Zum Ende meines Masterstudiums habe ich drei Monate in der Programmabteilung des Goethe-Institut New York gearbeitet. Dort war ich als kuratorische Assistenz im Rahmen meines Praktikums tätig.
Meine Zeit in New York hat dabei meine Erwartungen in allen Belangen übertroffen.
Zunächst gilt es zu sagen, dass für die Organisation eines Praktikums in New York/in den USA ausreichend Vorlauf eingeplant werden sollte, da der bürokratische Aufwand für Visum, Versicherung, etc. recht hoch ist. Ich hatte bereits im April des Vorjahres meine Praktikumszusage und konnte somit alles in Ruhe beantragen.
Meine Aufgaben im Praktikum umfassten unter anderem die Mitarbeit an Ausstellungen und Veranstaltungen, redaktionelle Arbeit an Pressetexten und Websites, die Kommunikation mit Künstler*innen und Partner*innen institutionen, Studiobesuche bei Künstler*innen sowie die Recherche und Erstellung von Konzeptvorschlägen für zukünftige Projekte. Da ich zuvor bereits viel in englischsprachigen/zweisprachigen Kontexten gearbeitet hatte, fiel mir die Eingewöhnung in das Arbeitsumfeld sehr leicht. Die Kolleg*innen am Institut waren in allen Belangen sehr hilfsbereit. Dabei wurde in meinem Team große Rücksicht auf die Einhaltung meiner Arbeitszeiten und den respektvollen Umgang mit meinen Ressourcen gelegt – was in der Arbeit in Kulturbetrieben leider sehr ungewöhnlich ist. Zugleich hatte ich die Chance, mich und meine Ideen in vielen Projekten einzubringen und eigene Impulse zu setzen. So war ich auch über meinen Praktikumszeitraum hinaus für einen Monat als freie Projektmanagerin und Veranstaltungsmoderatorin für das Goethe-Institut New York tätig.
Im Rahmen des Praktikums hatte ich die Möglichkeit, viele Personen der lokalen sowie internationalen Kunst- und Kulturlandschaft kennenzulernen und mein privates sowie professionelles Netzwerk zu erweitern. Ich bin mir sicher, dass diese Kontakte in Zukunft ungemein wertvoll sein werden.
Der Wohnungsmarkt in New York bewegt sich in der Regel sehr schnell und kurzfristig. Ich hatte aber das Glück, dass mir über einen persönlichen Kontakt ein Zimmer im schönen Park Slope zur Zwischenmiete angeboten wurde. Da ich dort nur im Januar bleiben konnte, hatte ich vor, mich nach meiner Eingewöhnung in Ruhe nach einer nächsten Unterkunft umzusehen. Überraschenderweise wurde ich aber bereits in meinen ersten Tagen fündig und habe von Februar bis Ende April in einer tollen WG in Williamsburg gelebt. Es war mir von Anfang an ein großes Anliegen, in einer regulären WG (nicht in einem Studierendenwohnheim o.Ä.) zu wohnen, um so auch ein besseres Gefühl für das Leben vor Ort zu entwickeln und sozialen Anschluss zu finden. Ich hatte großes Glück, in beiden Wohnungen tolle Mitbewohner*innen zu haben, mit denen ich außerhalb meines Praktikums viel unternommen habe. Meiner Erfahrung nach ist es – entgegen dem Klischee von Großstadtanonymität – ohnehin sehr einfach, in New York Kontakte zu knüpfen und Freundschaften zu schließen. Die meisten Menschen begegnen einer*einem mit einer großen Offenheit und es ist möglich, an beinahe jeder Ecke mit Personen ins Gespräch zu kommen. Ich war sehr froh, in Brooklyn zu leben und mich somit in meiner Freizeit viel abseits der Tourist*innenströme zu bewegen. Das Kulturangebot in New York ist bekanntermaßen unerschöpflich. Ich habe jede Woche Museen, Galerien oder Konzertveranstaltungen besucht.
Es ist wenig überraschend, dass die Lebenskosten in New York sehr hoch sind. Das schlägt sich in fast allen Bereichen wieder. Die Mietkosten für ein WG-Zimmer bewegen sich meist zwischen €1.300 und €2.000 pro Monat. Daher sind auch bei einer Erasmus-Förderung erhebliche persönliche Ressourcen notwendig und man sollte sich des finanziellen Aufwandes im Vorfeld bewusst sein. Für mich hat sich dieser Aufwand jedoch uneingeschränkt gelohnt und ich bin sehr dankbar, diese Zeit in New York
verbracht zu haben – ich kann mir vorstellen, dass ich in der Zukunft noch einmal für eine längere Zeit dort leben werde.
Tipps für andere Praktikant:innen
Beantragung Visum
Hierfür sollte ausreichend Zeit eingeplant werden, da die Bearbeitung des Sponsorship-Antrags bereits mehrere Wochen in Anspruch nimmt, bevor überhaupt ein Termin beim US-Konsulat vereinbart werden kann.
Wohnungssuche
In der Regel findet die Wohnungssuche in NYC recht kurzfristig statt. Auf großen Wohnungsportalen gibt es sehr viel überteuerte Unterkünfte und Betrugsversuche. Für WG-Zimmer und Zwischenmieten ist listingsproject die mit Abstand beste Plattform.
Versicherung
Bei Abschluss einer amerikanischen Krankenversicherung unbedingt darauf achten, dass ein Tarif mit einer niedrigen Selbstbeteiligung (deductible) gewählt wird. Andernfalls kann ein Arztbesuch auch bei Übernahme der Krankenkasse sehr teuer werden.
Telefon-/Internetanschluss
Es empfiehlt sich entweder ein Vertrag inkl. US-Nummer via MintMobile/CampusSim oder eine e- Sim, bei der die deutsche Nummer behalten werden kann.
Bank/Kontoeröffnung
Nicht notwendig, ratsam ist aber ein Konto bei Anbietern, die günstige Wechselkurse für Banküberweisungen anbieten wie Wise, Revolut, etc.
Ausgehmöglichkeiten
Es gibt immer etwas zu tun! Neben unzähligen Bars in Manhattan spielt sich das Nachtleben vor allem in East Williamsburg und Bushwick ab. Für Museen und Konzertveranstaltungen gibt es häufig Ermäßigungen für Studierende oder die Möglichkeit, vergünstigte Mitgliedschaften abzuschließen.
Sonstiges
Wer gern mit dem Rad unterwegs ist, sollte eine Citibike Jahresmitgliedschaft in Betracht ziehen.