Ein Beitrag von Max M.
Der Mikroartikel bezieht sich auf eine Doppelstunde, der ich am XY-Gymnasiumin beigewohnt habe. Das Thema dieses Blocks war der Nationalsozialismus. Nach einer Wiederholung vom Unterrichtsstoff der letzten Stunde, wurde das neue Thema „Eingliederung der Jugend in das nationalsozialistische System“ durch einen Vergleich zwischen früher und heute eingeleitet. Die Lehrkraft zeigte den SchülerInnen zwei Fotos in schwarz-weiß. Auf mündlichem Wege war es nun die Aufgabe der SchülerInnen diese beiden Fotos zu vergleichen. Sie sollten Gemeinsamkeiten in Aktivitäten und Emotionen der Jugendlichen auf beiden Fotos finden.
Der Clou dahinter war, dass das eine Foto ein aktuelles Bild von einer Pfadpfindergruppe war, was in schwarz-weiß genauso gewirkt hat, als sei es aus der gleichen Zeit wie das zweite Foto einer HJ-Veranstaltung. Für die Schüler*innen war dies sehr überraschend und kaum vorstellbar, dass es in unserer heutigen Zeit Jugendveranstaltungen gibt, die ähnliche Aktivitäten wie die HJ-Organisation durchführen, dabei einer gewissen Uniformierung unterliegen, aber dennoch nicht politisch instrumentalisiert werden. Dies nutze die Lehrerin als Einleitung hin zur Gruppenarbeit. Alle Gruppen bekamen unterschiedliche Quellen von Jugendlichen, die in der HJ waren. Die Gruppen hatte die Lehrerin im Vorhinein festlegt. Sie teilte die Klasse in 5 Gruppen auf mit jeweils 4-5 Schülern. Die Einteilung der Gruppen, schrieb Sie an die Tafel. Ziel war es, dass wenn alle Gruppen fertig sind jeweils ein Schüler aus jeder Gruppe mit jeweils einem Schüler aus einer der anderen Gruppen eine neue Gruppe bilden sollte. Die Einteilung dieser neuen Gruppen, hatte Sie im gleichen Zug wie die vorherige Einteilung an die Tafel geschrieben. Bei der Verteilung der Gruppen, achtete die Lehrkraft auf das unterschiedliche Leistungsniveau und auf die persönlichen Verhältnisse der Schüler*innen untereinander.
Meine Einsichten
Die Einteilung der Gruppen war von der Lehrerin genau durchdacht. Das Leistungsgefälle in dieser Klasse ist recht groß. Der entscheidendste Grund ist hierfür wohl das Sprachenproblem. Es gab in der Klasse einige Kinder mit Fluchterfahrungen, die erst seit 2-3 Jahren Deutsch lernen und in manchen Familien wird Deutsch nicht untereinander gesprochen, was das korrekte Sprechen und Verstehen von diesen Jugendlichen erschwert. Deshalb teilte die Lehrkraft die Gruppen nach Leistung ein, jedoch hatte man das Gefühl, dass die Schüler*innen untereinander dies nicht merkten. Dies wirkte sich gut auf die Motivation jedes Einzeln aus. Auf der einen Seite bekamen Sie nicht das Gefühl schlechter oder besser zu sein als andere Schüler*innen und gleichzeitig konnte jeder Schüler*in Aufgaben in seiner individuellen Schwierigkeitsstufe bewältigen. Das Arbeitsklima war in der Arbeitsphase sehr angenehm und effektiv.
Den nächsten Arbeitsschritt, dass einer aus jeder Gruppe mit jeweils einem anderen aus jeder Gruppe eine neue Gruppe bildet und diese die Ergebnisse jeder Gruppe vortragen, kann ich jedoch nicht beurteilen, da dieser erst in Stunde darauf gemacht wird.
Meine Folgerungen
Wenn ich an meine Zeit als Schüler zurückdenke, habe ich größtenteils keine positiven Erinnerungen an Gruppenarbeiten. Viel zu oft musste man andere Schüler mitziehen oder Mitschüler waren einem leistungsmäßig überlegen und man fühlte sich dadurch etwas minderwertig und demotiviert. Durch diese strikte Einteilung der Lehrkraft, hat man das Gefühl, dass die negativen Aspekte einer Gruppenarbeit dezimiert werden. Jeder Schüler wird individuell je nach Leistungsvermögen gefördert. Gleichzeitig wird durch den zweiten Arbeitsschritt, der Bildung neuer Gruppen, kein Unterschied für die Schüler deutlich und Sie müssen gleichzeitig lernen Schülern mit einem höheren bzw. niedrigeren Niveau Informationen zu vermitteln.
Es gibt noch einen zweiten positiven Aspekt, den das Bestimmen der Gruppen durch den Lehrer innehat. Kein Schüler bleibt auf diesem Wege auf der Strecke, damit ist gemeint, dass niemand sich vergessen oder schlecht fühlt, weil ihn niemand in der Gruppe haben möchte. Der Lehrer kann somit ganz genau die Homogenität der Gruppen steuern und schafft somit ein gutes Lernklima.
Meine endgültige Schlussfolgerung ist somit, dass das Bestimmen von Gruppen durch den Lehrer eine sehr gutes Instrument ist um ein effektives und angenehmes Lernklima zu erschaffen. Die Voraussetzung dafür ist jedoch, dass der Lehrer das Klassengefüge sehr gut kennt und auch das Leistungsniveau jedes Einzelnen. Man könnte natürlich als Kritikpunkte nennen, dass die Schüler dadurch nicht lernen mit Menschen zu arbeiten bzw. zu lernen, mit denen Sie sich nicht gut verstehen und dass ein Stück Selbstständigkeit dadurch verloren geht. Jedoch müssen die Schüler sich, auch wenn Sie eingeteilt sind, selbstständig in den Gruppen untereinander organisieren und die Arbeitsaufträge erfüllen. Deshalb überwiegen die positiven Aspekte den negativen deutlich.
Meine Anschlussfragen
- Ist die Einteilung von Gruppen in jeder Klassenstufe effektiv?
- Wird das Leistungsniveau, langfristig gesehen, zwischen den Schülern dadurch noch größer?
- Wie gelangt man an die Erkenntnis, welcher Schülern welches Leistungsniveau hat?