Synagogen-Gemeinde Liegnitz

Die Zentral- und Landesbibliothek Berlin hat Buch aus der Bibliothek der Synagogen-Gemeinde zu Liegnitz an die Fundacja Ochrony Dziedzictwa Żydowskiego [Stiftung für den Erhalt des Jüdischen Erbes in Polen, FODŻ] übergeben.

Die Synagoge von Liegnitz wurde 1847 feierlich eingeweiht. Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge niedergebrannt.

Der Weg des Buchs in den Bestand der Berliner Stadtbibliothek ist unbekannt. Das Buch wurde kurz nach Kriegsende 1946 in den Bestand aufgenommen. Der im Zugangsbuch angegebene Lieferant „Kulturamt“ steht vermutlich in Verbindung mit dem Berliner Magistrat, diese Lieferantenbezeichnung wurde aber u.a. auch für bereits im Haus befindliches Raubgut verwendet.

Das übergebene Buch auf lootedculturalassets.de:

Tilus, Carl: Das Sternenzelt. Berlin: Verl. Des Vereins der Bücherfreunde, 1893.

Links:

Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum: Liegnitz

Virtual Shtetl: Legnica

[Die Redaktion]

Shabtai Rosenne

Die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum konnte ein Gebetbuch aus dem Privatbesitz von Shabtai Rosenne (1917-2010) an die Erben in Israel restituieren.

Herr Rosenne wurde am 24. November 1917 als Sefton Wilfred David Rowson in London geboren. Mit dem Beitritt zur Royal Air Force 1940 beteiligte er sich aktiv im Kampf gegen das Dritte Reich. In Israel wurde er später unter dem Namen Shabtai Rosenne bekannt – vor allem in seiner Funktion bei der Jewish Agency und als leitender Jurist des Israelischen Außenministeriums. Außerdem war er als israelischer Botschafter in Argentinien maßgeblich an der Entspannungspolitik im Zuge der Festnahme Adolf Eichmanns beteiligt.

Die Provenienz steht in Verbindung mit dem Kinder- und Altersheim der Jüdischen Gemeinde zu Berlin (Berlin Niederschönhausen, Moltkestraße 8/11). Nach Auskunft seiner Angehörigen war Shabtai Rosenne während seiner Studienzeit um 1935 kurz in Berlin. Herr Rosenne könnte das Gebetbuch auch der Jüdischen Gemeinde o.ä. als Schenkung überlassen haben. Eine persönliche Verbindung zum Kinder- und Altersheim ist anhand seiner Biografie und den Informationen seiner Familie jedoch nicht ersichtlich. Zu vermuten ist, dass der Stempel vom Kinder- und Altersheim nach 1945 eingetragen wurde. Das Heim in der Moltkestraße wurde um 1953 aufgelöst.

Der Zugang zur Stiftungsbibliothek ist nicht bekannt. Eine abschließende Beurteilung des Exemplars als vermeintliches NS-Raubgut kann nicht gegeben werden. Da Shabtai Rosenne als britischer Staatsbürger nicht unmittelbar dem NS-Verfolgungsapparat ausgesetzt war, wurde das Buch als kein verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut identifiziert. Da nicht ersichtlich ist, ob das Buch an einen weiteren Beteiligten weitergegeben wurde und dieser vielleicht dem NS-Verfolgungsapparat ausgesetzt war, wurde diese Bewertung getroffen.

Das restituierte Buch auf lootedculturalassets.de:

Amsterdam 1908 , ספר תהלים והאו ספר ראשון מחלק רביעי כתובים [= Buch der Psalmen und das erste Buch vom 4ten Teil: Ketuvim (= Schriften)]

[Die Redaktion]

Julius Rackwitz

Ella und Julius Rackwitz. Foto: Privat

Ein Buch aus der Bibliothek von Julius Rackwitz konnte zurückgegeben werden.

