Dr. jur. Ernst und Adele von Klarwill

Bereits 2016 wurde das Buch „Roscher, Wilhelm: Nationalökonomie des Handels- und Gewerbfleißes. Aus der Reihe: System der Volkswirtschaft. Ein Hand- und Lesebuch für Studierende und Geschäftsmänner. Band 3. 6. Auflage. Stuttgart: Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung Nachfolger, 1892.“  in die Datenbank Looted Cultural Assets aufgenommen.

Provenienz 1: Institut für Politische Wissenschaft Berlin Copyright: Looted Cultural Assets (LCA)

Das Werk gehört zur Sozialwissenschaftlichen Bibliothek und kam über das 1950 neu gegründete „Institut für Politische Wissenschaften Berlin“ dorthin. Nach der Integration des Instituts in die Freie Universität Berlin 1959, kam es vermutlich 1962 in die neu gebaute Bibliothek für Sozialwissenschaften. Die Zugangsbücher des Instituts sind nicht erhalten.

Im Buch fand sich neben dem Institutsstempel, ein Exlibris von „Ernst und Adele von Klarwill“.

Provenienz 2: Ex Libris Ernst und Adele v. Klarwill Künstler: F. Pontini (Friedrich (Fritz) Pontini) Copyright: Looted Cultural Assets (LCA)

Acht Jahre später, im März 2024, erreichte uns eine überraschende Nachricht aus Kanada. Eine Nachfahrin der Familie von Klarwill hatte in unserer LCA-Datenbank das Exlibris von Ernst und Adele von Klarwill entdeckt, das von dem bekannten österreichischen Künstler und Illustrator Friedrich (Fritz) Pontini gestaltet wurde. Dieses Exlibris lässt sich auf den Zeitraum zwischen 1899 und 1912 datieren, also zwischen dem Jahr der Heirat von Ernst und Adele von Klarwill und dem Jahr des Todes des Künstlers.

Provenienz: Bibliothek Victor v. Klarwill Quelle: Klassik Stiftung Weimar

Die Nachfahren der Familie von Klarwill standen bereits in Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen der Klassik Stiftung Weimar, die in ihren Buchbeständen die Provenienz „Bibliothek Victor v. Klarwill“ (1873 Baden bei Wien – 1933 Wien) gefunden hatten, dem Bruder von Ernst von Klarwill.

In diesem Zusammenhang hat Franz David Eschner MA BA, Archäologe und Historiker https://univie.academia.edu/FranzDavidEschner, in Wien zuständig für die Naturdenkmale der Stadt, im Auftrag seiner Tante aus Kanada den Kontakt zu vielen anderen Bibliotheken in Deutschland und Österreich wie der Wiener Stadt- und Landesbibliothek vermittelt und eigene Nachforschungen angestellt, um weitere Informationen über die Geschichte der gefundenen Buchexemplare aus der Bibliothek der Familie zu erlangen.

Ein Leben im Glanz der Wiener Gesellschaft

Hofrat Dr. (jur.) Ernst von Klarwill, geboren am 30. Juni 1869 in Wien, war der älteste Sohn des wohlhabenden jüdischen Ehepaars Isidor und Henriette Edle von Klarwill. Neben ihm hatte die Familie noch zwei weitere Söhne: Victor (geboren am 23. August 1873) und Georg Ludwig (geboren am 27. April 1876).

Zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Jurist und Ministerialbeamter beim Finanzministerium in Wien, war Ernst von Klarwill auch als Schriftsteller und Übersetzer aus dem Französischen aktiv. Darüber hinaus schrieb er auch für die „Neue Freie Presse“ und das „Neue Wiener Tagblatt“.

Sein Vater Isidor Ritter von Klarwill (vormals Isidor Ritter von Pollak Klarwill) war ein wohlhabender Großgrundbesitzer und einflussreicher Journalist, der ursprünglich aus Prag stammte. In Wien war Isidor von Klarwill Chefredakteur und Herausgeber der politischen Tageszeitung „Fremdenblatt“, das als „Organ des Ballplatzes“ bezeichnet wurde.

