Da ich plane, in meinem kommenden Master Meeresbiologie zu studieren, wollte ich das letzte Semester meines Biologie-Bachelorstudiums nutzen, um ein zweimonatiges Auslandspraktikum in diesem Bereich zu absolvieren.
Das Praktikum fand ich über die Website „erasmusintern.org“. Über die Homepage der Tauchschule „See You Diving“ nahm ich Kontakt zur Leiterin Alice Glenda Bianchi auf und vereinbarte ein Online-Interview mit ihr. Sobald alles feststand, reichte ich alle nötigen Unterlagen beim Erasmus-Büro ein und es konnte losgehen.
Da ich vor meinem Praktikum noch nie tauchen war, reiste ich etwas früher an, um in den Tagen davor meinen Tauchschein zu machen. Ich konnte diesen direkt in der Tauchschule absolvieren, in der ich danach auch mein Praktikum machte. Für den Tauchschein musste ich einen theoretischen Test bestehen und fünf Übungstauchgänge absolvieren. Von Anfang an bemerkte ich, wie viel Wert die Inhaber der Tauchschule auf Sicherheit legten – sowohl für die Taucher selbst als auch für das Meeresleben unter Wasser. Darüber war ich sehr froh und dankbar, da ich leider schon über verschiedene negative Erfahrungen bei anderen Tauchschulen gehört hatte.
Danach begann das Praktikum, welches sich grob in einen praktischen und einen theoretischen Teil gliederte, wobei der Praxisteil deutlich überwog, vor allem im zweiten Monat. Die Inhaberin der Tauchschule, Alice, ist selbst Meeresbiologin. Sie informierte uns über die Klassifizierung verschiedener Tierstämme, die im Atlantik zu finden sind, sowie den Aufbau des Meeres als Lebensraum. Dieses Wissen konnte ich auf meine zoologischen Vorkenntnisse aus meinem Basismodul an der FU Berlin aufbauen und vor allem unter Wasser vertiefen, als wir aktiv die einzelnen Organismen bestimmen sollten.
Außerdem tauschten wir uns über das Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit und über gängige statistische Methoden zur Datenanalyse in der Ökologie aus. Auch dadurch konnte ich mein bestehendes Grundwissen ergänzen. Der Hauptforschungsfokus meiner Chefin war das Seegras Cymodocea nodosa, welches vor allem für verschiedene Arten von Meeresschildkröten von hoher Bedeutung ist, da diese es als primäre Futterquelle nutzen. Wir maßen vor allem die Dichte an Seegras pro Quadratmeter in einem festgelegten Bereich, um die Art besser charakterisieren zu können. Für diese Tauchgänge fuhren wir immer in das Abades-Reservat, einen vor Booten und Anglern geschützten Bereich im Südosten der Insel, etwa 25 Minuten mit dem Auto von Los Cristianos entfernt. Während dieser Tauchgänge sahen wir oft Schildkröten, die sich gerade zur Nahrungsaufnahme auf den Seegraswiesen tummelten.
Das Praktikum bestand aus verschiedenen weiteren Tauchgängen: Wir gingen zweimal nachts tauchen, um nachtaktive Organismen zu beobachten. Außerdem sammelten wir auf sogenannten „Dives against Debris“ Müll aus dem Ozean, den wir danach auf der PADI Aware Webseite dokumentierten und getrennt entsorgten. Das hat mir besonders viel Spaß gemacht, auch wenn es immer wieder traurig ist, die Unterwasserwelt so verschmutzt zu sehen.
Wir unternahmen auch einen Ausflug an Land zu einem der vielen natürlichen Pools auf Teneriffa, um das Ökosystem Küste besser kennenzulernen. Auch hier spielten unsere theoretischen Kenntnisse eine große Rolle. Außerdem organisierte Alice einen Vortrag mit einem Wissenschaftler aus dem Norden Teneriffas, der über seine Forschung an den dort ansässigen Haiarten berichtete.
Mein Praktikum bestand meist aus einer Vier-Tage-Woche mit durchschnittlich sechs bis sieben Stunden pro Tag. Nach den Tauchgängen gehörte das Aufräumen und Reinigen des Equipments zu den alltäglichen Aufgaben. Da wir oft zwei Tauchgänge an einem Tag hatten, achteten wir darauf, lange genug Pausen zu machen. Unsere Chefin stellte immer Snacks und Getränke bereit, was für eine sehr entspannte und fast schon familiäre Arbeitsatmosphäre sorgte. Auch mit den anderen Praktikanten freundete ich mich schnell an und wir unternahmen viele Ausflüge außerhalb des Praktikums gemeinsam.
