„Nö, ich will das aber nicht!“

Ein Beitrag von Alina H.

Die folgende Situation erlebte ich in einer 2. Klasse im Deutschunterricht. Die Kinder hängen schon etwas mit dem Stoff hinterher und wünschen sich seit dem Beginn der zweiten Klasse mit der Schreibschrift anzufangen. Jede Deutschstunde legen die SuS schon ihre Arbeitshefte mit auf den Tisch, in der Hoffnung, sie endlich zu benutzen. Nun war es endlich so weit. Die Lehrerin Frau Maier (Name geändert) sagte mir, dass wir in der kommenden Stunde mit der Schreibschrift beginnen werden. Sie wollte den Kindern eine Freude machen, da sie die letzten Stunden so fleißig gearbeitet hatten, um den Stoff schnell nachzuholen. Als Frau Maier also die Kinder ihre Hefte aufschlagen lässt, freuen sich alle SuS bis auf Johann (Name geändert).

Johann kommt ursprünglich aus Bulgarien und hat noch Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache. Außerdem sollte er die 1. Klasse wiederholen, was aus Platzgründen nicht funktioniert hat. Oft sitze ich also bei ihm und versuche ihn im Unterricht zu unterstützen. Johann beeilt sich nicht, um sein Heft aus der Tasche zu holen, im Gegenteil, er lässt sich sehr viel Zeit. Während alle anderen Kinder schon fleißig am Nachschreiben sind, hat Johann immer noch nicht begonnen. Ich fordere ihn mehrfach auf, doch auch anzufangen, da er immer am längsten braucht und somit häufig mehr Hausaufgaben hat. Doch Johann interessiert das nicht. Er setzt sich eingeschnappt hin, verschränkt die Arme und sagt: „Ich habe keine Lust!“ Ich gebe ihm einen Moment, helfe einer anderen Schülerin und komme wieder. Ich frage, was los sei. Ich bekomme keine genaue Antwort, weshalb ich ihn ein weiteres Mal auffordere, anzufangen. „Nö, ich will das aber nicht!“, ist seine Reaktion darauf. Also frage ich ihn, wieso er keine Schreibschrift lernen möchte. Dann erklärt er mir, dass seine Mama diese nicht lesen kann und er deswegen bei der Druckschrift bleiben möchte.

Meine Einsichten und Folgerungen

Johann ist kein schlechter Schüler. Im Gegenteil, er stellt sich häufig gut an, wenn er Lust hat. Hat er keine Lust, wird er bockig und arbeitet gar nicht. In dieser Stunde hat mich Johann sehr überrascht. Normalerweise wird sein Verhalten immer darunter abgestempelt, dass er die deutsche Sprache nicht gut beherrscht und im Unterricht nicht mitkommt. Diesmal schien er ebenso bockig zu sein, allerdings ging es dabei nicht um ihn. Ich denke, dass man manchmal zu oberflächlig bewertet, anstatt ihn wirklich mal zu hinterfragen. Nachdem ich ihm erklärt habe, dass seine Mama sich die Aufgaben dennoch angucken kann, hat er sofort begonnen. Es ging ihm also nicht darum, die Aufgaben nicht lösen zu wollen.

Meine Anschlussfragen

Eltern haben einen großen Einfluss auf die schulische Leistung ihrer Kinder. Man merkt schnell, welche Elternteile hinterher sind und welche eher nicht (oder wie in Johanns Fall, die Eltern nicht die Möglichkeit haben).

  • Wie kann ich SuS, welche zu Hause weniger Unterstützung erhalten, helfen?
  • Wie kann ich so einen Schüler (wie in dieser Situation) motivieren?
  • Wie kann eine Lehrkraft auf solche Kinder eingehen, wenn man alleine 25 bis 30 Kinder hat?

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