Praktikum bei der Hanns-Seidel-Stiftung in Korea

Im Rahmen meines Studiums der Kommunikationswissenschaften und Koreastudien an der Freien Universität Berlin konnte ich vom 26. August bis zum 19. Dezember 2024 ein Praktikum bei der Hanns- Seidel-Stiftung in Korea absolvieren.

Diese Erfahrung war für mich von großer Bedeutung, da sie mir nicht nur tiefe Einblicke in die politische Bildungs- und Projektarbeit der Stiftung, sondern auch in die Kommunikationsprozesse im internationalen Kontext ermöglichte. Während des Praktikums hatte ich die Gelegenheit, an der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen mitzuwirken, Texte für verschiedene Zielgruppen zu verfassen und die interkulturelle Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Korea hautnah zu erleben.

Durch diese Tätigkeit konnte ich nicht nur mein theoretisches Wissen aus dem Studium praktisch anwenden, sondern auch meine Kompetenzen im Bereich Medien, Sprache und interkulturelle Kommunikation ausbauen. Gleichzeitig hat sich mein Wunsch gefestigt, zukünftig in der Auslandskorrespondenz zu arbeiten, um kulturelle und politische Brücken zu bauen und ein tieferes Verständnis für globale Zusammenhänge zu fördern.

Erwartungen an das Praktikum
Bereits zu Beginn meines Studiums war mir bewusst, dass ich ein Praktikum im Ausland absolvieren wollte. Da ich in Zukunft gerne im Ausland oder im Bereich der Auslandskorrespondenz arbeiten möchte, sah ich in einem Auslandspraktikum die beste Möglichkeit, erste Erfahrungen in der Arbeit im Ausland und in internationalen Beziehungen zu sammeln. Da ich Koreastudien als Nebenfach studiere, lag es für mich nahe, einen Praktikumsplatz in Südkorea zu suchen.

Meine Suche begann ich ca. 1 ½ Jahre im Voraus, im Frühling 2023. Ich informierte mich über zahlreiche deutsche NGOs und Institute mit Auslandsstandorten, wobei die Hanns-Seidel-Stiftung mein besonderes Interesse weckte. In meinem bisherigen Studium habe ich mich intensiv mit Korea, insbesondere Südkorea, auseinandergesetzt. Dabei habe ich neben der Sprache auch viel über die Geschichte, Politik und Gesellschaft des Landes gelernt. Nordkorea hingegen war seltener ein Thema. Das abgeschottete Land, das so isoliert vom Rest der Welt lebt, hat in den vergangenen Jahren jedoch mein Interesse geweckt. Daher begann ich, meine akademische Arbeit auf die Forschungsbereiche Nordkorea und sein Mediensystem auszurichten. Aus diesem Grund war es für mich selbstverständlich, mich bei der Hanns- Seidel-Stiftung in Korea zu bewerben, um dort die ersten Erfahrungen in der Arbeit über und mit Nordkorea zu sammeln. Ich hoffte, durch mein Praktikum Einblicke in das Land zu gewinnen, die von außen nur schwer zugänglich sind. Besonders schätzte ich die Möglichkeit, in den direkten Austausch mit Expertinnen und Experten zu treten, die sich intensiv mit Nordkorea beschäftigen und das Land bereits besucht haben.

Es war mir nicht nur wichtig, Einblicke in die internationale politische Arbeit zu erhalten, sondern aktiv daran teilzunehmen. Schon vor meinem Praktikum wusste ich, dass neben der Organisation von Delegationsreisen, des Veröffentlichen von Artikeln, der Webseitenpflege etc. auch die Teilnahme an Events und Konferenzen, Teil meiner Arbeit in Korea sein würde. Ich erhoffte mir, die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, die mir sowohl in der Forschung als auch in meinem weiteren beruflichen Werdegang helfen könnten.

Erfahrungen und Aufgaben
Meine reguläre Arbeitswoche verlief von Montag bis Freitag, jeweils von 9:00 bis 17:00 Uhr mit einer einstündigen Mittagspause. Das Büro der Hanns-Seidel-Stiftung befindet sich in Hannam-Dong, einem zentral gelegenen Stadtteil Seouls am Ufer des Hangang-Flusses.

Während meines Praktikums habe ich mich zusammen mit den anderen Praktikantinnen, hauptsächlich um die Pflege der Webseite der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) sowie ihrer Projektseiten und das Veröffentlichen von Artikeln auf diesen Seiten gekümmert. Die Artikel mussten auf Deutsch, Englisch und Koreanisch verfasst und hochgeladen werden. Dabei ging es oft um Berichte zu Veröffentlichungen der

Stiftung sowie zu besuchten oder selbst organisierten Veranstaltungen. In den Artikeln wurden die Themen und Inhalte, die auf diesen Veranstaltungen besprochen wurden, kurz zusammengefasst.
Thematisch behandelten die Veranstaltungen sowohl politische Fragen wie „Die außenpolitischen Auswirkungen der US-Sanktionen auf Asien“ oder „Sanktionen gegen Nordkorea“ als auch nachhaltige Entwicklungen in grenzüberschreitenden Gebieten, wie die „Grenzübergreifende Kooperation für nachhaltige See- und Küstengebiete“.
Workshops

