Ein Beitrag von einer Lehramtsstudentin im 2. Semester
Der Mikroartikel bezieht sich auf eine Deutschstunde in einer ersten Klasse (JÜL- Klasse) einer Grundschule/ Gemeinschaftsschule. Die Klasse besteht aus acht Schülerinnen und Schülern, die alle anwesend sind. Das Thema dieser Unterrichtsstunde ist die Bildung von Wörtern. Die Lehrerin fordert die Schülerinnen und Schüler auf, sich um einen Teppich aus einzelnen Buchstaben (a, e, i, o, u, l, m, p), die die Kinder bereits gelernt haben, zu versammeln und sich die Schuhe auszuziehen. Die Lehrerin tritt nacheinander auf einzelne Buchstaben, um den Kindern zu zeigen, wie sie vorgehen müssen. Sie fragt die Kinder, ob einer von ihnen das gebildete Wort benennen kann.
Das Kind, das die Lösung gewusst hat, darf, wenn es möchte, versuchen das nächste selbstgewählte Wort zu bilden. Weiß ein Kind das Wort nicht, dann hilft die Lehrerin oder es darf sich Hilfe von den Mitschülerinnen und Mitschülern holen. Auch wenn den Kindern kein Wort einfällt, hilft die Lehrkraft, in dem es dem Kind ein Wort ins Ohr flüstert. Am Anfang scheinen die Schülerinnen und Schüler noch etwas zurückhaltend, aber umsomehr Wörter gebildet werden, umso sicherer scheinen sie zu werden und beteiligen sich immer mehr am Unterrichtsgeschehen. Den Kindern scheint es Spaß zu machen, sich neue Wörter auszudenken.
Meine Einsichten
Die Lehrerin überprüft bei dieser Aktivitätsstruktur das Vorwissen der Schülerinnen und Schüler. Sie nutzt die Übungsphase, um sich einen Überblick über den Leistungsstand der Klasse zu verschaffen und den in den letzten Stunden neu erlernten Stoff anzuwenden und somit zu üben und zu festigen.
Die Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Leistungsniveaus erhalten unterschiedlich schwere Wörter, sodass auch leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler Erfolgserfahrungen machen, was die Selbstwirksamkeitserwartung stärken kann. Haben Schülerinnen und Schüler Schwierigkeiten beim Lösen der Aufgabe, erfahren sie Ermutigung und Hilfe durch die Lehrperson oder ihre Mitschülerinnen und Mitschüler. Besonders Schülerinnen und Schüler mit Schwierigkeiten, erhalten bei einem richtigen Ergebnis ein Lob, was die Kinder dazu ermutigt, sich weiterhin aktiv am Unterricht zu beteiligen.
Die Beteiligung ist bei dieser Lerntätigkeit sehr hoch, da die Schülerinnen und Schüler mit Spaß bei der Sache sind, wodurch es der Lehrerin möglich ist, zu überprüfen, ob jeder Schüler das Thema verstanden hat oder wo es noch Schwierigkeiten bei einzelnen Schülern gibt, um den Unterricht darauf abstimmen zu können.
Bei kleinen Störungen wird die störende Person direkt wieder in den Unterricht einbezogen, in dem sie ein Wort bilden muss und das störende Verhalten somit direkt unterbunden wird. Die Lehrerin sorgt dafür, dass jede Schülerin und jeder Schüler beschäftigt ist, sodass kein Leerlauf entsteht und es somit kaum zu Störungen kommt.
Meine Folgerungen
Durch diese Form des Übens/ des Unterrichts erfüllt die Lehrerin die Prinzipien des Klassenmanagements. Sie stärkt den Primären Handlungsvektor und schwächt den Sekundären Handlungsvektor. Dabei achtet Sie darauf, das Arbeitsbündnis zu stärken und mit Verhaltensnormen zuarbeiten. Die Lehrperson erfüllt ebenfalls die Kounin-Kriterien Allgegenwertigkeit, Reibungslosigkeit und Gruppenaktivierung: Die Lehrperson bemerkt, wenn eine Schülerin oder ein Schüler sich einer anderen Aktivität zuwendet und unterbindet dies sofort. Durch die gemeinsame Bearbeitung kommt es bei den Schülerinnen und Schülern nicht zu einem Leerlauf und alle Schülerinnen und Schüler werden miteingebunden. Durch die aktive Beteiligung in der Übungsphase, wird sofort deutlich, ob und in wie weit die Schülerinnen und Schüler das Thema verstanden haben.
Meine Anschlussfragen
- Welche alternativen Prozeduren hätten zum Üben des Themas verwendet werden können?
- Gibt es andere Möglichkeiten, Störungen zu unterbinden, als die Schülerinnen und Schüler direkt in den Unterricht miteinzubeziehen?