Als ich Anfang Januar in Santa Cruz de Tenerife im herrlichsten Sonnenschein ankam waren der Stress und der graue Winter in Deutschland vergessen und ich startete frei und mit großer Vorfreude in mein Praktikum in der Clinica Veterinaria Taco.
Aufgeregt war ich schon, da mein Spanisch nicht das beste war und die Einheimischen auf Teneriffa oft kein Englisch sprechen. Am Montag kam ich also in die Klinik und fühlte mich ein bisschen wie ein kleines Kind, das den ersten Tag in die Schule geht. Die Aufregung sollte aber unbegründet sein, da mich alle sehr freundlich in Empfang nahmen und teilweise sogar Englisch sprachen. Ich musste ein paar Formulare zum Datenschutz ausfüllen und durfte direkt am Klinik-Alltag teilnehmen. Tatsächlich war ich die einzige Studentin in der Klinik, was in den Sommermonaten wohl nicht so ist, da ab Juni teilweise 6 Studenten gleichzeitig dort lernen.
Der Chef und Chirurg der Klinik Alfredo zeigte mir alles und erklärte mir jeden Schritt seiner Behandlungen und ließ mich an den Untersuchungen teilhaben. Nicht nur die Patientenbesitzer schienen mir entspannter zu sein, auch die Tiere gehorchten und ließen sich meist sehr bereitwillig untersuchen. Es muss wohl an der Sonne und dem guten Wetter liegen, dachte ich. Vielleicht auch an dem ein oder anderen Bier, was auf Teneriffa gern mal in der langen Mittagspause konsumiert wird. Jedenfalls durfte ich dadurch die Ultraschalluntersuchungen teilweise allein machen und Alfredo gab mir Tips und sagte, was ich beim nächstenmal noch besser machen könnte. Ich durfte deutlich mehr alleine machen als in jedem anderen Praktikum zuvor in Deutschland. Ich nahm an Operationen teil, durfte selbst nähen und sah unterschiedliche chirurgische Praktiken, die die Gesundheit und die geringsten Leiden für das Tier als Ziel hatten, was ich in Kliniken in Deutschland schon ganz anders erlebt habe.
Auch für mein Selbstbewusstsein als zukünftige Tierärztin hat mir das Praktikum sehr gut getan. Alfredo lobte mich oft und unterstützte mich in jedem Fortschritt, den ich in Ultraschalluntersuchungen machte. Alfredo erklärte mir auch viel aus seinem Buch und gab mir ein Seminar über Krankheiten der Leber, was ich sehr spannend fand.
An den Wochenenden konnte ich dann auch das schöne Wetter und die tolle Natur der Insel entdecken. Man kommt eigentlich überall gut mit dem Bus hin und Wanderwege gibt es auch zu genüge. Ein Spaziergang im Lorbeerwald des Añaga Gebirges und Sonnen am Stadtstrand „Las Teresita“ sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Erfrischt und erholt konnte man dann in die neue Woche starten.
Untergekommen bin ich in einem Airbnb in La Laguna, da die Unterkunft leider nicht von der Klinik gestellt wird. So fuhr ich jeden Morgen mit der Straßenbahn in die Klinik nach Taco, was für mich aber kein Problem darstellte. Zum Mittag kochte Alfredo ab und zu für alle in der Klinik oder man konnte sich im Laden nebenan einen Salat holen. An einem der letzten Tage auf der Insel lud er uns sogar zum Essen in einer Bucht in Taganana ein und wir erzählten über seine früheren Erfahrungen als Tierarzt in Wildtierparks und großen Kliniken. Man lernt mehr, wenn man sich jeden Fall genau anschaut und sich Zeit nimmt darüber nachzulesen, als in Kliniken die Fälle nur an sich vorbei ziehen zu lassen, ohne Zeit sich wirklich mit dem Patienten zu beschäftigen. Ich dachte immer, man müsste einmal in einer Klinik gearbeitet haben um genügend Erfahrung gesammelt und Fälle gesehen zu haben. Alfredo lehrte mich eines Besseren und sagte, dass der Stress in einer Klinik einen nicht glücklich machen kann, eine kleine Praxis mit Liebe zum Patienten und Hingabe zum Beruf schon.
Ich konnte in diesem Praktikum also nicht nur die Kraft und Energie der Sonne tanken, sondern konnte auch viel fürs Leben und meine Ausbildung mitnehmen. Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung und das Erasmusprogramm, welches diese Erfahrung erst möglich gemacht hat. Ich sitze hier und schreibe diese Zeilen mit einem Lächeln im Gesicht und kann die Clinica Veterinaria Taco für eine Praktikumserfahrung im Ausland wärmstens empfehlen.
Tipps für andere Praktikant:innen
Vorbereitung
Kittel, Arbeitshose und Kasak, sowie Stethoskop mitbringen. Ansonsten braucht man eigentlich nichts in der Klinik
Beantragung Visum
Nicht nötig
Praktikumssuche
Ich habe den Platz über eine Ausschreibung im Internet gefunden
Wohnungssuche
Ich hatte ein Airbnb, was relativ günstig war, wenn man sich früh genug darum kümmert
Versicherung
Ich war für den Zeitraum über den DAAD Versichert
Sonstiges
Essen ist dort etwas günstiger als in Deutschland und Obst ist am besten in kleinen Obst- und Gemüseläden
Telefon-/Internetanschluss
Nicht vorhanden
Bank/Kontoeröffnung
Habe mein normales Konto aus Deutschland nutzen können
Ausgehmöglichkeiten
ich war nicht oft draußen am Abend, aber in Santa Cruz gibt es einige schöne Tapasläden in denen man bis spät in die Nacht sitzen kann
Sonstiges
unbedingt probieren: Mojo, hausgemachte Croquettas, den lokalen Ziegenkäse, Canarische Kartoffeln