. Ein Praxismessester an einer
deutschen Auslandsschule hilft zweifelsohne den Inklusionsgedanken zu stärken.


Tipps für andere Praktikant:innen

Vorbereitung
Der Q-Masterstudiengang Lehramt Bildende Kunst beginnt mit zwei sehr intensiven Semestern. Als Student:in muss man sich abrupt an zwei neuen Universitäten orientieren und eigentlich schon im 1. Semester mit der Organisation seines Praktikums im Ausland beginnen. Ich empfehle frühestmöglich Kontakte zur Gastinstitution zu knüpfen. Ebenfalls empfehle ich eine frühzeitige Organisation und sich über mehreren Förderprogrammen zu informieren.

Beantragung Visum
Ich habe einen dauerhaften Aufenthaltstitel in Japan und musste daher kein Visum beantragen. Für ein Praxissemester in Japan wäre eventuell ein Cultural Activities Visa, ein Working Holiday oder ein Studentenvisum möglich. In allen drei Fällen empfehle ich eine Beantragung 3 Monate im voraus. Zur Not kann man auch mit einem Touristenvisum einreisen und dies vor Ort ändern.

Praktikumssuche
Ich habe mich an mehreren Deutschen Schulen im Ausland beworben und leider auch auf wiederholte Nachfrage keine Rückmeldung bekommen. Leider scheinen auch hier persönliche Kontakte Türen zu öffnen. Ich empfehle daher wie gesagt Kontakte so früh wie möglich herzustellen.
Wohnungssuche
Ich hatte das Glück bei einer Freundin zur Untermiete unterzukommen. In Japan werden Wohnungen in den allermeisten Fällen nur über einen Immobilienmarker vermittelt. Dies kann sehr teuer werden.
Zudem ist die Mindestlaufzeit für Mietverträge 2 Jahre. Diskriminierung ist leider an der Tagesordnung. Dies bedeutet viele Vermieter vermieten nicht an Ausländer oder Homosexuelle etc.
Ich empfehle daher eine Recherche auf Englisch nach „share houses“. Diese werden oft untervermietet und können auch nur für ein paar Monate bezogen werden. Auch Air Bnb ist für die Dauer des Praxissemesters eine Möglichkeit. Ebenfalls kann es hilfreich sein, die Anfahrt zur Institution vorab auf Google Maps zu recherchieren. Manche Zuglinien sind sehr teuer.

Versicherung
Es ist zu berücksichtigen, dass viel Gastländer (auch Japan) von allen dort mit Wohnsitz eingetragenen Personen verlangen, ungeachtete des Verdienstes, der Staatlichen Kranken- und Rentenversicherung beizutreten. Zusätzlich muss man als Student aber auch in Deutschland Krankenversichert bleiben. Zu beginn des Erasmus+ wurde ich gebeten zudem noch eine Auslandskrankenversicherung abzuschließen. Die Auslandskrankenversicherung halte ich im Falle Japans nicht für sinnvoll. Ein Nachweis, dass man nach Praktikumsantritt vor Ort versichert ist, wäre
meiner Meinung nach sinnvoller und auch günstiger.

Formalitäten vor Ort
Telefon-/Internetanschluss
Ich empfehle eine Touristen-simcard bei Elektronikfachgeschäften wie Edion oder Bic Camera zu kaufen oder bei Amazon zu bestellen. Diese liegen für 10 GB ca. bei 20-30€. Normale Telefonverträge  laufen ebenfalls minimal 2 Jahre, man muss ein Telefon dazu kaufen und oft werden diese nicht an Personen ohne mindestens 2-3 Jahre nachweisbarem Visum verkauft.
Die Internetverbindung ist generell sehr schnell und zuverlässig. Viele Cafes haben Wifi.
Die Konbinis haben seit 2020 leider keine Wifi hotspots mehr.

Bank/Kontoeröffnung
Eine Bank oder Kontoeröffnung ist nur möglich, wenn man nachweisen kann, dass man bereits ein halbes Jahr im Land wohnt, arbeitete und noch mindestens 1-2 weitere Jahre bleibt. Im Falle eines Praktikums ist dies also keine Option. Ich empfehle eine Visa Karte des Heimatlandes. Mit dieser kann man in jedem 7/11 ATM gegen einen minimale Gebühr Geld abheben.

Alltag/Freizeit
Ausgehmöglichkeiten
Japan hat für jeden was zu bieten. Die Preise sind generell mit Deutschland vergleichbar. Auch nachts alleine als Frau auf der Straße ist man sicher. Die Züge sind effizient und sehr gut vernetzt, stoppen den Betrieb aber zwischen 23/24 Uhr und 5/6 Uhr.

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