Ein Buch aus der Bibliothek von Bernhard Benno Krisch konnte zurückgegeben werden.
Bernhard Krisch wurde am 07.04.1875 in Inowrazlaw geboren. Er war Besitzer einer Textilfabrik in der Spandauer Str. 11 und Textilgroßhändler. Ab 1908 war er mit Hedwig Krisch geb. Crohn verheiratet, das Paar blieb kinderlos. Bernhard Krisch verstarb am 04.07.1933 in Berlin, sein Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee.
Hedwig Krisch übernahm die Firma Ihres Mannes nach dessen Tod und führte diese, bis sie 1938 Zwangsverkauft wurde. 1939 heiratete Hedwig den Schuhfabrikanten Erich Senger. Das Paar lebte von 1943 bis 1945 in der Illegalität in Berlin und in Horst an der Ostsee und überlebte so den Holocaust. Hedwig und Erich Senger wanderten 1946 in die USA aus.
Bernhard Krisch hatte auch einen Bruder, den am 14.03.1877 in Inowrazlaw geborenen Herrmann Krisch. Dieser wurde am 03.04.1944 in Theresienstadt ermordet.
Das Buch gelangte durch Übernahme des Bestandes der 1949 gegründeten Wissenschaftlichen Zentralbibliothek Dahlem in den der Amerika Gedenkbibliothek.
Das restituierte Buch auf lootedculturalassets.de:
NS-Raubgut im Bestand der Universitätsbibliothek Potsdam – Ausstellung in der Bereichsbibliothek Golm
Seit 2014 werden mehr als 5.000 Bücher aus dem Judaica-Bestand der Universitätsbibliothek Potsdam untersucht, die im Verdacht stehen, NS-Raubgut oder Beutegut zu sein. Die Ausstellung gibt anhand ausgewählter Bücher einen kursorischen Einblick in die Vielschichtigkeit des Forschungsprojekts.
Nach 1995 gelangten drei Gelehrtenbibliotheken in den Bestand der Universität, die dem Aufbau eines Buchbestandes für den interdisziplinären Studiengang Jüdischen Studien dienten. In diesen findet sich ein nicht geringer Teil von Büchern, die als NS-Raubgut identifiziert werden konnten. Hebräische und jiddische Buchtitel machen den Hauptteil der zu untersuchenden Bestände aus.
Die Ausstellung ist währendder Öffnungszeiten der Bibliothek im Innenfoyer des IKMZ Golm zu sehen. Laufzeit: 23.06.2017 bis 28.10.2017
Ein Exlibris von Heinrich und Olga Spiero konnte zurückgegeben werden.
Heinrich Spiero wurde am 24.03.1876 in Königsberg geboren und starb 08.03.1947 in Berlin. Seine Ehefrau Olga, geborene Jalowicz, kam am 09.07.1877 in Breslau zur Welt und lebte bis zu ihrem Lebensende am 14.11.1960 in Berlin. Unter schwierigen Bedingungen überlebten sie die Zeit der nationalsozialistischen Verfolgung und entgingen knapp der bevorstehenden Deportation. Das Ehepaar hatte vier Kinder.
Heinrich Spiero entstammte einer jüdischen Kaufmannsfamilie und ließ sich protestantisch taufen. Er studierte Germanistik, Jura und Geschichte an den Universitäten in Berlin, Freiburg, Lyon und promovierte 1897 in Leipzig zum Dr. jur. Nach Abschluss des Rechtsreferendariats ging Heinrich Spiero 1901 nach Hamburg, wo er seinen Lebensunterhalt als leitender Kaufmann eines großen Handelskontors verdiente. Parallel dazu unterrichtete er Neuere Literaturgeschichte in Hamburg, hielt europaweit Vorträge und wurde von der Germanistic Society of America zu einer Vortragsreise in die USA eingeladen.
Während des Ersten Weltkriegs war er Ressortleiter im Preußischen Kriegsministerium.
Nach Kriegsende widmete er sich in Berlin ausschließlich der Literaturwissenschaft und seinen schriftstellerischen Interessen. Unter anderem verfasste Spiero Kritiken für die Vossische Zeitung, schrieb Monografien über Theodor Fontane, Gerhard Hauptmann, war Herausgeber der Romane Gustav Freytags, des Raabe- und des Jedermanns Lexikons. Er war Gründer der Hamburger Kunstgesellschaft, Mitglied vieler bedeutender Vereinigungen, so im Vorstand der Raabe-Gesellschaft und im Vorstand der Deutschen Germanisten-Gesellschaft. Spiero gehörte zu den führenden Literaturhistorikern seiner Zeit. Die Universität Göttingen zeichnete ihn 1931 mit dem Dr. phil. h.c. aus.
