Biochemie-Praktikum an der Universität Kopenhagen

Von Sommer 2024 bis Winter 2025 habe ich im Rahmen eines Erasmus+ Praktikums über sechseinhalb Monate in Kopenhagen verbracht, wo ich im Rahmen eines Forschungsprojekts in der Proteinbiochemie an der Universität Kopenhagen tätig war. Nachdem ich die ersten drei Monate bereits die dänische Hauptstadt erkundet und erlebt hatte, möchte ich im Folgenden meine Erlebnisse und Erfahrungen der darauffolgenden drei Monate näher beleuchten.
Die Anreise von Berlin nach Kopenhagen gestaltet sich mit der Bahn denkbar unkompliziert. Lediglich in Hamburg sollte man einen großzügigeren Zeitpuffer für den Umstieg einplanen. Die Eurocity- Verbindung selbst ist komfortabel und besonders bei frühzeitiger Buchung preislich attraktiv. Die Abteile bieten eine angenehme Atmosphäre, die zwanglose Gespräche mit Mitreisenden fördert. Da ich mich zu diesem Zeitpunkt bereits gut in Kopenhagen eingelebt hatte, stand für mich jedoch die Anreise nicht mehr im Fokus.
Mein Wohnort, ein modernes Studierendenwohnheim, erwies sich als idealer Ort, um schnell Kontakte zu internationalen Studierenden zu knüpfen, vor allem zu solchen die nicht meinem Fachgebiet angehörten. Besonders die gemeinsamen Abende in der Wohnheimsküche waren eine Bereicherung.
Zusätzlich bot das Erasmus-Netzwerk Kopenhagen (ESN Cph) zahlreiche Gelegenheiten, Freundschaften zu schließen und gemeinsam die dänische Hauptstadt und das Umland zu erkunden. Diese neu gewonnenen Bekanntschaften waren ein willkommener Ausgleich zum Arbeitsalltag und ermöglichten es mir, mich in der fremden Umgebung schnell heimisch zu fühlen. Daher kann ich jedem wärmstens empfehlen, sich mit den lokalen Erasmus Student Networks zu befassen und zumindest ein paar mal die Treffen zu besuchen. Durch einen geregelten Arbeitsablauf und den Rückhalt eines aufbauenden sozialen Umfelds gelang die Integration in Kopenhagen zunehmend mühelos. Die anfängliche Herausforderung, sich in einer fremden Stadt mit neuer Sprache und Kultur zurechtzufinden, wurde für mich immer mehr zu einem Gefühl der Vertrautheit. Für mich war besonders die dänische Weihnachtszeit mit ihren Traditionen und
Feierlichkeiten ein Erlebnis. Auch im Arbeitsumfeld fand ich mich immer besser zurecht und schätzte das kollegiale Klima im Labor und Büro bis zum Ende sehr.

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Mein Praktikum konzentrierte sich auf das Forschungsprojekt, das ich bereits in der ersten Phase meines Erasmus-Aufenthalts gemeinsam mit meinem Laborpartner begonnen hatte. In den folgenden Monaten lag der Schwerpunkt auf der Weiterführung dieser Arbeit und der detaillierten Analyse der gewonnenen Daten – diesmal mit getrennten Aufgaben, die uns eine weiterflächige Abdeckung des Themenbereichs ermöglichten. Die Planung und Organisation neuer Experimente rückte dabei verstärkt in den
Vordergrund. Diese Fähigkeit, strukturiertes Projektmanagement, hatte ich mir als wesentliches Lernziel für meinen Auslandsaufenthalt gesetzt und konnte sie in dieser Zeit ausbauen. Wissenschaftliche Recherchen blieben essenziell für die Konzeptentwicklung, und der kontinuierliche Austausch mit meinem Laborpartner war eine wertvolle Unterstützung. Nach der Einarbeitungsphase im Spätsommer gestaltete sich die Durchführung neuer Versuche im Winter nun routinierter und ich profitierte von der etablierten Freiheit in der persönlichen Arbeitsorganisation. Wie bereits zu Beginn meines vorherigen Forschungsprojekts konnte ich auf Labormethoden aus vorherigen Praktika und dem Grundstudium zurückgreifen und meine praktischen Fertigkeiten festigen.
Regelmäßige Besprechungen mit unserem Betreuer, für die wir kurze Präsentationen vorbereiteten, waren ein fester Bestandteil des Arbeitsalltags und trugen maßgeblich zum Fortschritt des Projekts bei.
Vergleichend zu meiner ersten Einschätzung nach der Hälfte des Praktikums, bestätigte sich meine Wahrnehmung bezüglich der Herausforderungen in der Forschung: Viele Dinge im Laboralltag werden auf jeden Fall nicht so funktionieren wie man sich es davor vorstellt, jedoch lernt man als Wissenschaft betreibender Mensch schnell, mit diesen Rückschlägen umzugehen.
Auch größere Fehler in der Projektplanung sind gut möglich, weshalb es wichtig ist, sich nicht zu dogmatisch an ursprüngliche Vorstellungen zu klammern. Daher finde ich, dass dieses Projekt meine Frustrationstoleranz im Umgang mit langfristigen Vorhaben spürbar gestärkt hat.

