„… Schule hat begonnen, Schule hat begonnen! …“

Ein Beitrag von Iris S.

Die im Folgenden beschriebene Situation ereignete sich in einer 3. Klasse im Fach Deutsch. An diesem Montagmorgen war es gerade kurz vor 8 Uhr, als die Klassenlehrerin die SchülerInnen der 3a vom Schulhof zum Klassenzimmer brachte. Die SchülerInnen reden angeregt und erzählen sich gegenseitig von ihren Erlebnissen vom Wochenende. Vor dem Klassenraum angekommen, hängen die Kinder ihre Jacken und Sportbeutel auf und laufen nacheinander mit ihren Schulranzen in den Klassenraum. Einige SchülerInnen gehen noch einmal in das Bad zum Hände waschen, andere holen noch etwas aus dem Flur. Im Klassenraum trinken und essen ein paar Kinder eine Kleinigkeit, andere packen ihre Sachen aus, suchen etwas oder laufen durch den Raum herum. Im Klassenraum wird es sehr laut, die Kinder sind aufgeregt und unruhig. Die Klassenlehrerin nimmt dies sofort wahr und stellt sich mittig vor die Klasse.

Sie beginnt zu singen: „Guten Morgen, Guten Morgen! Guten Tag, Guten Tag! Schule hat begonnen, Schule hat begonnen! Jetzt geht’s los, Jetzt geht’s los!“ mit der Melodie des Liedes „Bruder Jakob“. Passend zu dem Lied bewegt sie ihre Hände und Arme, sie klatscht in die Hände und stampft mit den Füßen auf den Boden. Sofort wenden die SchülerInnen ihren Blick und ihre Aufmerksamkeit der Lehrerin zu. Die SchülerInnen setzen sich auf ihre Plätze, räumen Essen und Getränke weg und konzentrieren sich auf den Unterrichtsbeginn. Zudem fangen die Kinder an, in das Lied mit der Lehrerin einzustimmen. Es dauert nicht lange bis alle SchülerInnen ruhig und aufmerksam an ihren Plätzen sitzen. Die Lehrerin hört auf zu singen, wünscht den Kindern einen guten Morgen und beginnt mit dem Unterricht.

Meine Einsichten

Aufgrund dieser Beobachtung ist mir bewusst geworden, wie wichtig es ist, Rituale und Regeln für die Kinder anzuwenden, damit sich die SchülerInnen an Maßstäben orientieren und diese auch einhalten können. Mir fiel auf, dass die Kinder zunächst gar nicht wussten, dass sie sich auf den Unterrichtsbeginn vorbereiten und sich ruhig auf ihren Platz setzen sollten. Die Lehrerin hat das Lied als ein Ritual eingeführt. Sobald sie das Lied anfängt zu singen, verstehen die SchülerInnen sofort, dass der Unterricht los geht. Sie begreifen, dass sie ihre Sachen wegräumen sollen und der Lehrerin aufmerksam zuhören sollen. Die Kinder können mitsingen und mit klatschen: das bereitet ihnen Freude und macht ihnen Spaß. Die Lehrerin gibt ihnen mithilfe dieses Rituals die Gelegenheit, sich auf den Unterrichtsbeginn einzustellen und alle notwendigen Maßnahmen dafür zu ergreifen. Das Klassenmanagement der Lehrerin, d.h. ihr Beitrag zur Förderung des Unterrichtsklimas und ihr Umgang mit dem Monitoring wird meiner Einschätzung nach optimal umgesetzt. Darüber hinaus werden die Kinder motiviert, dem Unterricht mit Freude zu begegnen und engagiert sowie konzentriert dem Unterricht zu folgen. Sie werden positiv auf den weiteren Unterrichtsverlauf eingestimmt.

Meine Folgerungen

Aus dieser Stunde habe ich gelernt, dass es viele verschiedene Möglichkeiten als Lehrkraft gibt, die Aufmerksamkeit der Kinder auf sich zu lenken bzw. sie zu fokussieren. Eine interessante Variante besteht darin, wie in diesem Beispiel geschehen, die Kinder einzuladen ein zusammen eingeübtes Lied mitzusingen und den Morgen mit einer gemeinsamen, den Kindern vertrauten Aktivität zu starten. Diese positive Vorgehensweise ist abwechslungsreicher und kreativer als z. B. den Schulalltag mit einem routinierten „Ruhe“ von Seiten der Lehrkraft einzuleiten. Mit ihrem Verhalten hat die Lehrerin eine gute vertrauensbildende Maßnahme ergriffen, um für die Kinder eine Situation zu schaffen, in der sie sich wohl und geborgen fühlen. Das Musizieren fördert einerseits den Gemeinschaftssinn und dient andererseits der Entspannung.

Meine Anschlussfragen

  • Wie hätte die Klassenlehrerin die Aufmerksamkeit der Schüler und Schülerinnen auf anderem Wege erreichen können?
  • Was hätte die Lehrerin unternommen, wenn die Schüler und Schülerinnen trotz des Liedes, ihre Unruhe und Lautstärke nicht abgestellt hätten?
  • Wie hätten die Kinder reagiert bzw. welchen Einfluss hätte es auf den weiteren Tagesablauf im Schulalltag gehabt, wenn die Lehrerin, wie allgemein erwartet, den Morgen klassisch mit einer Aufforderung begonnen hätte?

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