Das Projekt „Zertifizierte ökologische Produktion: Eine Brücke zwischen Tradition und nachhaltiger Landwirtschaft“ wurde im mexikanischen Bundesstaat Tlaxcala in Zusammenarbeit mit der Organisation Tijtoca Nemiliztli A.C. (Tijtoca) durchgeführt. Der Name Tijtoca Nemiliztli stammt aus der indigenen Sprache Náhuatl, die in Zentralmexiko, unteranderem auch von den Tlaxcalteken gesprochen wurde und wird, und bedeutet: „Lasst uns Leben säen“. Tijtoca ist eine gemeinnützige Nichtregierungsorganisation, die sich der Förderung nachhaltiger Landwirtschaft und einer agrarökologischen Lebensweise verschrieben hat. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt in der partizipativen Zertifizierung mexikanischer Kleinbäuer*innen nach agrarökologischen Standards.
Während meiner dreimonatigen Mitarbeit bei Tijtoca hatte ich die Gelegenheit, etwa 30 Kleinbetriebe in verschiedenen landwirtschaftlichen Bereichen kennenzulernen, darunter der Anbau von Mais, Getreide, Obstbäumen und Avocados sowie die Weiterverarbeitung von Kräutern, Mais und Milchprodukten. Durch die aktive Mitwirkung an der Entwicklung, Durchführung und Auswertung zweier großer Umfragen konnte ich sowohl die individuellen Bedürfnisse der Landwirt*innen – wie Unterstützung bei der Vermarktung ihrer Produkte – als auch interne organisatorische Themen wie Arbeitsteilung und Finanzierung besser verstehen.
Die Kommerzialisierung der Produkte und die öffentliche Präsenz von Tijtoca erlebte ich bei Besuchen verschiedener lokaler agrarökologischer Märkte. Diese Erfahrungen ermöglichten mir, umfassende Einblicke in die komplexen Prozesse der landwirtschaftlichen Produktion und des Marktgeschehens zu gewinnen. Besonders beeindruckend war für mich das traditionelle Wissen über nicht-maschinelle Anbaumethoden, insbesondere im Maisanbau sowie im Umgang mit medizinischen Pflanzen.
Die hohe Wertschätzung, die Tijtoca unter den Landwirt*innen in Tlaxcala genießt, verdeutlichte mir die Relevanz der Zertifikate und die Bedeutung der Arbeit der Organisation. Gleichzeitig wurde mir bewusst, wie herausfordernd es ist, innerhalb einer ehrenamtlich arbeitenden Organisation mit unterschiedlich stark engagierten Mitgliedern, verschiedenen Kapazitäten und Motivationen eine gerechte und sinnvolle Zusammenarbeit sicherzustellen.
Die Projektarbeit hat mir verdeutlicht, wie essenziell es ist, sich auch über das ASA-Programm hinaus gesellschaftlich zu engagieren. Allerdings wurde mir ebenfalls bewusst, dass es in vielen Projekten herausfordernd sein kann, einen substanziellen und nachhaltigen Beitrag zu leisten. Diese Erkenntnis bestärkt mich darin, weiterhin nach Möglichkeiten zu suchen, durch gezieltes Engagement langfristig positive Veränderungen zu fördern. Wie eben schon erwähnt waren unsere Hauptaufgaben die Entwicklung, Durchführung und Auswertung zweier Umfragen. Zusätzlich haben wir mit einem anonymen Tool gearbeitet, um ein möglichst breites Bild zu erlangen. Diese Aufgaben wurden auf unsere sozialwissenschaftlichen Erfahrungen abgestimmt. Die erste Umfrage untersuchte die Zufriedenheit der Landwirt*innen mit dem Zertifizierungsprozess von Tijtoca. Die zweite Umfrage war organisationsintern und befasste sich mit der Arbeitszufriedenheit und möglichen Verbesserungen innerhalb der Organisation. Die Interviews mit den Landwirt*innen boten uns wertvolle Einblicke. Viele Teilnehmende empfanden es als positiv, ihre Meinung äußern zu können. Für sie ist die Landwirtschaft oft mehr als nur ein Beruf, vielmehr eine Lebensform, eng verknüpft mit ihrer persönlichen Geschichte. Gleichzeitig merkten wir, dass es schwierig sein kann, komplexe Meinungen durch standardisierte Skalen abzubilden.
Wir konnten durch die Interviews relevante Faktoren für die Landwirt*innen identifizieren, wie den Wunsch nach mehr Schulungen, besserer Vernetzung und konkretere Unterstützung bei der Vermarktung ihrer Produkte.
Darüber hinaus konnten wir feststellen, dass eine Reihe von Landwirt*innen bereit wäre, für den derzeit kostenlosen Service von Tijtoca zu bezahlen. Dies traf insbesondere auf jene zu, die sich nicht primär mit agraökologischer Kultivierung befassen. Basierend auf diesen Daten haben wir ein spendenbasiertes Modell vorgeschlagen, mit dem Tijtoca unabhängiger von externen Finanzierungsquellen werden könnte.
Die interne Befragung gewährte uns tiefere Einblicke in die Organisationsarbeit und die Herausforderungen einer rein ehrenamtlichen Struktur. Finanzierungsfragen, hierarchische Strukturen und die Arbeitsteilung angesichts unterschiedlicher Kapazitäten stellen große Aufgaben für Tijtoca dar. Die Organisation befindet sich derzeit im Umbruch und muss interne Differenzen überwinden. Wir hoffen, dass wir mit unserer Arbeit einen hilfreichen Beitrag dazu leisten konnten.
Insgesamt war die Zusammenarbeit mit Tijtoca und das Wohnen in Tlaxcala eine unfassbar wertvolle und erweiternde Erfahrung für mich. Ich habe das Gefühl, dass ich sehr viel lernen und wachsen durfte.
Tipps für andere Praktikant:innen
Beantragung Visum
In Mexiko war kein Visum notwendig, da keine entgeltliche Arbeit stattfand.
Praktikumssuche
Ich bin auf das Praktikum mithilfe des ASA-Programms gestoßen.
Wohnungssuche
Die Suche aus der Ferne gestaltete sich als herausfordernd. Für die erste Woche hatten wir daher ein Airbnb gebucht. Im Anschluss konnte mithilfe von Kontakten der Organisation eine Wohnung gefunden werden. Es sei jedoch angemerkt, dass der Wohnungsmarkt in Tlaxcala nicht angespannt ist, was die Suche erleichterte. Facebook war auch sehr hilfreich!
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