„Ich möchte selbst entscheiden, wer mitspielen darf und wer nicht.“

Ein Beitrag von Lara K.

Jeden Freitag in der 5a gibt es in der 4. Stunde den Klassenrat. Dort werden Probleme, Anmerkungen oder andere Themen besprochen, welche die Kinder interessieren und bewegen. Gerade setzten sich alle Schüler*innen in den Stuhlkreis, als auch schon die hitzige Diskussion begann. Denn ein Vorfall vom Tag zuvor bewegte sichtlich noch alle Kinder der Klasse.

Es ging darum, dass einige Kinder zusammen ein Fangespiel gespielt haben, daraufhin wollten sich andere Schüler*innen beteiligen und mitspielen. Dieses traf jedoch auf Unverständnis und die spielende Gruppe wollte nicht, dass einige Klassenkamerad*innen mitspielten. Gerade bei einem Jungen aus der Klasse, der sogar öfters gefragt hatte, ob er mitspielen durfte, hat man sichtlich gesehen, dass die anderen Kinder keine Lust hatten, ihn dabei zu haben. Als das Thema im Klassenrat wieder aufgenommen wurde, schaukelte es sich schnell hoch, bis Simon (Name geändert) anfing zu weinen, da er es ungerecht findet, dass er nicht mitspielen durfte. Die Klassenlehrerin als auch ich hielten uns weitgehend aus der Diskussion raus, da der komplette Rat (Protokollant, Moderatorin) von den Schüler*innen geführt werden soll. Als es jedoch fast eskalierte, schaltete sich auch die Klassenlehrerin Frau K. ein und wies nochmal auf die Klassenregel hin, die hieß: „Ich lasse alle Kinder mitspielen.“ Doch auch dies schlichtete nicht die Situation, da daraufhin Emil (Name geändert) sagte: „Ich möchte aber selbst entscheiden, wer mitspielen darf und wer nicht!“. Als der Klassenrat beendet war, kam Simon sehr frustriert auf mich zu und sagte, dass er immer der Langsamste in der Klasse ist und ihn deswegen nie jemand dabeihaben möchte. Und er es ungerecht findet, dass die „Coolen“ aus der Klasse immer mitspielen dürfen, er aber wisse, dass er nicht zu der Gruppe gehört und deswegen immer ausgeschlossen wird.

Meine Einsichten

Mir fiel es schwer, bei dem Klassenrat nicht einzugreifen, gerade als sich die Situation etwas hochschaukelte und viele Kinder wild durcheinanderriefen. Als daraufhin der Schüler zu mir kam und sagte, dass es immer so ist, dass er nicht mitspielen dürfe, wusste ich nicht ganz, wie ich reagieren sollte. Denn er war sichtlich gekränkt und fühlte sich ausgeschlossen von den anderen Mitschüler*innen und wusste zudem schon sehr genau, wie seine Position in der Klasse war.

Meine Folgerungen

Ich persönlich finde es sehr wichtig, dass sich alle Schüler*innen in der Klasse wohlfühlen und keiner ausgeschlossen wird und es keine Gruppenbildung wie „die Coolen“ und „die Uncoolen“ gibt. Daher folgere ich aus meiner Erfahrung, dass es in bestimmten Situationen wichtig ist, dass sich eine neutrale Person (die Lehrkraft) in das Geschehen einschaltet, da die Kinder oft sehr emotional und unreflektiert werden. Auch wenn ich zuerst skeptisch gegenüber der Klassenregel war „Ich lasse alle Kinder mitspielen.“ finde ich doch den Ansatz sehr gut, da so verhindert wird, dass einige Kinder von der Klassengemeinschaft ausgeschlossen werden.

Meine Anschlussfragen

Inwieweit ist es wichtig, dass die Schüler*innen gewisse Probleme untereinander klären und ab welchem Punkt darf und muss die Lehrkraft eingreifen?

Dürfen die Kinder selbst entscheiden, was und mit wem sie spielen oder ist es wichtiger, alle Klassenkamerad*innen zu integrieren und auf das Wohlbefinden von allen zu achten?

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