Julius Rackwitz wurde am 31.12.1885 in Delitzsch/Sachsen geboren und zog mit seinen Eltern 1889 nach Berlin. 1904 machte er am Sophien-Gymnasium sein Abitur, um anschließend Englisch und Französisch an der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu studieren, ergänzt durch längere Sprachaufenthalte in Paris, London und Oxford. Seine universitäre Ausbildung endete abrupt durch Einberufung zum Heeresdienst (WW I): Er wurde an den Fronten in Frankreich, Russland, Galizien und Rumänien eingesetzt und verwundet. Im Juni 1918 erwarb er seinen Abschluss als Dolmetscher für Englisch und Französisch an der Dolmetscherschule in Berlin und wurde von dort direkt zur Nachrichtenauswertungsstelle im Großen Hauptquartier abkommandiert. Seine Entlassung aus dem Heeresdienst erfolgte im November 1918.

Nach vorübergehender Hauslehrertätigkeit war Julius Rackwitz ab 1920 als Auslandskorrespondent bei der Deutschen Bank Berlin angestellt. 1921 heiratete er Ella Bialostozky (geboren am 11.5.1893 in Neustettin). Aus ihrer Ehe gingen die Töchter Inge und Eva hervor. Die Familie lebte in der Carmen Sylva-Straße 60 in Berlin-Prenzlauer Berg. Als Julius Rackwitz 1937 seine Anstellung bei der Deutschen Bank durch Zwangspensionierung und damit auch sein Einkommen verlor, musste die Familie mehrmals umziehen. 1938 wurde er im Rahmen der Novemberpogrome in sog. Schutzhaft genommen und bis Mitte Dezember 1938 im KZ Sachsenhausen interniert. Er erhielt die Auflage, Deutschland zusammen mit seiner Familie zu verlassen. Dem Ehepaar gelang es über die Jüdische Gemeinde zu Berlin, die Töchter mit den Kindertransporten 1939 nach England in Sicherheit zu bringen. Seine Bemühungen, anschließend gemeinsam mit seiner Frau Ella das Land zu verlassen, scheiterten: Julius Rackwitz wurde am 17.3.1943 nach Theresienstadt und am 23.10.1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Seine Ehefrau Ella wurde ebenfalls nach Ausschwitz deportiert (2.3.1943) und ermordet.

Das restituierte Buch auf lootedculturalassets.de:

Còrdula: Pagine di una donna. Firenze [u.a.]: Bocca 1876.

[Die Redaktion]

Alfred Fortmüller

Ein Exlibris von Alfred Fortmüller konnte zurückgegeben werden.

Das Exlibris ist eindeutig dem 1903 in Hahnenklee geborenen Alfred Fortmüller zuzuordnen. Alfred Fortmüller arbeitete als Schmied in Niedersachsen und später u.a. als Lehrer. Er war 1919 in die KPD eingetreten und ist 1929 in die USA ausgewandert, von wo er ca. 1936 unter Androhung der Auslieferung ans Deutsche Reich nach Mexiko emigrierte. Dort war der auch als Alfredo Miller oder Alfred Müller bekannte Fortmüller Korrespondent des Daily Worker, Mitglied der Ausländergruppe der Kommunistischen Partei, Mitglied der Liga für deutsche Kultur in Mexiko und Gründungsmitglied der Bewegung Freies Deutschland in Mexiko. Fortmüller starb am 29. November 1943 in Mexiko-Stadt.

Letzteigentümerin des Exlibris war vermutlich seine Frau Hanna Fortmüller geb. Grust, später verh. Bertholet. Hanna Fortmüller wurde 1901 in Hannover geboren, wo sie auch eine Ausbildung als Sekretärin absolvierte. Sie war Mitglied des Internationalistischen Jugendbundes und des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK). Sie war für das ISK-Organ „Der Funke“ in Berlin tätig war bevor sie von dort 1933 nach Paris emigrierte. Dort führte Sie Ihre Arbeit fort und heiratete den Schweizer Antifaschisten René Bertholet. 1939 floh Hanna Fortmüller vor den Nationalsozialisten in die Schweiz. Sie kehrte 1946 nach Deutschland zurück und war später Leiterin der Verlage Öffentliches Leben und der Europäischen Verlagsanstalt. Sie starb 1970.

Das Exlibris stammt aus der Exlibris-Sammlung der Berliner Stadtbibliothek, der Zugangsweg in den Bestand ist unklar.

Die ZLB bedankt sich herzlich bei der Commission for Looted Art in Europe für die Unterstützung bei dieser Rückgabe.

