Im Herbst 2024 war ich ihm Rahmen eines Forschungspraktikums in der Proteinbiochemie über 3 Monate an der Universität Kopenhagen beschäftigt und möchte hier von meinen Erfahrungen berichten.
Die Anreise nach Kopenhagen aus Berlin ist mit dem Zug sehr angenehm, einzig der Hamburger Hauptbahnhof kann als Negativbeispiel für Bahninfrastruktur in Deutschland hervorgehoben werden.
Angekommen in Kopenhagen ging es für mich direkt am nächsten Tag los mit meinem Projekt, von dem ich hier an späterer Stelle berichten möchte.
Für die nächste Zeit war ein Studierendenwohnheim meine Unterkunft und ich kann die Möglichkeiten des sozialen Kontakts dort sehr positiv herausstellen, die sich mit anderen internationalen Studierenden baten – Gemeinschaftsküchen, Arbeitsräume und ein Waschsalon waren ebenfalls großartige Vorteile. Auf diese Weise habe ich bereits an den ersten Tagen einige internationale Bekannte machen können, die mir in meiner Zeit öfter über den Weg liefen. Außerdem bat das lokale Erasmus- Studierendennetzwerk Events an, auf denen man sich mit anderen Menschen in der gleichen Situation vernetzen konnte, was ich gut nutzen konnte.
Es ist jedoch anzumerken, dass die Suche nach einer Unterkunft für mich davor mit einigen Schwierigkeiten verbunden war und ich erst durch einen glücklichen Zufall auf meine letztendliche Bleibe aufmerksam wurde, welche mit einem hohen (finanziellen) Preis verbunden war. Auf niedrige Mieten sollte man sich in Kopenhagen allemal nicht freuen.
Da ich sehr schnell nach der Ankunft in der Stadt in mein Forschungsprojekt kam, wurde die Eingewöhnungsphase in der Stadt ein wenig in die Länge gezogen und es dauerte einige Wochen, bis ich komplett mit den neuen Bedingungen vertraut war. Das Zurechtkommen in einer fremden Stadt mit fremder Sprache und Kultur war definitiv eine wertvolle Erfahrung, jedoch sprechen die Menschen in Dänemark äußerst gut Englisch, weswegen zumindest die Sprachbarriere zu Beginn kein Problem darstellte.
Da mein Praktikum mit einem spezifischen Forschungsprojekt verknüpft war, konnte ich direkt zu Beginn in die Forschungsarbeit einsteigen und wurde schon früh mit Aufgaben wie der Recherche oder der Planung meiner Versuche betraut. Besonders hilfreich war dabei das Konzept, dass zwei Studierende am gleichen Projekt in Gruppen eingeteilt wurden, wodurch man direkt eine erste Ansprechperson auf gleicher Ebene hatte. Die Einarbeitungszeit verlief sehr frei, dahingehend dass uns Techniken sobald wir sie benötigten beigebracht wurden und uns sonst der nötige Freiraum gelassen wurde. Ich konnte hier noch einmal meine bereits erlernten Labormethoden aus vorherigen Praktika und dem Grundstudium anwenden und meine Fähigkeiten dahingehend schärfen. Besonders in Erinnerung ist mir die Freiheit geblieben, die wir bei der Planung und Organisation des Projekts von unserem Chef bekamen. Ich bin mir sicher, dass dies wesentlich meine Kompetenzen im Umgang mit eigenen Projekten vorangebracht hat. Regelmäßige Besprechungen im kleineren Rahmen, für welche wir Präsentationen vorbereitet haben waren ein Grundbestandteil des Austauschs der das Projekt vorangebracht hat. Andererseits hatten wir die Möglichkeit, regelmäßige Vorträge von Mitgliedern anderer Arbeitsgruppen anzuhören, welche ebenfalls sehr lehrreich waren. Die Internationalität im Labor war definitiv vergleichbar mit jenen Laboren, in denen ich zuvor gearbeitet habe, jedoch war die Erfahrung der dänischen Kultur ein spannendes Erlebnis und hat meinen Horizont persönlich und weltanschaulich erweitert.
