Psychosoziale Arbeit und Forschung an der KU Leuven

Mein viermonatiger Aufenthalt an der KU Leuven war eine außergewöhnliche Erfahrung, die sowohl meine wissenschaftlichen als auch meine praktischen Fähigkeiten enorm bereichert hat. Von Anfang an fühlte ich mich an der Universität willkommen und eingebunden in ein dynamisches und interdisziplinäres Team, das mir wertvolle Einblicke und Entwicklungsmöglichkeiten bot.

Während meines Aufenthalts hatte ich die Gelegenheit, psychosoziale Unterstützungsgruppen für Geflüchtete zu leiten. Diese Erfahrung war nicht nur bereichernd, sondern auch eine tiefe emotionale Herausforderung, da ich hautnah miterleben konnte, wie therapeutische Interventionen in einem transkulturellen Kontext angewendet werden. Es war faszinierend, die unterschiedlichen Ansätze kennenzulernen und zu sehen, wie sie je nach kulturellem Hintergrund der Teilnehmenden adaptiert wurden. Diese praktische Erfahrung hat meine Sicht auf die klinische Arbeit mit traumatisierten Menschen erweitert und mir wichtige Erkenntnisse für meine weitere berufliche Laufbahn vermittelt.

Ein weiterer Schwerpunkt meines Praktikums war die Forschung. Ich konnte an laufenden Forschungsprojekten teilnehmen und dadurch wertvolle Fähigkeiten in der Analyse von klinischen und transkulturellen Daten erwerben. Besonders stolz bin ich darauf, qualitative Interviews durchgeführt und mein eigenes Forschungsprojekt entwickelt zu haben. Diese Arbeit hat mir nicht nur ein tieferes Verständnis für qualitative Forschungsmethoden vermittelt, sondern auch mein Interesse an der Forschung weiter gefestigt. Die Betreuung durch erfahrene Forschende hat mir geholfen, meine methodischen Kenntnisse zu vertiefen und mein eigenes Forschungsinteresse zu konkretisieren.

Dank der hervorragenden Betreuung und des Mentorings während meines Aufenthalts konnte ich einen spezifischen Forschungsfokus entwickeln. Die Unterstützung, die ich bei der Vertiefung meines methodischen Wissens erhielt, war von unschätzbarem Wert und wird meine zukünftige Forschung prägen. Besonders die Arbeit mit qualitativen Methoden, vom Design über die Datenerhebung bis hin zur Datenanalyse, hat mir gezeigt, wie tiefgründig und bedeutend diese Herangehensweise für Untersuchungen sein kann. Wenn ich über diese Zeit nachdenke, bin ich immer wieder davon beeindruckt zu sehen, wie schnell ich Teil des Teams und mitgedacht wurde. Meine Kolleg:innen haben mich sehr gut aufgenommen und ich konnte mich stehts an sie wenden. Auch bei der Suche einer Unterkunft haben sie mir geholfen, sodass ich relative schnell einen Ort fand. Ich weiß aber auch, dass man sich an das Büro der Universität wenden kann, die einen berät und hilft.

Neben dem inhaltlichen, fand ich den Ort einfach sehr schön. Leuven ist eine kleine Stadt mit 100.000 Einwohnern, in der man viele alte und wunderschöne Gebäude findet. Es ist eine Studierendenstadt, sodass dort immer einiges los war (witzigerweise nicht am Wochenende, da die Studierenden nach Hause fuhren). Auch hier gelang es mir sehr gut Anschluss zufinden, da es für internationale Studierende auch z.B. ein Cafe (das Pangea) gibt wo sich getroffen und kennengelernt werden kann. Von Leuven aus war man auch sehr schnell mit dem Zug in Brüssel (ca. 20 Minuten).

Insgesamt war mein Aufenthalt an der KU Leuven eine prägende und äußerst bereichernde Erfahrung. Ich habe nicht nur meine fachlichen und methodischen Fähigkeiten erweitert, sondern auch wertvolle persönliche Erfahrungen gesammelt, die mich in meiner weiteren Karriere begleiten werden. Die Kombination aus praktischer klinischer Arbeit, tiefgreifender Forschung und interdisziplinärer Zusammenarbeit war eine ideale Mischung, die meinen Horizont erweitert und meine Leidenschaft für die wissenschaftliche Arbeit gestärkt hat.


Tipps für andere Praktikant:innen

 

Vorbereitung

Tatsächlich gab es gar nicht so viel Vorzubereiten. Ich glaube, das, was viel Zeit eingenommen hatte, war die ERASMUS Unterlagen auszufüllen und unterschrieben zusammenzubekommen. Eine sehr hilfreiche Quelle ist das ERASMUS Büro, hier habe ich viel Unterstützung bekommen und auch kleinere Fragen wurden immer sehr freundlich beantwortet. Die andere Herausforderung ist die Wohnungssuche, da bietet die KU Leuven aber wirklich viel Unterstützung. Ich hatte das Anfangs zu wenig beansprucht, aber kann andere nur ermutigen sich an sie zu wenden. Ihr findet über die Website alle Informationen die ihr benötigt (https://www.kuleuven.be/english/life-at-ku- leuven/housing) und die Mitarbeitenden vor Ort sind sehr freundlich und helfen gerne weiter.