Neben der Arbeit im Büro gehörte es auch zu meinen Aufgaben, die Stiftung zu Workshops zu begleiten oder dort zu vertreten. Bereits in meiner ersten Woche nahm ich an einem zwei tägigen Workshop der UNESCAP in Songdo (Incheon), etwas außerhalb von Seoul, teil. Der Workshop befasste sich mit dem Naturschutz und der biologischen Vielfalt im Kontext grenzüberschreitender Zusammenarbeit. Teilnehmer aus Korea, der Mongolei, Hongkong, Japan, China, Russland und anderen Ländern kamen über für den Workshop zusammen und besprachen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, sowie transnationale Fragen.

Ein großes Highlight meiner Zeit bei der Hanns-Seidel-Stiftung waren die Online-Seminar mit Nordkorea, die im September und im November stattfanden. Solche Seminare hatten zuletzt vor der COVID-19- Pandemie stattgefunden, weshalb ich umso glücklicher war zu erfahren, dass sie dieses Jahr erstmals wieder stattfinden würden. Die Seminare wurden über Zoom gehalten und setzten sich zusammen aus der Hanns-Seidel-Stiftung, internationalen Experten, die Vorträge zu den Themen der Veranstaltungen hielten und einem Expertenteam von Forschern aus Nordkorea. Nordkorea ist ein Land, das sich von der Außenwelt stark abschottet und Außenstehenden nur selten Einblicke gewährt. Daher war es besonders spannend, Teil eines direkten Austauschs mit den nordkoreanischen Expert*innen zu sein. Während der Veranstaltungen musste ich zwar im Hintergrund bleiben und durfte nicht im Bild erscheinen, dennoch konnte ich gelegentlich einen Blick auf den Bildschirm erhaschen und die Nordkoreanerinnen sehen.

Neben den Online-Seminaren gab es natürlich auch Veranstaltungen, an denen wir in Person teilnehmen konnten. Dabei handelte es sich meist um Konferenzen, Ausstellungen oder Briefings, die größtenteils in Seoul stattfanden. Auch hier teilten wir uns unter den Praktikant*innen auf und nahmen abwechselnd an den Veranstaltungen teil, damit das Büro nie komplett unbesetzt war. Während meiner Zeit bei der HSS habe ich hauptsächlich an den politischen Konferenzen teilgenommen, die sich intensiv mit der Situation in Nordkorea, Flüchtlingen sowie internationalen und interkontinentalen politischen Entwicklungen beschäftigt haben.

Bei diesen Events kamen oftmals Experten und Politiker zusammen, um aktuelle Geschehnisse zu diskutieren und analysieren. Besonders vor und nach den diesjährigen U.S.-Wahlen fanden einige Konferenzen statt, bei denen mögliche Wahlergebnisse und deren Auswirkungen auf Korea und Asien thematisiert wurden. Auch hier bestand meine Aufgabe größtenteils darin, das Besprochene zu dokumentieren, um am Ende einen Bericht darüber zu schreiben.

Da ich die Einzige der drei Praktikantinnen war, die die koreanische Sprache beherrschte, wurden mir häufig Übersetzungsaufgaben zugeteilt. Dabei handelte es sich meist um Zeitungsartikel, aber auch um Propagandamaterial aus Nordkorea.
Das Jahr 2024 in den koreanischen Beziehungen war vor allem dadurch geprägt, dass Nordkorea über das Jahr hinweg immer wieder Ballons mit Abfall in Richtung Südkorea entsandte. Diese Ballons enthielten neben dem genannten Abfall auch Flyer mit nordkoreanischer Propaganda, die sich gegen Südkorea und insbesondere die Regierung der Halbinsel richtete. Diese Flyer wurden mir zur Übersetzung übergeben.

Während dieser Übersetzungsarbeit hatte ich nicht nur die Möglichkeit, einen tieferen Einblick in meinen Studienbereich der nord- und südkoreanischen Beziehungen zu gewinnen, sondern konnte auch meine Sprachkenntnisse erheblich erweitern. Da sich das Koreanisch der beiden Länder in einigen Feinheiten unterscheidet, bot mir diese Aufgabe einen aktiven Einblick in die sprachlichen Unterschiede und Nuancen.

Betreuung
Während der gesamten vier Monate fühlte ich mich gut aufgehoben und hatte jederzeit eine Ansprechperson für Fragen oder Anliegen. Da ich bereits vor meinem Praktikum eine Zeit lang in Korea gelebt hatte, hatte ich keine Probleme bei der Eingewöhnung oder Fragen zum Leben in Seoul. Dennoch konnte ich sehen, wie andere Praktikant*innen Unterstützung vom Büro in diesen Bereichen erhielten. Im Büro sprachen alle Mitarbeiterinnen Englisch, wodurch es selten zu Verständigungsschwierigkeiten kam. Neben den deutschen Kolleginnen Frau Reinecke und Herrn Seliger sprachen auch zwei der koreanischen Mitarbeiterinnen Deutsch, sodass wir uns bei Fragen, zum Beispiel zu Übersetzungen, jederzeit an diese Kolleginnen wenden konnten.