Zum Verlauf des Projekts kann ich sagen, dass es natürlich auch von Schwierigkeiten geprägt war, jedoch sind Versuche die nicht funktionieren oder Konzepte die nicht so klappen wie man sich das vorstellt für jede Wissenschaftler*in Normalität. Mir hat besonders die gute kollegiale Atmosphäre im Labor gefallen, ebenso der regelmäßige und lehrreiche Kontakt zu meinem Vorgesetzten. Die kleineren Arbeitsgruppen, die ich in Dänemark erfahren habe waren für diesen engen Kontakt definitiv von Vorteil.
Kopenhagen ist aus vielen Gründen eine sehr lebenswerte Stadt. Einerseits ist die Fortbewegung sehr einfach, entweder wie ein großer Teil der Bevölkerung mit dem Fahrrad oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Ich kann sehr empfehlen, sich ein Rad zu mieten bzw. eines zu kaufen wenn man für einen längeren Zeitraum in der Stadt ist, denn die Radwege sind exzellent und auch ich habe mich eine lange Zeit auf zwei Rädern fortbewegt. Die anfängliche Scheu vor kälteren Temperaturen konnte ich dabei auch ablegen. Da die Stadt relativ klein ist (zumindest verglichen mit Berlin), kommt man gut in kurzer Zeit vom einen zum anderen Ort, egal wo man sich gerade aufhält.
Dazu kommt, dass es in Kopenhagen großartige Bäckereien gibt, eine ausgeprägte Jugendkultur mit Bars und Cafés und die Stadt durch viele Grünanlagen sehr angenehm wirkt.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass mich dieser durch das Erasmus+-Praktikum ermöglichte Auslandsaufenthalt professionell sowie persönlich sehr weit voran gebracht hat. Einerseits das Einleben in eine völlig veränderte Umgebung, anderseits eine größere Verantwortung und Einflussmöglichkeit bei der Laborarbeit haben für mich den Hauptteil dieser Erfahrung ausgemacht. Zusätzlich konnte ich viele interessante (internationale) Menschen kennen lernen und von ihnen mehr über Ihre Kulturen und Sichtweisen lernen. Meinen Blick auf die Welt und meine weitere berufliche Zukunft hat das definitiv geändert.
Ich kann jedem empfehlen, ein Auslandspraktikum in Kopenhagen in der Proteinbiologie zu absolvieren, jedoch sind die hohen Mieten und allgemein hohen Preise leider ein Hindernis, man sollte sich also im Klaren sein, dass es allgemein nicht günstig wird. Außerdem ist empfehlenswert, das Praktikum im Sommer zu absolvieren, da die Stadt dann besonders aufblüht.
Tipps für andere Praktikant:innen
Vorbereitung
Genügend Vorlaufzeit einplanen,
Praktikumssuche
Online-Angebote der jeweiligen Universitäten durchforsten, manchmal sind interessante Gruppen etwas versteckt, es lohnt sich!
Wohnungssuche
Mit hohen Kosten rechnen, wenn möglich in ein Studierendenwohnheim ziehen, nur im Notfall auf Angebote der universitätsnahen Stiftung für Wohnungen zurückgreifen da teuer, nicht auf Betrug auf Facebook hereinfallen, wenn möglich Kontakte in der Stadt für Wohnungsbesichtigungen in Anspruch nehmen
Sonstiges
Regenkleidung mitnehmen! Es wird einen Großteil der Zeit entweder regnen oder danach aussehen; sonst viel Wind erwarten
Sonstiges
Anmeldung bei den dänischen Behörden schnell abschließen, da mit einer CPR-Nummer Vorteile kommen; Registrierung geht sehr schnell
Ausgehmöglichkeiten
Große Dichte an Backereien mit äußerst hochqualitativem Gebäck, Cafés, Bars, Parks in und um Kopenhagen