Aufgrund seiner jüdischen Herkunft wurde Heinrich Spiero mehrfach verhaftet und mit Schreib- und Publikationsverbot belegt. Vom Vorsitz des von ihm mitinitiierten Reichsverbandes christlich-deutscher Staatsbürger nichtarischer oder nicht rein arischer Abstammung (ab 1936 Paulus-Bund), musste er aufgrund seiner Einstufung als sog. „Volljude“ 1937 zurücktreten. Trotzdem gelang es ihm, eine Hilfestelle für Christen jüdischer Herkunft einzurichten, das Büro Heinrich Spiero. 1939 wurde das Büro verboten.
Im Frühjahr 1943 konnten Olga und Heinrich Spiero nur durch Unterstützung ihres nichtjüdischen Schwiegersohns der unmittelbar bevorstehenden Deportation entgehen.
Es handelt sich um ein loses Exlibris. Der radierte Schriftzug auf dem Exlibris (Signatur) könnte auf das zugehörige Buch verweisen, doch blieben aktuelle Recherchen nach einem entsprechenden Exemplar im Bestand der ZLB ergebnislos. Der Zugang ist daher nicht nachvollziehbar.
Das restituierte Exlibris auf lootedculturalassets.de:
Sieben Bücher aus der Bibliothek der Freimaurerloge zur Freimüthigkeit am Rhein in Frankenthal konnten zurückgegeben werden.
Die Johannisoge zur Freimüthigkeit am Rhein wurde 1808 in Frankenthal gegründet. Sie wurde von den Nationalsozialisten 1933 aufgelöst und enteignet. Die Loge wurde 1950 wiederbelebt.
Sechs der Bücher stammen aus einem Depot des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) in der Eisenacher Str. 11-13 in Berlin Schöneberg. Das RSHA hatte dort geraubte Bücher aus ganz Europa zusammengetragen. Teile dieser Bücher wurden nach Kriegsende 1945 von der Bergungsstelle auf Bibliotheken in Berlin verteilt. Ein Band trägt Provenienzmerkmale der Abteilung Aussenpolitik und Auslandskunde des Deutschen Auslandswissenschaftlichen Instituts, einer NS-Forschungseinrichtung. Der Stempel der Loge wurde in diesem Band geschwärzt, die eindeutige Zuordnung gelang durch den Abgleich der handschriftlich eingetragenen Signatur der Loge.
Ein Beitrag von Elena Brasiler und der Pressestelle der FU Berlin, Tagesspiegel Beilage vom 19.06.2017
Mitarbeiterinnen der Stabsstelle NS-Raub- und Beutegut konnten den Eigentümer eines Buches aus der Campusbibliothek ermitteln. Was bleibt von einem Menschen nach dessen Tod?
Bisweilen wenig – manchmal nur ein Buch aus seinem Besitz. Dass das viel sein kann, wissen Elena Brasiler und Susanne Paul von der Stabsstelle NS-Raub- und Beutegut der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin. Denn Bücher sind der Ausgangspunkt für ihre Recherche: Im besten Fall lassen sich über sie die rechtmäßigen Eigentümer eines Werks beziehungsweise deren Erben ermitteln. Mit der Suche rekonstruiert sich ein Stück Erinnerung an einen Menschen, der Opfer des Nationalsozialismus geworden ist.
So war es im Fall von Fritz Berets. Als Ende vergangenen Jahres in der Fachabteilung Judaistik der Campusbibliothek der Freien Universität ein Pentateuch aus dem Jahr 1914 gefunden wurde, wies die handschriftliche Widmung im Innern des Buches den Provenienzforscherinnen die Spur: „Dem Bar-Mitzwoh Fritz Berets Sabbat Mischpotim den 1. Adar 5679 – 1. Februar 1919 zur Erinnerung gewidmet. Siehe Gottesfurcht, das ist Weisheit, und das Böse meiden, ist Verstand! Hiiiob 28, 28 Oberrabiner Dr. Levi“. Fritz Berets, 1906 in Krefeld geboren, war 13 Jahre alt, als er den Pentateuch – so nennt man die ersten fünf Bücher des Alten Testaments, die fünf Bücher Mose – zur Bar Mizwa geschenkt bekam.
Viele Familienmitglieder flohen in die Niederlande
Fritz Berets war eines von zehn Kindern einer aus den Niederlanden nach Deutschland eingewanderten Familie, die sich in Krefeld einen Namen als Kaufleute gemacht hatte. Von 1933 an war die jüdische Familie der Verfolgung durch das NS-Regime ausgesetzt. Viele Familienmitglieder flohen in die Niederlande. Auch Fritz Berets verließ Deutschland und ging nach Amsterdam. Dort lernte er seine Frau Lena Strauß aus dem niederrheinischen Millingen kennen, die ebenfalls mit ihrer jüdischen Familie aus Deutschland geflohen war.