Mein Praktikum in Südkorea ermöglichte es mir, sowohl die positiven als auch die herausfordernden Seiten der politischen Arbeit im Ausland kennenzulernen und ein besseres Verständnis der Aufgaben zu gewinnen, die ein Beruf in diesem Bereich mit sich bringt. Nach Abschluss des Praktikums fühle ich mich in meinem Ziel, nach dem Studium in die Auslandsarbeit zu gehen, bestätigt, und mein Interesse an der Forschung über Nordkorea hat sich weiter gefestigt.

Obwohl es Tätigkeiten gab, die ich als etwas eintönig empfand oder auf die ich lieber verzichtet hätte, fand ich den Großteil der Aufgaben sehr interessant. Kein Beruf ist perfekt, und es wird immer Aspekte geben, die einem weniger zusagen. Dennoch fühle ich mich nach meinem Praktikum in meiner Studien- und Berufswahl bestätigt und würde alles genauso wiederholen. In der Zukunft kann ich mir vorstellen, auch in anderen Büros der Hanns-Seidel-Stiftung ein Praktikum zu absolvieren oder mit Partnerorganisationen zusammenzuarbeiten, die ich während meiner Zeit in Südkorea kennengelernt habe.


Tipps für andere Praktikant:innen

 

Vorbereitung

Ich empfehle eine Auseinandersetzung mit der koreanischen Sprache und das Erlernen von Grundkenntnissen. Ebenfalls benötigt wird eine weltweit einsetzbare Kredit- bzw. Debitkarte (z.B. N26, Wise, DKB). Bei Chingu Mobile kann man sich kostengünstige Sim Karten mit unbegrenztem Datenvolumen holen. Diese kann man online vorbestellen, direkt am Flughafen abholen und einsetzen.

 

Beantragung Visum

Nicht nötig

 

Praktikumssuche

Ich habe mein Praktikum über die Koreanistik Seite der FU Berlin gefunden, da ich Koreastudien im Nebenfach studiere.

 

Wohnungssuche

Zigbang online portal (Koreanische Handynummer erforderlich) – alternativ empfehle ich Airbnb oder Goshiwons

 

Versicherung

DAAD Auslandsversicherung

 

Sonstiges

Wenn man krank wird ist es gängig ins Krankenhaus zum Arzt zu gehen, da Hausärzte nicht so gängig sind, wie in Deutschland. Viele Krankenhäuser haben internationale Praxen, in die man als Ausländer gehen kann.

 

Formalitäten vor Ort

Telefon-/Internetanschluss

Chingu Mobile für Simkarten. Internet ist in den Unterkünften meistens bereits vorhanden.

 

Bank/Kontoeröffnung

Nicht möglich ohne Visum. Hat man jedoch ein Visum, kann man sich nach Erhalt des Ausländerausweises bei jeder Bank ein Konto eröffnen und dies direkt nutzen. Ich hatte noch ein Konto aus meinem Auslandssemester und konnte dieses auch ohne Visum nutzen.

 

Sonstiges

Für öffentliche Verkehrsmittel benötigt man eine sogenannte T-Money Card, die in Bussen, U- Bahnen und Taxis einsetzbar ist. Ich empfehle jedoch die Anschaffung einer „Climate Card“, diese kostet umgerechnet ca. 40 Euro im Monat und ermöglicht einem unbegrenzte Transportmöglichkeiten innerhalb Seouls (außerhalb Seouls ist die Karte nicht einsetzbar, dafür benötigt man eine T-Money Karte). Beides kann man sich am Flughafen kaufen.

 

Alltag/Freizeit

Ausgehmöglichkeiten

Die Essenskultur in Korea ist sehr groß und gerade mit seinen Arbeitskollegen ist es gängig, dass man des Öfteren essen geht. Ein Essen kostet umgerechnet 6 – 8 Euro. Auch die Trinkkultur in Korea ist groß und es kann sein, dass man auch mit seiner Arbeitsstelle ab und zu etwas trinken geht.

Ansonsten bietet Korea viel Natur und Wandermöglichkeiten, die man genießen kann. In Seoul gibt es viele Museen, die gratis Eintritt bieten.

 

Sonstiges

Anschluss finden kann in Korea schwierig sein, vor allem, wenn man die lokale Sprache nicht spricht, da Koreaner sehr in sich gekehrt sind als Gruppe. Es gibt jedoch verschiedene internationale Gruppen, die zusammen Aktivitäten organisieren, bei denen man Anschluss finden kann. Bei Veranstaltungen mit dem Arbeitsplatz kann man des Öfteren auch andere Praktikant*innen kennenlernen und sich mit denen verbinden.

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