Als Fremdsprachenassistent*in in Paris

Erste Schritte
Reisevorbereitung
Dieses Mal war ich noch mit meiner Masterarbeit beschäftigt, als ich in Paris ankam, um mein Praktikum als Deutschassistentin an dem Lycée Maurice-Ravel fortzusetzen.

Die Reisevorbereitungen waren weniger aufwändig als für meine erste Assistenzzeit, vor allem aufgrund meiner neuen Unterkunft. Ich konnte ein Zimmer in dem Internat desselben Gymnasiums reservieren. Zu den Reisevorbereitungen gehörten nach wie vor rechtzeitig E-Mails von den Organisatoren des Programms zu beantworten. Zum Beispiel müssen Informationen auf der Plattform ADELE ergänzt werden. Das Führungszeugnis und die internationale Geburtsurkunde müssen rechtzeitig beantragt werden, falls diese Dokumente noch nicht vorhanden sind. Das kann bei einem Bürgerarmt, zumindest in Berlin, lange dauern. Des Weiteren ist auch die Impfungen gegen bestimmte Krankheiten vorzuweisen. Dies empfehle ich auch einigermaßen früh zu überprüfen, um eventuell rechtzeitig vor Abreise noch auf unkomplizierte Weise eine Impfung nachzuholen. Sehr gut geholfen hat mir bei der Reisevorbereitung „Le guide de l’assistant de langue en France“. Als ich in Paris ankam, kümmerte ich mich unter anderen um eine Unfallversicherung, die in Frankreich in der Regel bei der eigenen Bank abgeschlossen wird. Da viele der einzelnen Reisevorbereitungen voneinander abhängen und obwohl die Mitarbeiter*innen des Erasmus-Büro der Freien Universität ziemlich verständnisvoll mit bürokratischen Verzögerungen sind, empfehle ich die lästigen aber für das Leben in Frankreich wichtigen Erledigungen nicht unnötig vor sich herzuschieben und dabei die Ruhe zu bewahren. Es wird seine Zeit dauern, bis alles geregelt ist. Es ist leider manchmal unmöglich bestimmte Vorgänge zu beschleunigen.

Kontaktaufnahme mit Einsatzschule
Mit meiner Referenzlehrerin stand ich nach wie vor in Kontakt. Sie und die anderen Kolleginnen sind sehr hilfsbereit. Auch die Sekretärin der Schule und andere Angestellte, die sich um administrative Angelegenheiten kümmern, helfen schnell. Falls das Praktikum an einer Schule stattfindet, empfehle ich unbedingt die Ferienzeiten zu beachten, da diese sehr lang sein können und während denen der Kontakt sehr schwierig ist beziehungsweise gar nicht möglich ist, wenn noch kein Kontakt zu den Lehrer*innen besteht.

Unterbringung, Verkehrsanbindung
Ich wurde in dem Internat der Schule untergebracht. Daher hatte ich keine Priorität bei der Anmeldung für ein Zimmer in einem Studentenwohnheim. Für Fremdsprachenassistenzkräfte gibt es eine limitierte Zahl an freien Plätzen in Studentenwohnheimen in Paris. Das letzte Mal wollte ich lieber in einer Wohngemeinschaft leben, um so weitere junge, französischsprachige Leute kennenzulernen. Daher versuchte ich über private Kontakte und Facebook ein WG-Zimmer zu finden. In Paris scheint es mir nach wie vor deutlich praktischer vorort als aus der Ferne eine Unterkunft zu finden.
Ein großer Vorteil an der Unterkunft im Internat ist der kurze Fahrtweg. Was ich erst nach meiner Ankunft erfuhr und womit ich zuvor nicht gerechnet habe, ist das Fehlen einer Gemeinschaftsküche. Es gibt eine Schulkantine, die auch Abendessen zu einem günstigen Preis anbietet. Sie bleibt jedoch während der Schulferien geschlossen und das Kochen auf dem Zimmer, schon allein das Essen auf dem Zimmer ist verboten! So verhält es sich nicht nur im Internat, sondern auch in vielen Studentenwohnheimen in Paris. Empfehlen kann ich für eine vorübergehende Zeit Gemeinschaftsküchen der Stadt Paris, in der eine sehr nette Atmosphäre herrscht und dank der ich in den Ferien für mich kochen konnte.