In der Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie wurde Isidor von Klarwill am 14. August 1881 in Wien zum österreichischen Ritter Pollak von Klarwill geadelt und ersuchte 1894, den Namen Pollak aus seinem Titel streichen zu lassen. Am 27. September 1894 – vier Jahre vor seinem Tod – genehmigte Kaiser Franz Joseph I. von Österreich diesen Antrag, so dass er und seine Nachkommen sich künftig „von Klarwill“ nennen durften.

Die kaiserliche Genehmigung zur Änderung von Namen und Titeln war jedoch nicht nur ein formaler Akt, sondern reflektiert vielmehr einen umfassenderen gesellschaftlichen Wandel unter der Schirmherrschaft des Kaisers, der sich für die Rechte der jüdischen Bürger einsetzte. Gleichzeitig spiegelte die Namensänderung den Wunsch nach Anerkennung und Emanzipation der jüdischen Bevölkerung wider. Sie ist aber auch im Kontext des aufkommenden Antisemitismus in Wien um die Jahrhundertwende zu sehen. Häufig ging ein solcher Namenswechsel auch mit einer Taufe einher. So ließ sich Ernst von Klarwill im selben Jahr, am 28. Juli 1894, katholisch taufen.

Foto: Votivkirche am Maximilianplatz in Wien um 1900 Quelle: Wikipedia, License: Public domain

Fünf Jahre später, am 2. Oktober 1899 begann für Ernst von Klarwill ein neuer Lebensabschnitt, als er in der Votivkirche in Wien der damals 23-jährigen Adele Julie Bab, das Ja-Wort gab. Adele Bab war zuvor, am 27. Mai 1899, katholisch getauft worden.

Das Paar lebte wohlhabend und war aktiv in der kulturellen Szene Wiens eingebunden. Sie residierten u. a. in der eleganten Tulpengasse 5 im 8. Bezirk, bekannt als Josefstadt, einem der angesehensten Viertel Wiens, wo Beamte und Künstler der Wiener High Society zu Hause waren.

Wohnhaus der Familie von Klarwill in der Tulpengasse 5 in Wien, Josefstadt Quelle: Google Maps

1930 sind im Häuser-Kataster der Stadt Wien für den VIII. Bezirk, die drei Brüder Ernst, Victor und Georg von Klarwill als Eigentümer benannt.  Das Gebäude diente der Familie von Klarwill als Familiensitz.

Quelle: Wiener Stadtbibliothek 73605B – Salzberg, Wolfgang J. (Hrsg.): Häuser-Kataster der Bundeshauptstadt Wien, IV Band: VIII. und IX. Bezirk, Wien 1930.

Die Ehe von Ernst und Adele blieb kinderlos. Adele beendete, laut Sterbebuch, am 23. Mai 1936 mit dem Freitod im Hotel Kummer ihr Leben. Die Gründe für diesen Schritt sind nicht bekannt. Sie wurde in der Familiengruft auf dem Friedhof Wien Döbling beigesetzt. Ernst heiratete nach dem Tod Adeles nicht wieder und lebte bis zu seinem eigenen Tod am 17. März 1940 in der Tulpengasse 5.

Nur wenige Jahre zuvor verstarben seine beiden Brüder: Georg Ludwig von Klarwill am 26. Januar 1932. Georgs Ehefrau Hildegard Ruscha Stephanie von Klarwill, geb. Goldschmidt war bereits am 22. August 1914 in Wien an Diphterie gestorben. Ihr Sohn Peter Ernst Georg Victor von Klarwill, geboren am 10. Februar 1909 in Wien, verließ Österreich und floh 1938 nach Neuseeland. Er verstarb am 11. September 1992 in Wellington, Neuseeland.

