Von April bis August 2021 habe ich ein Praktikum an der Universität Kopenhagen absolviert. Zu Beginn des Praktikums war der Hauptstandort meiner Arbeitsgruppe noch ein Institut für Molekulare Pharmakologie in Berlin und erst im Verlauf der Zeit zogen mehr Kollegen nach Kopenhagen. Auf diese Weise hatte ich in den ersten Monaten eine exzellente Betreuung, denn in Kopenhagen waren nur ich und ein Postdoc, der sich Zeit genommen hat, mir alles Wichtige beizubringen. Dazu gehörte der Umgang mit Fruchtfliegen, die Präparation der Larven, Immunostainings, Mikroskopie und die Auswertung der Bilder. Im Juni verlies mein bisheriger Betreuer leider die Arbeitsgruppe. Bald konnte aber mein Supervisor die Betreuung übernehmen. Zu diesem Zeitpunkt waren dann auch schon zwei Doktorandinnen in Kopenhagen angekommen und es herrschte ein sehr angenehmes Arbeitsklima.
Besonders gefallen hat mir die Möglichkeit, eigenverantwortlich meine Versuche zu planen, durchzuführen und auszuwerten. Ich freue mich, dass mir dieses Vertrauen entgegengebracht wurde, denn auf diese Weise konnte ich sicherlich mehr lernen, als ich es getan hätte, wenn ich einem Kollegen nachgelaufen wäre und bei seinen Experimenten geholfen hätte. Zusätzlich zu meinen eigenen Experimenten war ich auch für die Fliegenhaltung zuständig. Das bedeutete hauptsächlich, Futter zu kochen und die Fliegen regelmäßig auf neues Futter zu setzen.
Als ich mich für ein Praktikum beworben habe, wusste ich noch nicht, dass das Labor umziehen würde. Ich hatte auf der Internetseite die Kurzbeschreibungen der Arbeitsgruppen durchgelesen und weil ich deren Arbeit interessant fand eine E-Mail mit meiner Bewerbung direkt verschickt. Erst im Vorstellungsgespräch habe ich von den Umzugsplänen erfahren. Dank der Erasmus-Förderung war es mir aber trotzdem möglich, die Praktikumsstelle anzunehmen.
Während des Praktikums habe ich in einem möblierten Zimmer in einer WG in Amager gewohnt. Das war nicht zu zentral gelegen, aber für eine Hauptstadt ist Kopenhagen nicht sehr groß. Deswegen ist auch von den Randbezirken alles gut mit dem Fahrrad zu erreichen. Mit meinen Mitbewohnern hatte ich kein großes Glück, aber immerhin musste ich mir nicht das Zimmer teilen. In meinem Budget waren sonst fast nur noch geteilte Zimmer im Student Housing.
Wegen der Corona-Maßnahmen, die während meines Praktikums in Kraft waren, habe ich in meiner Freizeit leider nicht viel unternehmen können außer gemütliche Nachmittage am Strand. So konnte ich mich aber umso mehr auf die Arbeit konzentrieren und ich freue mich, wie viel ich in der doch recht kurzen Zeit gelernt habe! Insgesamt hatte ich eine fantastische Zeit in Kopenhagen und ich kann ein Auslandspraktikum mit Erasmus nur empfehlen!
Tipps für andere Praktikant/inn/en
Vorbereitung
Beantragung Visum
Als Europäer braucht man in Dänemark kein Visum. Man sollte sich aber um ein residence certificate und eine civil registration number (CRP) kümmern. Die HR-Abteilung der Uni konnte mir bei beidem helfen.
Praktikumssuche
In meiner Erfahrung funktioniert es am besten, den Arbeitsgruppenleiter direkt mit einer vollen Bewerbung anzuschreiben. Es kann auch sehr helfen, eine(n) Professor(in) an deiner Uni zu fragen, wo sie ein Praktikum empfehlen würden, und ob man ihren Namen in der Bewerbung benutzen kann. Es ist außerdem wichtig direkten Bezug zur Arbeit der Praktikumsstelle zu nehmen.
Wohnungssuche
Wenn man sich sehr früh drum kümmert, gibt es vielleicht noch ganz gute Wohnungen über das student housing. Mein Praktikum war recht spontan und es waren nur noch sehr überteuerte geteilte Zimmer übrig. Am Ende habe ich in einem privaten Zimmer über AirBnB gewohnt.
Versicherung
Die Versicherung über den DAAD war einfach und schnell abgeschlossen.
Formalitäten vor Ort
Telefon-/Internetanschluss
Internet gab es in meinem AirBnB schon.
Bank/Kontoeröffnung
Danske Bank hatte alle Informationen auf English verfügbar und einen ganz guten Service. Deswegen ging die Kontoeröffnung recht leicht. Man braucht allerdings vorher eine CRP Nummer. Wenn Du beim Beantragen der CPR Nummer noch keinen NemID Zugang beantragt hast, sollte die Bank das bei der Eröffnung auch machen können.
Alltag/Freizeit
Ausgehmöglichkeiten
Die meiste Zeit während meines Praktikums gab es noch strenge Corona-Maßnahmen, deswegen konnte ich nicht viel ausgehen. Vielleicht ist das auch nicht schlecht, denn Restaurants und Bars sind im Vergleich zu Deutschland wirklich teuer.
Sonstiges
Es lohnt sich, ein Fahrrad zu kaufen/ mieten (je nachdem wie lange Du in Kopenhagen bist). Innerhalb der Stadt ist man mit dem Fahrrad fast immer schneller als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Bei Swapfiets habe ich für ein Mietfahrrad für gut fünf Monate ca. 100 € bezahlt.