Die Vorbereitung auf mein Erasmus-Praktikum in Barcelona begann mit Informationsveranstaltungen an meiner Universität und einem Gespräch mit dem Erasmus-Koordinator meines Fachbereichs. Etwa sechs Monate vor meinem geplanten Aufenthalt begann ich mit der Suche nach einer passenden Arbeitsgruppe (über Google). Schnell fand ich eine vielversprechende Möglichkeit am Institute for research in biomedicine (IRB) und bewarb mich erfolgreich für ein dreimonatiges Praktikum.
Die Wohnungssuche gestaltete sich schwierig aufgrund der hohen Mieten und fragwürdigen Vermittlungspraktiken. Sogar Hausbesetzungen sind in den Städten Spaniens ein großes Problem aufgrund der hohen Mieten. Die Vermieter bzw. Vermittler verlangen Geld im Voraus zu zahlen, obwohl man nicht weiß, ob die Wohnung wirklich existiert, da man diese ja vorher meist noch nicht besichtigen kann (durch die Distanz). Unter anderem wollte mir jemand eine Wohnung in Mataro vermitteln – ein Ort 35 km von Barcelona entfernt. Letztendlich entschied ich mich für ein bezahlbares Airbnb, da ich mir dort sicherer sein konnte. Von anderen Studierenden aus dem Ausland habe ich auch erfahren, dass sie sich zu Beginn ein rentables Airbnb bezogen haben und sich dann erst vor Ort nach anderen Wohnmöglichkeiten umgesehen haben, um mögliche Betrugsfällen zu umgehen.
Das öffentliche Verkehrsnetz in Barcelona ist ausgezeichnet. Ein Monatsticket für die Zona A kostete nur 20€ und ermöglichte mir eine bequeme Fortbewegung in der Stadt. Trotzdem kann dazu gesagt werden, dass das Innere der Stadt, aber auch sehr gut zu Fuß erkundet werden kann. Barcelona verfügt über sehr viele enge Gassen und niedliche, kleine Geschäfte zum Stöbern. Aber auch die Verfügbarkeit von mietbaren Fahrrädern ist möglich, weil die Stadt sehr gut dafür ausgelegt ist. Vor Ort benötigte ich auch kein extra Bankkonto, da Kartenzahlung weit verbreitet war. Da die Stadt jedoch sehr beliebt ist (mit dem meisten Touristen auf Platz 3 in Europa), muss man überall sehr vor Diebstählen und Betrügern in Acht nehmen, was sehr anstrengend werden kann.
Zu dem bietet Barcelona eine Vielzahl von Freizeitmöglichkeiten, von Cafés und Restaurants bis hin zu Wanderungen in den nahegelegenen Bergen. Mir haben vor allem der Kaffee und die Pattiserien sehr gut gefallen. In den Restaurants und Bars wird bis spät abends draußen gesessen. Von den Bergen nahe der Stadt hat man einen wunderschönen Ausblick und von denen man einmalige Sonnenuntergänge beobachten kann. Man hat eine Menge an kulturellen Möglichkeiten, wie Ausstellungen, Museen, Comedy und Theater. Die Stadt bietet in dieser Hinsicht echt viel, weshalb man nie gelangweilt ist. Leider ist der Strand tagsüber, vor allem wenn es warm ist, sehr überlaufen, aber man kommt mit der Bahn schnell nach Badalona oder Sitges, wo man das Meer in Ruhe genießen kann.
Zu dem kann man unter anderem mit der Bahn auch sehr gut nahegelegene Ausflugsziele wie Montserrat, ein Benediktinermönch-Rückzugsort in den Bergen zu dem gut wandern kann, oder Sitges, eine kleine malerische Stadt mit vielen süßen Häusern, die auch sehr vom katalanischen Modernisme geprägt ist.
Das IRB ist ein sehr gutes Institut, was ich nur empfehlen kann! Geräte, wie Mikroskope und Ähnliches, werden überwiegend geteilt (in common rooms), weshalb man eine große Auswahl an Möglichkeiten hat zu experimentieren. Zudem ist das Institut extrem gut organisiert – ich hatte schnell eine Sicherheitseinweisung, eigene Kittel, eine Mail-Adresse etc. Sowohl von der organisatorischen Seite als auch von der persönlichen Seite der Arbeitskollegen habe ich mich sehr willkommen gefühlt. Die Arbeitstage- und zeiten im Labor sind sehr ähnlich zu Deutschland. Monatlich gibt es auch einen Kuchenbasar und ein „Cool Off“, bei dem sich die verschiedenen PhD-Studenten, Master-Studenten und auch Post-Docs sich kennenlernen und austauschen können. In Katalonien ist eine Calçotada im Februar/ März üblich – ein Fest bei dem etwas ähnliches wie Lauch gegrillt wird (siehe Bild). Es wurde diese von unserer Arbeitsgruppe organisiert. Das war sehr interessant und hat mir einen tiefen Einblick in die katalanische Kultur gegeben. Generell hat mich meine Gruppe sehr gut aufgenommen und wir haben uns alle auch persönlich sehr gut verstanden. Deshalb hatte ich eine sehr gute Zeit am IRB und hab sowohl kulturell als auch naturwissenschaftlich viel neues gelernt!