Foto: von li. Toni (Antonia) Weitmann, Victor von Klarwill, Franz Tsany (Tschany), Elsa von Klarwill, (geb. Egger) Sommerferien auf Schloss Eisenfeld in Wels (Österreich) des Schlossherrn Franz Tsany, 1901 Quelle: privat

Victor von Klarwill verstarb nur ein Jahr nach seinem Bruder Georg, am 25. März 1933. Seinem Sohn Victor Isidor Ernst von Klarwill (02.06.1902 Wien – 1985 Eastborne, GB) gelang 1938 die Ausreise nach Kenia. Er floh 1938 zuerst nach Italien und von dort nach Nairobi. Seine Mutter Elsa (29.04.1877 Wien – 08.04.1945 Nairobi, Kenia) konnte ihm 1939 folgen. Victor Isidor war seit 1935 mit Fredericke Victoria Gesser (20.01.1910 Troppau – 03.01.1980 Kenya) verheiratet – das Paar blieb kinderlos und ließ sich 1938 scheiden. In zweiter Ehe war Victor von Klarwill ab 1944 mit Rachel von Klarwill, geborene Sutton (30.07.1905 London, GB – 10.1988 Eastborne, GB) verheiratet. Aus dieser Ehe stammt die Tochter Victoria Elsa von Klarwill, geboren am 8. April 1945 in Nairobi, dem Sterbedatum Ihrer Großmutter Elsa von Klarwill.

Verfolgung und Enteignung im Nationalsozialismus

Mit dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich 1938 begann die systematische Verfolgung und Enteignung jüdischer Bürgerinnen und Bürger. Dieses Schicksal ereilte auch die Familie von Klarwill, sie wurde auf ihre jüdischen Wurzeln reduziert und fortan verfolgt.

Aufgrund der „Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden vom 26. April 1938“ war Ernst von Klarwill trotz seiner Konversion zum katholischen Glauben gezwungen, als Jude eine Vermögenserklärung abzugeben. Nach Auskunft des Österreichischen Staatsarchivs vom April 2024 ist in der „Vermögensanmeldung 12.937 betreffend Ernst Klarwill (*30.06.1869)“ vom 12. Juli 1938 auch eine Bibliothek aufgeführt, die mit 1.200 RM bewertet wird. Eine Auflistung der genauen Titel fehlt jedoch, und es sind keine Informationen zur Veräußerung der Bibliothek bekannt.

Die „Dritte Anordnung auf Grund der Verordnung zur Abgabe des Vermögens von Juden vom 21. Februar 1939“ zwang Dr. Ernst von Klarwill am 15. März 1939 zum Zwangsverkauf seiner ihm verbliebenen Wertgegenstände über das von der NSDAP kontrollierte Auktionshaus Dorotheum in Wien. Der Zwangsankauf wurde am 15. März 1939 laut Liste der „Öffentlichen Ankaufsstelle nach § 14 der Verordnung über den Einsatz jüdischen Vermögens“ von der „Schätzstelle für Juwelen“ des Auktionshauses Dorotheum vollzogen.

Abb. Öffentlichen Ankaufsstelle, Dorotheum Wien I, Spiegelgasse 16 Quelle: Wiener Stadt- und Landesarchiv

Das Dorotheum in Wien diente als zentrale Verwertungsstelle für enteignete Vermögenswerte in der „Ostmark“. Es versteigerte beschlagnahmte sowie zwangsverkaufte Besitztümer entrechteter „Jüdinnen“ und „Juden“ und anderen NS-Verfolgten. Als Kommissionär kassierte es Provisionen und leitete die Erlöse an das Deutsche Reich weiter.

Im November 1938 versuchte Ernst von Klarwill, seinen Lebensunterhalt zu sichern, indem er eine Korrektur seiner Vermögenserklärung einreichte und um eine Befreiung von der Kontributionsabgabe für Juden bat. Ob dieser Bitte entsprochen wurde, ist nicht bekannt.

Dr. Ernst von Klarwill verstarb am 17. März 1940 im Familienwohnsitz in der Tulpengasse 5 in Wien. In der standesamtlichen Sterbeurkunde wird zwar sein Titel sowie seine konfessionelle Zugehörigkeit zur römisch-katholischen Kirche vermerkt, jedoch finden sich auch der ursprüngliche Familienname „Pollak“ und der diskriminierende Zweitname „Israel“, der jüdischen Männern auferlegt wurde.

