Zwei Bücher befinden sich wieder im Besitz der Jüdischen Gemeinde zu Berlin

Die Arbeitsstelle für Provenienzforschung war es gelungen, am 17. März 2023 zwei Bücher als Schenkung an die Jüdische Gemeinde zu Berlin (JGzB) zu übergeben. Nach den Novemberpogromen 1938 wurden die Gemeindebibliothek und ihre Außenstellen geschlossen. Die Bibliotheksbestände beschlagnahmten die Nationalsozialisten im Frühjahr 1939. Ein wesentlicher Teil des Bibliothekskorpus ging im Zuge des Krieges verloren. Somit kehren zwei Bücher 84 Jahre nach ihrer Beschlagnahmung zurück in den Besitz der JGzB.

Historischer Bibliotheksstempel der „Bibliothek der jüdischen Gemeinde Berlin“. © Freie Universität Berlin

Die beiden Bücher wurden antiquarisch von der Freien Universität Berlin (FU) erworben. Auf dem inneren Buchdeckel eines der beiden Bücher befindet sich das Exlibris der Jewish Cultural Reconstruction, Inc. (JCR). Die zentrale Aufgabe der JCR bestand zwischen 1947 und 1952 darin, in der amerikanischen Besatzungszone Deutschlands sog. herrenloses Kulturgut aus jüdischem Besitz zu sammeln und weiterzuverteilen. Aus uns unbekannten Gründen gelangte dieser Band auf dem antiquarischen Markt, wurde 1982 von der FU Berlin erworben und in den Geschützten Bestand des Instituts für Judaistik aufgenommen.

Buch: Kayserling, Meyer: Moses Mendelssohn – sein Leben und seine Werke. Verlag: Hermann Mendelssohn, Leipzig. (1862)

Exlibris der Jewish Reconstruction, Inc. © Freie Universität Berlin

Auch der zweite Band hat verschiedene Wege genommen, ehe dieser 1980 ebenfalls antiquarisch erworben und in den Bestand aufgenommen wurde. Auf dem Titelblatt befindet sich der Stempel der JGzB, der wiederum ein oder zweimal überstempelt wurde. Es war zunächst nicht klar, ob dieser Provenienzhinweis mit dem Besitzmerkmal der Bibliothek des Berliner Deutsch-Israelitischen-Gemeindebundes (DIGB) überstempelt wurde. Die Vermutung liegt nahe, dass sich das Buch bis zur Auflösung des DIGB im Jahr 1933 dort befand und im Anschluss in die Gemeindebibliothek eingearbeitet wurde. Ein dritter Stempel wurde genutzt, um diese beiden Stempel erneut zu überstempeln. Anhand dieses dritten Provenienzmerkmal wird deutlich, dass der Band im Antiquariat „ZOHAR“ in Tel Aviv gelandet ist. Dort hat es auch die FU Berlin erworben. Der vierte Stempel, der zu identifizieren war, zeigt, dass sich das Buch bis zu seinem Verkauf an und durch das Antiquariat „ZOHAR“ im Besitz des Kibbutz Oranim befand und Teil des Lehrbetriebs war.

Buch: Formstecher, Salomon: Die Religion des Geistes – Eine wissenschaftliche Darstellung des Judenthums nach seinem Charakter, Entwicklungsgange und Berufe in der Menschheit. Verlag: Hermann, Frankfurt am Main. (1841)

Der rechteckige Stempel gehörte zum DIGB, darüber befindet sich der Stempel der JGzB und des ANtiquariats „Zohar“. © Freie Universität Berlin

Aufgrund der Recherchen sind die beiden Bücher als eindeutiges NS-Raubgut zu bewerten. Deshalb entschied sich die Arbeitsstelle Provenienzforschung an der Freien Universität Berlin dazu, die beiden Exemplare als Schenkung zurückzugeben.

Rechercheergebnis: NS-Raubgut

Weitere Informationen finden Sie unter:

Buch 1 in LCA: https://db.lootedculturalassets.de/index.php/Detail/objects/281330

Buch 2 in LCA: https://db.lootedculturalassets.de/index.php/Detail/objects/281516

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