Informationen für die Ankunft an Einsatzschule
Meine Referenzlehrerin hat mich freundlicherweise vielen Kolleg*innen und den Chefs sowie Sekretärinnen der Schule vorgestellt als ich zum ersten Mal an die Schule kam. Es gibt einen „Chéf d’établissement“. Dieser entspricht nicht dem deutschen Schuldirektor, da er für administrative Angelegenheiten über das Schulleben hinaus verantwortlich ist, wie zum
Beispiel solche in Bezug auf das Leben im Internat. E s gibt sehr viele verschiedene Mitarbeiter*innen an der Schule. Es lohnt sich ein Blick auf die Schulwebseiten, um Ihre Funktion und Kontaktinformationen nachzulesen und auch das Schulsystem etwas besser zu verstehen. An meiner Einsatzschule wurde zum Beispiel das sogenannte Abibac angeboten. Auch ein bestimmter Schulzweig, der zur Absolvierung von Sprachtests hinführt, bietet den Schüler*innen höhere Chancen bei ihren Hochschulbewerbungen. Meine Referenzlehrerin und andere Kolleg*innen der Schule kamen mir nach höflichen Nachfragen sofort und ausgesprochen engagiert zur Hilfe! Ich hatte in dieser Hinsicht sehr viel Glück gehabt.
Die Deutschlehrer*innen und ich haben uns im Laufe meiner Assistenzzeit individuell miteinander abgesprochen, um den Unterricht gemeinsam zu planen, vorzubereiten und nachzubesprechen.

Über den Schulunterricht hinaus, gab ich Nachhilfe für Jugendliche aus den Familien von Kolleg*innen oder sie haben mich Eltern von Schüler*innen als unterstützende Kraft bei Hausaufgaben empfohlen. Dadurch erhielt ich einen noch besseren Einblick in das französische Schulleben und ich lernte als angehende Lehrerin auch durch diese Arbeit einiges dazu.

Pädagogische Erfahrungen
Ihr Einsatz im Unterricht und andere Aktivitäten in und außerhalb Ihrer Einsatzschulen
Assistiert habe ich wie auch während meiner letzten Assistenzzeit verschiedenen Kolleg*innen in Klassen der Jahrgangsstufen 7 bis 12 (cinquième – terminale). Je nachdem, was das Ziel der Lehrerin oder die Schwierigkeiten der Schüler*innen waren, haben wir die Klassen mal aufgeteilt oder ich habe mir einzelne Schüler*innen angehört und ihnen Feedback zu ihrem mündlichen Ausdruck gegeben oder ich habe mit der Lehrerin zusammen Unterricht gegeben. Nicht selten bot sich für mich die Gelegenheit Unterricht komplett frei zu organisieren. Aber das hängt natürlich auch davon ab, wie viel Vertrauen die Lehrkräfte bereits in der entsprechenden Assistenzkraft gewonnen haben. Ich würde empfehlen so viel wie möglich von den Gewohnheiten und Regeln im Schulalltag aufzugreifen. Bei einem gemeinsamen Mittagsessen konnte ich an den Gesprächen unter den Kolleg*innen viel erfahren. Mit den Deutschkolleg*innen traf ich mich regelmäßig in dem Lehrerzimmer, der Kantine oder auch zu Fachschaftsessen und besonderen Anlässen. Das Goethe-Institut bietet regelmäßig Veranstaltungen an zur Unterstützung der Fremdsprachenassistentinnen bei ihrer Unterrichtsvorbereitung. Auf diese Weise war auch der Austausch mit den anderen Deutschassistent*innen in Paris möglich. Bei einigen Schulprojekten durfte ich assistieren, wie zum Beispiel einer Begegnung zwischen den französischen Schüler*innen meiner Einsatzschule und Jugendlichen aus Deutschland. Sie hatten in ihrer jeweiligen Schulen zu dem Thema „Fair Fashion“ gearbeitet und Ausflüge zu Fair-Fashion-Unternehmen unternommen. Am Tag des Jubiläums der deutsch-französischen Freundschaft hörte ich mir mit den Schüler*innen unter anderen den Vortrag des deutschen Bundeskanzlers an, der in Paris zu Besuch gekommen war.

