Mein Erfahrungsbericht kann eine Bereicherung insbesondere für Studierende mit Kind(ern) sein.
Die Vorbereitungen für das Praxissemester begannen schon ein ganzes Jahr vor Praktikumsbeginn.
Für die Planung war es mir wichtig, alle relevanten Informationen zu beschaffen, die für die Bewerbung bei Erasmus+ von Bedeutung und die für die Durchführung eines Praxissemesters im Ausland von Nöten waren. Dies war insofern wichtig, als dass ich Kurse in das 2. Mastersemester vorverlegen musste, um für das Praxissemester ins Ausland gehen zu dürfen. Dafür habe ich mit Koordinator*innen meiner beiden Fächer und des Praktikumbüros der FU gesprochen, die mich sehr ausführlich beraten und auf all meine Fragen antworten konnten.
Parallel dazu musste ich Fristen für die Einschulung meiner Kinder (5 und 9 Jahre alt) in Montpellier einhalten und auch hierfür einiges an Unterlagen einreichen. Da wir uns bewusst um französische Schulen (école maternelle Anne Frank und école élémentaire Charles Dickens) mit jeweils einer section allemande (deutschsprachiger Schwerpunkt) bemüht hatten, um ihnen einen vereinfachten sprachlichen Einstieg zu ermöglichen, stand nicht nur der Austausch und das Bemühen auf diese Schulen zu kommen im Fokus, sondern ebenso die Wohnungssuche im Einzugsgebiet dieser Schulen. Dank Airbnb hatte ich schnell eine passende Wohnung gefunden und mit den Vermietern einen finanziellen Kompromiss ausgehandelt, der beiden Seiten zusagte. Die Wohnung lag 2 Gehminuten von der Schule und 10 Fahrradminuten von meiner Praktikumsschule entfernt.
In den Sommerferien sind wir drei Wochen vor Schul-/Praktikumsbeginn nach Montpellier gekommen. Diese Zeit war nötig, um alle administrativen Schritte vor Ort zu gehen und um die Kinder sich an die neue Umgebung gewöhnen zu lassen. Wichtig war in dieser Zeit die Einschulungen zu finalisieren, lokale Verträge abschließen (Strom, Wasser, Versicherungen, Bankkonto, Sim-karten…) und den Mentor meiner Praktikumsschule kennenzulernen.
Um Missverständnisse vorzubeugen hatte ich meinem Mentor schon im Vorfeld mitgeteilt, dass ich durch die Familie zeitlich eingeschränkter sein werde, was für ihn überhaupt kein Problem war. Ich konnte mir meine Hospitationsstunden so legen, wie ich es wollte, ebenso durfte ich meine Einzelstunden und Unterrichtsreihen halten, wann es mir passte. Dies verlief deswegen so problemlos, weil ich die Lehrkräfte am Anfang des Schuljahres darauf angesprochen hatte und die Termine festlegte. So geriet ich nicht in Zeitnot, was in Anbetracht eines stressigen Schulalltags und hinzukommenden Schüleraustauschen oder Weiterbildungen, nützlich war. Diese Strukturierung am Anfang des Praktikums war für mich im Verlauf des Halbjahres eine große Stütze und Orientierung.
Das Georges Clemenceau ist ein Collège und Lycée, umfasst also Mittel- und Oberstufe.
Während meiner Praktikumszeit, traf ich insgesamt sehr nette, verständnisvolle, hilfsbereite und gesprächsbereite Lehrer*innen und Schulpersonal. Sie waren nicht nur alle bereit mich in ihren Unterricht mitzunehmen, sondern auch an meiner Meinung und Kritik als Studentin interessiert. Das Miteinander war immer sehr wohlwollend und respektvoll.
Ich hospitierte bei sieben unterschiedlichen Lehrkräften, die ihren Unterricht entweder auf deutsch oder französisch hielten. Dies kam darauf an, ob eine Klasse in Deutsch als Fremdsprache unterrichtet wurde, oder ob es eine Abibac-Klasse war, die zusätzlich in Geschichte/Erdkunde (histoire/géographie) und in Sozialkunde (EMC= Enseignement moral et civique) auf deutsch Unterricht erhielt. Neben den Abibac-Klassen erhielt ich noch Einblick in EURO-Klassen, die über weniger deutschsprachige Anteile in ihrem Curriculum verfügen. Außerdem durfte ich in den ersten Monaten deutsche Austauschschüler*innen in Französisch unterrichten. In dieser führte ich meine Französischreihe und in einer 10. AbiBac-Klasse meine Politikreihe durch. Einzelstunden hielt ich in allen Klassen.
Ein weiterer Einblick, der für mich persönlich und als Lehrkraft sehr bereichernd war, bekam ich im FLE Unterricht, Französisch als Fremdsprache (FLE= français langue étrangère), vergleichbar mit deutschen Willkommensklassen. Ich sah, wie Französisch als Fremdsprache Kindern unterrichtet wurde, die zuvor in ihren Heimatländern in anderen Sprachen zur Schule gingen und unterschiedlich alt waren. Dieser Unterricht war für mich in pädagogischer, didaktischer und insbesondere in menschlicher Hinsicht lehrreich und nachhaltig prägend.
Auch wenn diese Schüler*innen aus der FLE-Klasse nicht meinen zukünftigen Schüler*innen in Deutschland entsprachen, kam die Fremdsprachendidaktik in Französisch hier am stärksten zu tragen. Der Ansatz dieses Unterrichts war ein ganz anderer, mir neuer, als jener in Deutschland und erweiterte meine Kenntnis ungemein.
Die Zeit am Georges Clemenceau war eine sehr bereichernde und prägende Zeit für mich. Ich konnte sowohl sprachlich meine Kompetenzen nachhaltig ausbauen, einen fundierten Einblick in den Schulalltag erhalten, unterschiedliche Lehrkräfte auf unterschiedliche Weise unterrichten sehen und meine Rolle als zukünftige Lehrkraft ausprobieren. Dabei sind wahrscheinlich nicht nur mir, sondern insbesondere den Schüler*innen meine für Frankreich untypische Art zu unterrichten, aufgefallen – kein Frontalunterricht, sondern mehr Methodenvielfalt, Partizipation und Interaktion.
Und auch wenn französischen Schulen nachgesagt wird, dass die Lehrkräfte sehr autoritär unterrichten und mit den Schüler*innen umgehen, habe ich gelernt, dass es entscheidend ist, wie diese Autorität umgesetzt wird. Deutsche und französische Schulkulturen könnten viel voneinander lernen…
Tipps für andere Praktikant:innen
Vorbereitung
1 Jahr lang vorher
Praktikumssuche
Freundin hat mich vermittelt
Wohnungssuche
Leboncoin.fr
Airbnb.fr
Versicherung
Krankenversicherung: ADAC
Unfallversicherung: ADAC
Private Haftpflichtversicherung: Huk Coburg
Formalitäten vor Ort
Bank/Kontoeröffnung
La banque postale
Ausgehmöglichkeiten
Halle Tropisme
Pic Saint Loup
Marché des Arceaux