Alles in allem würde ich dieses Praktikum jedem empfehlen, der sich für Meeresbiologie interessiert, da es einen tollen Ausgleich zum universitären Umfeld des Studiums bietet. Ich bin sehr dankbar, durch diese Möglichkeit zusätzliche Erfahrungen im Bereich der Meeresbiologie gesammelt zu haben.
Tipps für andere Praktikant:innen
Vorbereitung
Im Bericht beschrieben
Beantragung Visum
Es war kein Visum erforderlich.
Praktikumssuche
Ich bin online via https://erasmusintern.org/ auf das Praktikum aufmerksam geworden und habe die Leiterin der Tauchschule dann per Email kontaktiert.
Wohnungssuche
Da Los Cristianos ein sehr touristischer Ort ist, war es unmöglich eine bezahlbare Wohnung für meinen Praktikumszeitraum zu finden. Auch Shared flats/WGs gibt es kaum. Auf Airbnb gab es ein paar wenige Angebote ein Zimmer in einer privaten Unterkunft zu buchen, diese waren jedoch teilweise außerhalb des Ortes. Meine Chefin hat mir empfohlen für die 2 Monate meines Praktikums im Hostel zu wohnen, da sie die Besitzerin des Hostels kennt und man durch den längeren Aufenthalt dort einen etwas niedrigeren Preis pro Nacht zahlt. Ich habe mich schlussendlich auch dafür entschieden, da ich bereits öfters auf Reisen in Hostels übernachtet habe. Es gab sowohl gemischte als auch Frauenzimmer, wobei ich mich für letzteres entschied. Insgesamt waren es sechs Betten pro Zimmer. Das Hostel war sehr sauber und es gab viele Freizeitangebote. Außerdem herrschte dort eine sehr familiäre Atmosphäre, gerade wenn man länger dort war.
Versicherung
Ich habe eine Haftpflichtversicherung bei der Allianz abgeschlossen und bei meiner Krankenkasse eine Auslandsversicherung für den Zeitraum meines Praktikums. Zusätzlich war ich während aller Tauchaktivitäten durch meine Tauchschule versichert.
Formalitäten vor Ort
Telefon-/Internetanschluss
Es ist kein zusätzlicher Handytarif notwendig, da innerhalb der EU keine Roaming-Gebühren anfallen.
Bank/Kontoeröffnung
Auch hier benötigt es kein extra Konto, da man überall problemlos mit einer Debit- oder Kreditkarte zahlen kann (ohne dass extra Kosten anfallen). Ich würde jedoch empfehlen vorher in Deutschland Bargeld abzuheben und mitzunehmen, da hier sonst Gebühren für’s Abheben anfallen. Man kommt eigentlich auch weitesgehend ohne Bargeld zurecht, ich habe es nur für das Wäsche waschen im Hostel und den Bus benötigt.
Sonstiges
Da ich an meinen freien Tagen öfters Ausflüge in andere Orte gemacht habe, hat es sich für mich gelohnt eine aufladbare Busfahrkarte zu kaufen. Diese kostet einmalig 2€. Danach läd man die Karte einfach mit einem beliebigen Betrag an einem Ticketstand auf. Dadurch spart man 20% pro Fahrt.
Alltag/Freizeit
Ausgehmöglichkeiten
Los Cristianos ist ein sehr touristischer Ort, sodass es dort viele Bars und Restaurants gab. Für’s Feiern sind die meisten Leute aus meinem Hostel in den nächsten Ort, Las Americas, gefahren.
Sonstiges
Ich würde empfehlen so viele Ausflüge wie möglich zu machen, denn es gibt viel zu entdecken auf Teneriffa. Ich war viel in der Natur unterwegs, an unterschiedlichen Stränden, aber auch wandern im Anaga Gebirge. Bei letzterem würde ich auf jeden Fall raten lange Kleidung einzupacken, weil das Klima im Norden der Insel ein ganz anderes ist, als im Süden. Außerdem war ich mit einer Freudin aus meinem Praktikum für ein Wochenende auf La Gomera, da die Insel nur eine Stunde mit der Fähre von Teneriffa entfernt liegt. Wir haben über Airbnb einen alten Campervan gemietet fernab vom touristischen Trubel. Das war ein tolle Auszeit mitten in der Natur.