Seit Jahrhunderten schon sind die Niederländer in Asien unterwegs, früher mit Schiffen, heute auch mit ihren knallblauen Flugzeugen. Mit einem dieser Flugzeuge nahmen sie mich mit nach Hongkong.
Verglichen mit Großbritannien kann man die Niederlande sicher nicht direkt als prägend für die Stadt im Perlflussdelta ansehen. Aber sie hatten natürlich im Rahmen der langen Übersee- und Kolonialgeschichte auch in China ihre Finger im Spiel. Zu den weniger appetitlichen Kapiteln gehört der niederländische Anteil am Opiumhandel. Die sprachlichen Kontakte sind deutlich erfrischender.
Dem Kantonesischen, gegenüber dem Mandarin bzw. Putonghua im südlichen China die häufiger benutzte Sprache im Alltag, lieferte das Niederländische das sogenannte holländische Wasser. Wie ein Blogkollege aus Singapur berichtet, brachten die niederländischen Seeleute und Händler die leckersten Fruchtgetränke und Limonaden nach Asien. Zunächst als Vitaminlieferanten für die Seereise gedacht, schmeckten sie natürlich auch den Menschen am ‚duftenden Hafen‘. Und das obwohl einer Legende nach ein Wasserfall mit süßem Wasser der Stadt ihren Namen gegeben haben soll. Heute umfasst Ho Lan Shui (荷兰水) jedenfalls eher solche Getränke, die im Übermaß Zucker und künstliches Fruchtaroma enthalten.
Da die Niederländer im Vergleich zu anderen europäischen Kolonial- und Handelsmächten früh in Asien aufkreuzten, könnte sich das Attribut holländisch nicht nur für Softdrinks durchsetzen, sondern in verschiedenen Sprachen Ost- und Südostasiens insgesamt stellvertretend für „fremd“ oder „ausländisch“. Das gilt zum Beispiel im Kantonesischen auch für die Holland-Erbsen (dt. Zuckererbsen, nl. peultjes).
Nun hätte der koloniale Handel den Niederländern nicht so viel Freude bereitet, wenn sie nicht selbst ihren Nutzen daraus gezogen hätten. Wieder haben es ihnen die Getränke angetan: Bei der Etymologie des Worts Tee, thee, thé oder tea war das Niederländische ein entscheidender Katalysator: Von Malta bis zum Nordkap heißt das wohlschmeckende Heißgetränk so. An dieser Form sieht man erneut, dass die niederländischen Handelskontakte sich vor allem in Südostchina und auf Taiwan abspielten. Nur dort konnte man aus dem Hokkien ein Wort in der Form [te] entlehnen. Im Mandarin und auf Kantonesisch sieht das Wort ganz anders aus: Hätten die Niederländer in Hongkong und Umgebung mehr Handel getrieben, wie die Portugiesen (chá), oder den Tee wie die Russen (Чай) über den Landweg aus dem nördlichen China bekommen, dann würde man statt groene thee heute vielleicht groene sja bestellen.
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