Fritz Berets’ Neffe, der heute 79-jährige Alexander Ernst Berets, hat den Holocaust überlebt. Er berichtet, was ihm seine Mutter über das junge Paar erzählt hat: „Es klickte zwischen den beiden, und sie blieben beieinander. In Amsterdam bewohnten sie ein Grachtenhaus, und es wurden Zwillinge geboren. Ein Junge und ein Mädchen. Fast wie in einem Groschen-Roman. Lange dauerte ihr Glück jedoch nicht.“
Nach der deutschen Besetzung der Niederlande wurden Fritz Berets und seine Familie 1943 im Durchgangslager Westerbork inhaftiert, von dort ins KZ Theresienstadt und 1944 ins KZ Auschwitz deportiert. Seine Frau und die vier Jahre alten Zwillinge wurden bei ihrer Ankunft getötet. Fritz Berets starb am 28. März 1945 im KZ Buchenwald/Mittelbau-Dora. Von seinen neun Geschwistern haben lediglich drei das NS-Regime überlebt.
Als Erinnerung bleibt nicht viel mehr als ein Buch
„Ein Mensch ist vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, heißt es im Talmud. Damit Ernst David Berets nicht vergessen wird – einer von Fritz Berets’ Brüdern und Alexander Ernst Berets’ Onkel – wurde für ihn am 22. Oktober 2013 in Maastricht ein Stolperstein verlegt. Über diese Spur gelangten die Provenienzforscherinnen der Freien Universität zu Alexander Ernst Berets. Am 4. Mai 2017 konnten ihm die Mitarbeiter von „Struikelsteentjes Maastricht“ (Niederlande) in der dortigen Synagoge den Pentateuch seines Onkels überreichen. Die Selbstverpflichtung Deutschlands nach der Washingtoner Erklärung von 1998 und die moralische Verpflichtung zur Rückgabe von Raubgut, aber vor allem die Bedeutung, die Bücher für Hinterbliebene haben, motiviert die Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stabsstelle NS-Raub- und Beutegut.
Das Buch, das in Maastricht restituiert werden konnte, enthält die Widmung an einen 13-Jährigen, der sein Leben damals noch vor sich hatte. Kaum 30 Jahre später war nicht nur dieses Leben ausgelöscht, sondern auch das seiner Frau, seiner Kinder, Schwestern und Brüder. Als Erinnerung bleibt nicht viel mehr als ein Buch.
20 Bücher aus der Bibliothek von Jacob und Käthe Kahn konnten zurückgegeben werden.
Jacob Kahn wurde am 26.5.1870 in Clüsserath geboren. Er war Arzt und Sanitätsrat in Berlin. Seine Frau Käthe Kahn wurde am 29.9. 1880 als Käthe Hirschfeld in Berlin geboren. Jacob und Käthe Kahn hatten keine Kinder, sie lebten in Berlin in der Stralauer Allee 31 und später in der Mommsenstr. 22, mindestens bis 1939.
Am 3. Oktober 1942 wurden Jacob und Käthe Kahn ab Berlin nach Theresienstadt deportiert und dort ermordet, Jacob Kahn am 18.12.1942, Käthe Kahn am 02.05.1944.
Neben einem Buch ohne jegliche Informationen zum Zugang stammen die Bücher aus drei Quellen die mutmaßlich alle mit dem Magistrat von Berlin in Verbindung stehen, diese Bände kamen also nach Kriegsende in den Bestand der Berliner Stadtbibliothek:
Lieferant: „Dombrowski“ Ein Buch wurde 1951 im Zugangsbuch „Dombrowski“ erfasst. Dabei handelt es sich um einen Zugang von etwa 1.000 Exemplaren die vermutlich vom Magistrat von Berlin an die BStB abgegeben wurden. Darunter befindet sich eindeutiges Raubgut, meist aus Privatbesitz, neben unverdächtigen Exemplaren.
Lieferant: Verwertungsstelle des Magistrats Ein Buch wurde 1951 mit dem Lieferantenvermerk „Verwertungsstelle des Magistrats“ eingearbeitet.
Lieferant: Abteilung Finanzen des Magistrats von Berlin Der Großteil der Bücher stammt aus einem Ankauf von 1951, im Zugangsbuch subsumiert als „Eine beschlagnahmte Bibliothek“ mit einem Umfang von ca. 1.000 Titeln. Lieferant ist abermals der Magistrat, hier die Abteilung Finanzen.
Die restituierten Bücher auf lootedculturalassets.de:
Zwei Bücher aus der Bibliothek der Freimaurerloge in Bielefeld konnten zurückgegeben werden.
Die Loge Armin zur Deutschen Treue wurde 1844 in Bielefeld gegründet. Sie wurde von den Nationalsozialisten 1935 aufgelöst und enteignet. Die Loge wurde 1950 wiederbelebt.
Die Bücher stammen aus einem Depot des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) in der Eisenacher Str. 11-13 in Berlin Schöneberg. Das RSHA hatte dort geraubte Bücher aus ganz Europa zusammengetragen. Teile dieser Bücher wurden nach Kriegsende 1945 von der Bergungsstelle auf Bibliotheken in Berlin verteilt.