Betreuung durch die Fachlehrkräfte
Ich stand mit den meisten Deutsch-Fachlehrkräften über WhatsApp in Kontakt. Wir haben uns auch per E-Mail ausgetauscht. Sie waren ausgesprochen hilfsbereit mir gegenüber und waren immer offen für neue Anregungen. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht mit ihnen zu arbeiten. Ich habe viel Neues dazu gelernt. Ich konnte dadurch mein bisheriges Wissen und die theoretische Grundlagen aus meinem Lehramtsstudium in der Praxis ausprobieren. Wir haben immer auf sehr offene Weise unseren Unterricht besprochen, sodass wir viel voneinander lernen konnten.

Persönliche Eindrücke
Soziale Kontakte im Gastland
Es werden einige Veranstaltungen vorgeschlagen von dem der Académie Paris oder dem Goethe-Institut bei denen die Fremdsprachenassistent*innen in Kontakt treten. Durch Freunde von Freunden entstanden aus Begegnungen neue Begegnungen und sogar Freundschaften. Es besteht ansonsten die Möglichkeit sich bei von den Rathäusern der Arrondissements angebotenen Abendkursen anzumelden.

Freizeitangebote
Die Preise für Freizeitangebote in Paris haben mich überrascht. Zum Beispiel kommen mir Yoga-Kurse und Weinseminare deutlich teurer vor als in anderen Großstädten. Ich empfehle sich früh um den sogenannten „Pass de l‘Éducation“ in der Schule zu kümmern, denn damit haben Lehrerkräfte in den meisten Museen in Paris freien oder mindestens zu einem reduzierten Preis Eintritt. Es gibt sehr viele sehenswerte Gärten und Museen in Paris sowie ständig neue interessante Ausstellungen. Mir gefielen besonders die Parks, Cafés und Restaurants im 11., 18., 19. und 20. Arrondissement von Paris.

Fortbildungsmöglichkeiten
Es gibt Fortbildungsmöglichkeiten, die das Goethe-Institut kostenfrei und per E-Mail-Einladung den Fremdsprachenassistent*innen vorschlägt. Auf deren Webseite finden sich weitere Fortbildungsmöglichkeiten. Auch die Académie Paris und France Education Internationale macht Fortbildungsangebote. Ich empfehle die Termine zu notieren, damit sie
nicht am Anfang zwischen all dem Neuen, was besonders am Anfang geballt auf einen zukommt, untergehen. Auch im Internet, zum Beispiel auf Nachhilfeportalen werden Fortbildungen kostenfrei angeboten. Ich empfehle vor allem den ehrlichen und aufgeschlossenen Austausch mit den Kolleg*innen zur Weiterbildung.

Persönliches Fazit
Für mich war dieser Aufenthalt eine einzigartige Erfahrung, die mich in beruflicher und persönlicher Hinsicht hat wachsen lassen. Daher bin ich für diese Chance sehr dankbar. Die Erlebnisse werden unvergessen für mich bleiben. Ich hatte sehr persönliche Ziele vor Antritt der Reise. Wahrscheinlich hängt es immer mit den eigenen Wünschen und Erwartungen ab, wie die Reise sich für einen entwickelt. Ausgesprochen dankbar bin ich für die nette Zusammenarbeit und Herzlichkeit meiner Kolleg*innen an der Einsatzschule sowie der Hilfsbereitschaft der Mitarbeiter*innen des Pädagogischen Austauschdienstes und des Erasmus-Büros der Freien Universität Berlin.

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