Nachdem ich bereits vor meinem Studium ein Praktikum im Kindergarten in Perpignan gemacht, sowie einen sechsmonatigen Studienaufenthalt in Lyon verbracht hatte, war mein Interesse groß das französische Schulsystem noch genauer kennenzulernen.
Über das Fremdsprachenassistenzprogramm des Pädagogischen Austauschdiensts habe ich mich dann für Frankreich als Zielland beworben. Auf die schriftliche Bewerbung bis Ende Dezember des Vorjahres folgte im Januar dann bereits das Vorstellungsgespräch bei den zuständigen Dozent*innen an der FU Berlin. Die Zusage erhielt ich dann im März und die genaue Schulzuweisung im Juni. Ab Oktober 2019 habe ich dann für sechs Monate in Carpentras Deutsch als Fremdsprache unterrichtet.
Wohnung und Krankenversicherung
Für eine etwas geringere Miete als auf dem öffentlichen Wohnungsmarkt, habe ich die Möglichkeit wahrgenommen, direkt an der Schule zu wohnen. Die Kommunikation mit der Schule vor der Ankunft verlief reibungslos und ich wurde wärmstens empfangen. Besonders in kleineren Städten freuen sich die Schulen immer sehr, wenn sie Fremdsprachenassistent*innenzugewiesen bekommen. Da ich sechs Monate in Frankreich angestellt war, bekam ich Zugang zur französischen Krankenversicherung. Nichtsdestotrotz habe ich vor dem Auslandsaufenthalt eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung für ungefähr 20 € im Jahr abgeschlossen.
Pädagogische Erfahrungen
Eine Bewerbung beim Pädagogischen Austauschdienst lohnt sich in jedem Fall. Ich konnte während der sechs Monate meine Fähigkeiten im Unterrichten noch weiter ausbauen und hatte fast komplette Freiheit bezüglich der eingesetzten Methoden, Sozialformen und Inhalte. Während des Großteils meiner Unterrichtsstunden habe ich entweder die halbe Klasse oder Kleingruppen unterrichtet. Lediglich vier der zwölf Unterrichtsstunden haben die Lehrperson und ich im Team-Teaching im selben Klassenraum unterrichtet. Durch Zusatzangebote wie AGs und die Teilnahme an Wandertagen bestand die Möglichkeit, sich verstärkt in das Schulleben einzubringen.
Wenn du dich für Schulentwicklung und die Schule als Institution interessierst, dann musst du diesbezügliche Hospitations- bzw. Shadowing-Möglichkeiten gezielt einfordern. Auch Feedback bezüglich meines Unterrichts musste ich stets einfordern, da Reflexionsgespräche im Gegensatz zur Zeit während des Praxissemesters nicht zum Alltag gehörten. Die Lehrpersonen reagierten diesbezüglich allerdings stets offen und bereit für Feedbackgespräche.
Da ich sehr viele Lerngruppen betreut habe und häufig auch A und B Wochen hatte, habe ich mir mit dem Online-Organisationstool Trello geholfen, um die Inhalte der einzelnen Lerngruppen zu organisieren, Ergebnisse der Diagnostik anonymisiert zu notieren sowie meinen Unterricht selbst zu reflektieren und anzupassen.
Kontoeröffnung, Infrastruktur und Freizeitmöglichkeiten
Um mein Gehalt zu erhalten, musste ich ein französisches Konto eröffnen.
In der Region gibt es zahlreiche Busse und Züge, mit denen du schnell in Avignon (30 Minuten) oder in Marseille (1,5 Stunden) bist. Es gibt eine Reduktionskarte (Carte ZOU), die dir 50% auf alle Regionalzugverbindungen einbringt und 75% auf eine am Anfang ausgewählte Strecke.
In Carpentras ist jeden Freitagvormittag Wochenmarkt und es gibt eine große moderne Bibliothek. Tagsüber haben viele Cafés geöffnet und es gibt zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten für regionales Obst und Gemüse. Ausgehmöglichkeiten gibt es hauptsächlich im 30 Minuten entfernten Avignon, in Carpentras werden um 21 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt.
Die vielen Busse bringen dich zu unzähligen Wanderwegen in der nahegelegenen Natur und wenn du dich für antike römische Bauwerke sowie für die Geschichte des Mittelalters interessierst, wirst du sicherlich auf deine Kosten kommen. Carpentras und Avignon haben jeweils ein sehr schönes Programmkino, welche beide sehr breite Filmangebote haben. In Avignon kann ich das Bistro Ginette et Marcel und die vielen Cafés in der Sonne des Place Pie empfehlen.
Wenn du gerne in der Natur unterwegs bist und dich kreativ selbst beschäftigen kannst, solltest du die Möglichkeit wahrnehmen in einer Kleinstadt ein Praktikum zu machen und nicht verzweifeln, wenn du nicht in eine der großen Städte kommst. Die Region hat zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten geboten und durch ein breites Netzwerk an anderen Assistent*innen aus aller Welt, gab es immer die Möglichkeit neue Leute in der Gegend kennenzulernen.