Das restituierte Exlibris auf lootedculturalassets.de:

Exlibris No. 308 – Alfred Fortmüller

Link:

Eintrag im Wiki des Verbandes Deutscher in der Résistance, in den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung „Freies Deutschland“ e.V.

[Die Redaktion]

Moses Moritz Kahn

Die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum konnte drei Exemplare aus dem Besitz von Rabbiner Dr. Moses Moritz Kahn (1871–1946) restituieren.

Die Bücher stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem umfangreichen Ankauf der Berliner Stadtbibliothek von Büchern deportierter Berliner Juden im Jahr 1943. Außerdem steht ein Exemplar mit den Sammlungen des Berlinischen Gymnasiums zum Grauen Kloster (Streitsche Stiftung) im Zusammenhang.

Über das Wirken von Rabbiner Moses Kahn in der Streitschen Stiftung ist nichts bekannt. Nach der kriegsbedingten Zerstörung des Schulgebäudes wurden die Archiv- und Bibliotheksbestände des Grauen Klosters in die Berliner Stadtbibliothek überführt.

Die restituierten Bücher auf lootedculturalassets.de:

Festgebete der Israeliten : mit vollständigem, sorgfältig durchgesehenem Texte. 7. Theil. Peßachfest. Erster und zweiter Tag. (1902)

Machsor für Pessach, Shawuot und Sukkot; und Shabbat Chol HaMoed (1884)

Das Buch Ollolos Ephraim (1902)

[Die Redaktion]

Ministère de la Justice

Ein Buch aus der Bibliothek des Französischen Justizministeriums (Ministère de la Justice) konnte zurückgegeben werden.

Das Buch stammt aus Zuweisungen der Bergungsstelle, hier Auftrag Nr. 15 (Depot des Reichssicherheitshauptamtes)

Die Rückgabe erfolgte im Rahmen der Konferenz „Où sont les bibliothèques spoliées par les nazis? Tentatives d’identification et de restitution, un chantier en cours / Where are the libraries looted by the Nazis? Efforts at identification and restitution, a work in progress“ in Paris.

Das restituierte Buch auf lootedculturalassets.de:

Helyot, Pierre ; Bullot, Maximilien: Qui comprend les Congregations des Chanoines Reguliers & des Chanoinesses Regulieres, avec les Ordres Militaires qui y ont raport. (Histoire Des Ordres Monastiques, Religieux Et Militaires, Et Des Congregations Seculieres de l’un & de l’autre sexe, qui ont esté establies jusqu’à present, 2). Paris: Nicolas Gosselin, 1714.

[Die Redaktion]

Ministère de l’Intérieur

Ein Buch aus der Bibliothek des Französischen Innenministeriums (Ministère de l’Intérieur) konnte zurückgegeben werden.

Das Buch stammt aus Zuweisungen der Bergungsstelle, hier Auftrag Nr. 15 (Depot des Reichssicherheitshauptamtes)

Die Rückgabe erfolgte im Rahmen der Konferenz „Où sont les bibliothèques spoliées par les nazis? Tentatives d’identification et de restitution, un chantier en cours / Where are the libraries looted by the Nazis? Efforts at identification and restitution, a work in progress“ in Paris.

Das restituierte Buch auf lootedculturalassets.de:

Pothier, Robert Joseph: Traités sur différentes matières de droit civil, appliquées à l’usage du barreau et de jurisprudence françoise. (Tome 1) Paris, Orléans: Jean Debure, Rozeau-Montaut, 1773.

[Die Redaktion]

Ministère Affaires étrangèr

Sechs Bücher aus der Bibliothek des Französischen Außenministeriums (Ministère des Affaires étrangères) konnten zurückgegeben werden.

Die Bücher stammen aus Zuweisungen der Bergungsstelle, hier Auftrag Nr. 15 (Depot des Reichssicherheitshauptamtes)

Die Rückgabe erfolgte im Rahmen der Konferenz „Où sont les bibliothèques spoliées par les nazis? Tentatives d’identification et de restitution, un chantier en cours / Where are the libraries looted by the Nazis? Efforts at identification and restitution, a work in progress“ in Paris.