Ich bleibe bei meiner Einschätzung, dass Kopenhagen eine sehr lebenswerte Stadt ist, mit großartigem öffentlichen Nahverkehr, guter Erreichbarkeit aller Orte per Fahrrad mit exzellenten Radwegen (defintiv Kauf- / Leihempfehlung im Sommer!) und einem tollen Nachtleben.
Man kommt defintiv gut in kurzer Zeit von einem Ort zum nächsten und alles fühlt sich sicher, sauber und angenehm an. Besonders erwähnen möchte ich die (sich saisonal verändernden) Angebote in Bäckereien an tollen Backwaren, die Grünanlagen und die Badekultur, auch bei kalten Temperaturen.
Insgesamt hat mich der Erasmusaufenthalt in Kopenhagen persönlich und professionell weit voran gebracht. Zum Ende meiner Zeit habe ich mich wie zu Hause gefühlt und gleichzeitig konnte ich wie nie zuvor Einfluss auf mein Forschungsprojekt nehmen und selbst viele Dinge anstoßen. Die gesteigerte Eigeninitiative, die ich entwickeln konnte, erstreckte sich auch auf mein Leben außerhalb des Labors, da man sich in einer fremden Stadt nicht auf bestehende Freundeskreise und Netzwerke verlassen kann.
Ich konnte viele tolle Menschen kennen lernen und neben der dänischen Kultur viel über viele andere europäische und internationale Kulturen lernen!
Ich habe das Gefühl, dass diese Zeit meine persönlichen Sichtweisen auf Internationalität und was es heißt Europäer zu sein nochmal geändert hat. Von daher kann ich jedem wärmstens ein Auslandspraktikum in Kopenhagen in der Proteinbiochemie empfehlen. Dabei möchte ich jedoch auf den Mietenmarkt und die hohen Lebenshaltungskosten in der Stadt hinweisen (und ganz nebenbei den omnipräsenten Wind). Davon abschrecken lassen sollte man sich aber möglichst nicht, denn insbesondere im Sommer ist die Stadt eine der lebenswertesten Städte die ich kennenlernen durfte. Ich bin überaus dankbar, dass mir das Erasmus+ Stipendium diese Zeit ermöglichen konnte und hoffe, dass diese Förderung auch weiteren Generationen von Studierenden erhalten bleibt, da sie meiner Meinung nach die europäische Integration fördert und den Stipendiaten eine große persönliche Weiterbildung ermöglicht, welche sicher Europa und ihrem Heimatland zugute kommt!


Tipps für andere Praktikant:innen

Vorbereitung
Genügend Vorlaufzeit einplanen

Praktikumssuche
Online-Angebote der jeweiligen Universitäten durchforsten, manchmal sind interessante Gruppen etwas versteckt, es lohnt sich!

Wohnungssuche
Mit hohen Kosten rechnen, wenn möglich in ein Studierendenwohnheim ziehen, nur im Notfall auf Angebote der universitätsnahen Stiftung für Wohnungen zurückgreifen da teuer, nicht auf Betrug auf Facebook hereinfallen, wenn möglich Kontakte in der Stadt für Wohnungsbesichtigungen in Anspruch nehmen

Sonstiges
Regenkleidung mitnehmen! Es wird einen Großteil der Zeit entweder  regnen oder danach aussehen; sonst viel Wind erwarten

Sonstiges
Anmeldung bei den dänischen Behörden schnell abschließen, da mit einer CPR-Nummer Vorteile kommen; Registrierung geht sehr schnell

Ausgehmöglichkeiten
Große Dichte an Backereien mit äußerst hochqualitativem Gebäck, Cafés, Bars, Parks in und um Kopenhagen

Sonstiges
Angebote des ESN Copenhagen nutzen! Vernetzung mit anderen Erasmus-Studierenden lohnt sich

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