Nachdem sein Vermögen unter Wert zwangsverkauft werden musste, wurde ihm nicht nur sein Besitz, sondern auch der durch den Kaiser garantierter Familienname wieder entzogen, was die umfassende Diskriminierung widerspiegelt, der er in der NS-Zeit ausgesetzt war.

von li: Susanne Paul (Provenienzforscherin UB), Andrea Voros, Elena Brasiler (Provenienzforscherin UB) Quelle: Arbeitsstelle Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek der FU Berlin

 

Am 23. August 2024, 84 Jahre nach dem Tod von Ernst von Klarwill, konnten wir das Buch persönlich an Andrea Voros, als Vertreterin der Familie von Klarwill, zurückgegeben. Sie kam zu uns in die Universitätsbibliothek und nahm das Buch, das einst Ernst und Adele von Klarwill gehörte, in Empfang.

 

Elena Brasiler und Susanne Paul

Ein Buch aus der verschollen geglaubten Bibliothek von Alfred Kerr (1867-1947) findet seinen Platz in der Bibliothek der Akademie der Künste

Im März 2024 fand unser Kollege Ulrich Benkenstein von der Fachbibliothek Sozialwissenschaften und Osteuropastudien ein kleines, unscheinbares, blau eingebundenes Buch mit dem Titel „Russland von Heute. Das Reisetagebuch eines Politikers (1929)“. In dem Buch ist die folgende Widmung niedergeschrieben: „Herrn Alfred Kerr in warmer Verehrung. Berlin, den 4. Februar 1930. Erich Koch-Weser“.

Widmung: Erich Koch-Weser an Alfred Kerr
Quelle: Looted Cultural Assets

Laut Zugangsbuch wurde das Buch 1962 im Reise- und Versandbuchhandel Dr. Hubert Jux erworben. Wie es dorthin gelangte, ist nicht mehr zu klären.

Der Name Kerr versetzte uns in Aufregung, denn es handelte sich um den zu seiner Zeit in Berlin überaus bekannten Theaterkritiker, Journalisten und Schriftsteller Alfred Kerr. Er war eine der einflussreichsten Stimmen im deutschen Kulturbetrieb. Er wurde für seinen bissigen Humor wie für seine Verrisse gleichermaßen geschätzt und gefürchtet.

Portrait Alfred Kerr von Robert Sennecke 1932
Quelle: Bibliothèque nationale de France, département / Wikipedia

Seine Lebensgeschichte ist, wie die vieler deutscher Intellektueller mit jüdischem Familien-Background, geprägt von dem kulturellen und intellektuellen Aufblühen Deutschlands und der Verfolgung ab 1933.

Als Alfred Kempner am 25. Dezember 1867 in Breslau geboren, verbrachte er seine Kindheit und Jugend dort und kam 1887 nach Berlin, um hier sein in Breslau begonnenes Studium der Geschichte, Philosophie und Germanistik fortzusetzen. 1894 schloss er sein Studium in Halle mit einer Promotion zur Jugenddichtung Clemens Brentanos als Dr. phil. ab.

Schon während des Studiums schrieb er, unter dem Namen Alfred Kerr, Theaterkritiken für die Vossische Zeitung, die Neue Rundschau, die Breslauer Zeitung und die Königsberger Allgemeine Zeitung. Ab 1900 für die Berliner Zeitung Der Tag.

1911 wurde er Mit- und Herausgeber der Kunst und Literaturzeitschrift Pan. Er war Förderer von Robert Musil, Henrik Ibsen und Gerhart Hauptmann. Er schrieb ab 1919 für das Berliner Tageblatt und für die Frankfurter Zeitung. Parallel veröffentlichte er seine Werke unter dem Titel Die Welt im Licht, New York, London, O Spanien!, Yankee-Land, den Gedichtband Caprichos und den Band Für Alfred Kerr. Ein Buch der Freundschaft von seiner Kindheit und Jugend.

In zweiter Ehe heiratete er 1920 die Komponistin Julia Weismann (1898–1965). Das Paar hatte zwei Kinder: Michael Kerr (1921–2002) und Judith Kerr (1923–2019). Er wurde später Richter am High Court in Großbritannien, sie Schriftstellerin und Künstlerin.

Neben seiner schriftstellerischen Arbeit bezog er ab 1920 bis zum Sommer 1932 in seinen pointierten Glossen für den Berliner Rundfunk Stellung gegen die Nazis, ihren Größenwahn, ihre Brutalität und die Kriegstreiberei.