Die restituierten Bücher auf lootedculturalassets.de:


Binet, Benjamin: Idée Generale de la Theologie Payenne, Servant de Refutation au Systeme de Mr. Bekker. Touchant L’existence & l’Operation Des Demons. Ou Traitté Historique des Dieux du Paganisme. (1). Amsterdam: Jean du Fresne, 1699.

Bohn, Gottfried Christian: Gottfried Christian Bohns Wohlerfahrner Kaufmann. (2. Theil oder 2. und 3. Abtheilung). Hamburg: Carl Ernst Bohn, 1789.

Clémencet, Charles: Histoire Generale De Port-Roïal Depuis La Reforme De L’Abbaïe jusqu’à son entiere destruction. (3). Amsterdam: Jean Van Duren, 1756.

Delacroix, Jacques-Vincent: Constitutions des principaux états de l’Europe et des États-Unis de l’Amérique. (2). Paris: Buisson, 1791.

Du Buat-Nancay, Louis Gabriel: Elements de la politique, ou recherche des vrais principes de l’économie sociale. (4). Londres: s.n., 1773.

Don Giuseppe I.: I Lupi Smascherati Nella confutazione, e traduzione del Libro intitolato: Monita Secreta Societatis Jesu. In virtu de quali giunsero i Gesuiti all’orrido, ed esecrabile assassinio di Sua Sagra Reale Maesta‘ Fedelissima. (1). Ortignano: Tancredi & Zaccheri (Dr.), 1761.

Verpel, Frankreich

Ein handgeschriebenes Kirchenbuch aus der Gemeinde Verpel, Frankreich, konnte an die Departmentalarchive der Ardennen zurückgegeben werden.

Der Zugangsweg in den Bestand der Berliner Stadtbibliothek ist unklar. Der im Zugangsbuch zugewiesene Lieferant „Kulturamt“ meint vermutlich die Abteilung für Volksbildung beim Magistrat von Berlin, die Zuweisung erfolgte allerdings kurz nach Kriegsende. Der Lieferant „Kulturamt“ wurde in dieser Zeit inflationär verwendet. Es ist also durchaus möglich, dass das Kirchenbuch schon vor 1945 in der Bibliothek lagerte, aber erst nach Kriegsende inventarisiert wurde.

Über den Weg von Verpel nach Berlin ist nichts bekannt, nach Einschätzung der Departmentalarchive der Ardennen war das Buch allerdings schon nach dem ersten Weltkrieg nicht mehr in Verpel.

Die Rückgabe erfolgte im Rahmen der Konferenz „Où sont les bibliothèques spoliées par les nazis? Tentatives d’identification et de restitution, un chantier en cours / Where are the libraries looted by the Nazis? Efforts at identification and restitution, a work in progress“ in Paris.

Das restituierte Buch auf lootedculturalassets.de:

[Standesregister / Kirchenbuch von Verpel, Frankreich]. Verpel,  1751-1811.

Link:

Homepage der Archives départementales des Ardennes

[Die Redaktion]

Friedrich zu den Drei Quellen

Ein Buch aus der Bibliothek des Freimaurer-Kränzchens „Friedrich zu den Drei Quellen“ in Bad Pyrmont konnte zurückgegeben werden.

Die Loge Friedrich zu den drei Quellen wurde 1776 in Bad Pyrmont gegründet. Die Loge wurde von den Nationalsozialisten 1935 aufgelöst und enteignet. Sie wurde in den Jahren 1945 bis 1948 wiederbelebt.

Das Buch wurde in den Bestand der Berliner Stadtbibliothek 1958 als „Geschenk“ eingearbeitet, als Lieferant ist lediglich „Reserve“ vermerkt. Vermutlich gelangte das Buch wie zahlreiche andere Exemplare aus Logenbibliotheken direkt nach Kriegsende 1945/46 über eine Zuweisung der Bergungsstelle für wissenschaftliche Bibliotheken in den Bibliotheksbestand.

Die ZLB bedankt sich herzlich beim Deutschen Freimaurermuseum Bayreuth für die Unterstützung bei dieser Rückgabe.

Das restituierte Buch auf lootedculturalassets.de:

Fischer, Robert: Erläuterungen des Lehrlings-Katechismus. (Erläuterung der Katechismen der Joh.-Freimrei, T. 1). Gera: Selbstverl., 1875.