Tipps für andere Praktikant:innen
Vorbereitung
Erste Auskünfte über das Erasmus-Programm erhielt ich bei den Informationsangeboten/ -abenden, welche von der Uni angeboten werden. Nach einem weiteren Gespräch mit dem Erasmus-Koordinator meines Fachbereichs begann ich meine Planung. Ich bereitete mich für das Erasmus+Praktikum in Spanien etwa 6 Monate vorher vor in dem ich mich auf die Suche nach einer passenden Arbeitsgruppe machte. Glücklicherweise habe ich sehr schnell ein geeignetes Institut und eine Gruppe gefunden (der erste Versuch). Mein Ziel war Barcelona, da ich schon viel Gutes über die Stadt gehört hatte und den Winter im (wenigstens etwas) wärmen Spanien verbringen wollte.
Beantragung Visum
Für Spanien ist kein Visum notwendig.
Praktikumssuche
Ich recherchierte nach Einrichtungen in Barcelona, in welchen biologische/ biochemische Arbeitsgruppen arbeiteten. Dabei stieß ich auf das IRB, das sehr viele verschiedene Richtungen von Biomedizin abdeckt und suchte spezifisch nach Gruppen, die Themen behandelten, für welche ich mich interessierte und bewarb mich initiativ bei einer Gruppe. Nach einer schnellen Rückmeldung wurde ich zu einem Gespräch via Zoom eingeladen und danach stand es fest: ich werde für 3 Monate nach Barcelona gehen.
Wohnungssuche
Die Wohnungssuche erwies sich als schwieriger als gedacht, da in Barcelona sehr viele Menschen auf wenig Raum wohnen und somit die Preise dementsprechend sehr hoch sind. Viele Agenturen verlangen mehrere Hundert Euro für eine Vermittlung oder Vermieter verlangen Geld im voraus (obwohl man die Wohnung nicht besichtigen konnte), was mir jedoch nicht wirklich Geheuer war, weshalb ich dann ein vergleichsweise günstiges AirBnB für die Zeit buchte.
Versicherung
Für das Praktikum ist eine Auslandskranken, -haftpflicht- und unfallversicherung vorgeschrieben, weshalb ich mich über das vollständige Paket vom DAAD versichern lies, welches man für einzelne Monate nutzen kann (36€ pro Monat)
Sonstiges
Das öffentliche Verkehrsnetz ist sehr gut ausgebaut in Barcelona und ein Monatsticket für die Zona A (vollkommend ausreichend, reicht sehr weit) kostet nur 20€. Es gibt auch weitere Tickets, wie beispielsweise ein Ticket für die R-Linien, das nur 10€ kostet für 3 Monate und mit diesem kann man einfach angrenzende Orte, wie Sitges, besuchen.
Formalitäten vor Ort
Telefon-/Internetanschluss
Da Spanien Teil der EU ist, ist keine extra SIM-Karte oder Ähnliches nötig. Über das AirBnB als auch in der Praktikumseinrichtung war WLAN vorhanden. Auch viele Cafes bieten WLAN zum Arbeiten an.
Bank/Kontoeröffnung
Ich habe kein extra Bankkonto eröffnet. Man kann in Barcelona oder auch generell in Spanien so gut wie überall mit Karte zahlen, was sehr angenehm war, da man somit keine Extrakosten für das Ziehen vom Geldautomaten hatte.
Sonstiges
Man muss bei Barcelona beachten, dass es sehr touristisch ist. Obwohl ich im Winter/Frühjahr dort war, war es schon sehr überlaufen und somit besteht auch ein hohes Risiko beklaut zu werden. Man muss extrem vor Betrügern und Diebstählen aufpassen.
Alltag/Freizeit
Ausgehmöglichkeiten
In Barcelona sprechen fast alle Menschen englisch. Es gibt sehr viele gute Cafés und Restaurants. Vor allem Gebäck und Kaffee sind vergleichsweise günstig, wohingegen Essen generell nicht günstiger ist. Die Stadt bietet sehr viele verschiedene Facetten. Vor allem haben mir die Berge außerhalb der Stadt sehr gut gefallen, in denen man an den Wochenenden sehr gut wandern kann. Der Strand ist tagsüber, vor allem wenn es warm ist, stark überlaufen, aber trotzdem immer noch sehr schön. Auch das Nachtleben ist in vielen Teilen der Stadt aktiv mit Bars und Clubs. Man kann sehr viel Erleben und einiges von der katalanischen Kultur lernen.
Sonstiges
Ich würde es jedem empfehlen, je nach dem, die Wintermonate in Barcelona zu nutzen. Mir wurde berichtet, dass es in der Stadt im Zeitraum Juli-August kaum auszuhalten ist (vom Wetter als auch von der Menge an Menschen), weshalb auch sehr viele Geschäfte und Ähnliches im August auch geschlossen sind.