Staatsfeinde verlieren die Staats-angehörigkeit aus: Tagblatt, Graz, Samstag, den 26.08.1933

Nicht zuletzt dies hatte fatale Folgen. Am 10. Mai 1933 wurden seine Werke von den Nationalsozialisten verbrannt; drei Tage später setzte der Vorstand des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler ihn auf die Liste der Autoren, deren Werke „für das deutsche Ansehen als schädigend zu erachten seien“. Seine Bücher wurden umgehend aus den öffentlichen Bibliotheken ausgesondert.

Er ahnte, was ihm bevorstehen würde und floh bereits im Februar 1933 über Prag in die Schweiz. Seine Familie folgte ihm im März. Nach Stationen in Zürich und Paris, gelangte die Familie 1935 nach London. Kerr arbeitete für verschiedene Zeitungen, u.a. für  das Pariser Tageblatt, Le Figaro, Le Temps und Les Nouvelles Littéraires und die jüdische Wochenzeitung Aufbau in New York.  Er war Präsident des Deutschen P.E.N.-Club im Exil in London (1941-1946). Ab 1945 arbeitete Kerr für die deutschen Tageszeitungen Die Welt und Die Neue Zeitung. 1947 wurde er britischer Staatsbürger. Alfred Kerr starb während einer Vortragsreise durch Deutschland am 12. Oktober 1948 in Hamburg.

Unsere ersten Recherchen zur Bibliothek von Alfred Kerr ließen uns vermuten, dass es sich hier um einen Notverkauf gehandelt haben muss. Für viele ExilantInnen war das der einzige Weg, um ein wenig Geld für die Emigration flüssig zu machen. In den meisten Fällen wurden Bibliotheken, Kunst, Immobilien und andere wertvolle Besitztümer weit unter dem tatsächlichen Wert und unter ökonomischem Zwang veräußert.

Foto: Regal mit Büchern aus der Privatbibliothek von Alfred Kerr in der Bibliothek der Akademie der Künste, Pariser Platz in Berlin (2007 von der Staatsbibliothek zu Berlin, Unter den Linden, restituiert)
Quelle: privat

Bereits 2007 wurden in der Staatsbibliothek zu Berlin 166 Bände identifiziert, die aus Kerrs Besitz stammten und im Jahrbuch der Staatsbibliothek für 1933 als Erwerb „aus der Bücherei eines Berliner Theaterkritikers“ ausgewiesen waren. Heute sind davon nur noch 88 Bände vorhanden, 78 sind in den Wirren des Zweiten Weltkriegs verloren gegangen. In Übereinkunft mit Kerrs Tochter Judith wurden die 88 Bücher an das Archiv der Akademie der Künste übergeben, das den künstlerischen Nachlass von Alfred Kerr verwahrt.

2024 konnten wir Judith Kerr, die in der Zwischenzeit verstorben war, leider nicht mehr kontaktieren. Stattdessen traten wir mit Alfred Kerrs Enkel Matthew Kneale, selbst Autor, in Kontakt. Mit ihm haben wir vereinbart, das Buch zu den bereits vorhandenen Büchern im Archiv zu geben.

von links: Susanne Thier (Leiterin der Bibliothek in der Akademie der Künste), Ulrich Benkenstein, (Bibliothek für Sozialwissenschaften und Osteuropastudien, der FU Berlin), Doris Kachel (Provenienzforscherin im Archiv der Akademie der Künste)
Quelle: privat

Am 20. Juni war es dann soweit, zusammen mit meinem Kollegen Ulrich Benkenstein haben wir das Buch an Susanne Thier, die Leiterin der Bibliothek der Akademie der Künste, und die Provenienzforscherin der Akademie der Künste, Doris Kachel, übergeben.

Wir sind froh, dass wir das Buch in den Teilbestand von Alfred Kerrs ehemaliger Bibliothek einreihen konnten, obwohl die Bibliothek vermutlich nicht mehr vollständig rekonstruierbar ist und viele der Bücher nicht mehr existieren. In der Bibliothek der Akademie der Künste ist sichergestellt, dass die Bücher für die Nachwelt bewahrt und der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.