 

Beantragung Visum

Dank der EU-Mitgliedschaft ist das nicht notwendig.

 

Praktikumssuche

Wenn auch ihr überlegt ein ähnliches Praktikum an einer Universität zu absolvieren, kann ich nur empfehlen Initiativbewerbungen zu schreiben. Menschen sind sehr offen internationale Studierende aufzunehmen. Ich erinnere, dass ich das auch merkwürdig fand, aber wie sich herausstellte, ist das der Weg, der oft genutzt wird. Also kann ich euch nur dazu ermutigen!

Im besten Fall schaut ihr euch an, in welche Arbeitsgruppe ihr möchte und welche Überschneidungen es mit euren eigenen Interessen gibt und schreibt ein Anschreiben und treten darüber in Kontakt, um im zweiten Schritt herauszufinden, welche weitere Informationen benötigt werden, da dieses Vorgehen bei verschiedenen Arbeitsbereichen unterschiedlich gehandhabt wird.

 

Wohnungssuche

Bei der Suche nach einer Unterkunft gibt es online sehr viele Angebote. Der Huisvestingsdienst der Universität bietet eine umfassende Übersicht über offizielle Unterkünfte der KU Leuven sowie privat vermietete, aber vertrauenswürdige Unterkünfte an. In Belgien bevorzugen viele Studierende das sogenannte „Kot“, ein privates Zimmer mit Waschbecken, das über eine geteilte Küche und ein geteiltes Bad verfügt- also quasi unser Studierendenwohnheim. Ich selbst hatte das große Glück in Groot Begjienhof unterkommen zu können. Es ist ein gut erhaltenes und vollständig restauriertes historische Viertel im Süden des Stadtzentrums von Leuven. Dieses Viertel, das sich an der Schapenstraat unweit des Naamsepoorts befindet, besteht aus etwa zehn Straßen und ist als einer der größten noch erhaltenen Beginenhöfe in Flandern bekannt. Die Dijle, ein kleiner Fluss, fließt mitten durch den Hof und teilt sich in zwei Arme, die durch einen Verbindungsgraben und insgesamt drei Brücken miteinander verbunden sind. Besonders bemerkenswert ist, dass dieser Beginenhof auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes steht und damit zu den kulturellen Schätzen der Region zählt. Es ist ein sehr schöner Ort und dennoch sollte berücksichtigt werden, dass er etwas teuer im Vergleich zu einem Kot ist und dass das Gebäude zwar restauriert ist, aber nicht so gut Wärme und Kälte isoliert, wie modernere Gebäude. Wer hier unterkommen möchte muss sich auch relativ früh darum kümmern. Auch darüber findet ihr auf der Website der Universität mehr Infos.

 

Versicherung

Es empfiehlt sich eine Haftpflichtversicherung sowie eine Auslandskrankenversicherung zu haben.

 

Telefon-/Internetanschluss

Im Besten Fall nehmt ihr euren Router mit, wenn ihr ihn nicht benötigt. Ich habe mir vor Ort einen gekauft, da ich nicht dran gedacht hatte. Im Zweifel findet ihr aber alles auch in Belgien.

 

Bank/Kontoeröffnung

Nicht notwendig.

 

Ausgehmöglichkeiten

Ich empfehle sehr die Culture Card zu machen. Die kostet glaube 25 Euro für das ganze Semester und ihr erhaltet darüber Vergünstigungen für kulturelle Angebote. Das Pangaea organisiert eine Vielzahl an Events für internationale Studierende, darunter Tages- und Wochenendausflüge and denen man ganz einfach teilnehmen kann. Außerdem empfiehlt es sich auch eine Sportkarte zu beantragen. Darüber erhält man Zugang zum gesamten Sportangebot der Universität, einschließlich des Hallenbads. Innerhalb der Uni gibt es zudem zahlreiche Veranstaltungen und Vortäge zu denen man über die E-Mail eingeladen wird. Für die Fortbewegung empfiehlt es sich, ein Fahrrad bei z.b.Velo auszuleihen. In der Stadt kann man sich auch ein Busticket für das gesamte Semester machen (das war auch sehr günstig und kostete für das ganze Semester 25Euro). Da Leuven aber nicht groß ist, kann man gut Laufen und wer ein Rad hat benötigt das eigentlich nicht. Nehmt ein Passbild mit, falls ihr ein solches Fahrticket beantragen wollt.

Ansonsten gibt es in Leuven jeden Freitag und Samstag einen Markt. Es gibt sehr viele Bars, zwei Kinos und das STUK, in welchem Konzerte und andere musikalische Events organisiert werden. Es gibt auch kleinere Museen und mein persönliches Highlight war die Universitätsbibliothek, die ein MUST SEE ist und auf der höchsten Etage ebenfalls ein Museum enthält sowie einen tollen Ausblick ermöglicht.

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