Praktikum im Krankenhaus auf Sizilien

Ich habe mich entschieden, ein freiwilliges Praktikum im Ausland zum Abschluss meines Masterstudiums in Psychologie zu absolvieren. Meine Ziele waren es, mein Italienisch aufzupolieren, dem deutschen Winter zu entkommen, und nochmal im Ausland zu leben, bevor es ans Arbeiten in Deutschland geht. Meine Wahl fiel auf Catania, weil die Universität dort Traineeships ausgeschrieben hatte und die Organisation eines Praktikums einfacher als an anderer Stelle wirkte. Catania ist außerdem die zweitgrößte Stadt auf Sizilien, liegt direkt am Meer und am Vulkan Etna, was einfach ein Traum ist.

Ich schickte eine Bewerbung ab und erhielt erst nach zwei Monaten eine positive Rückmeldung von der dortigen Erasmus-Koordinatorin – in Catania funktioniert zwar alles, aber niemals sofort, daran musste man sich von Anfang an gewöhnen. Als dann die Zusage kam, bereitete ich langsam meine Ankunft vor. Die WG-Zimmer-Suche war einfach, man darf aber nicht die Wohnqualität Deutschlands erwarten. Man hat gute Chancen, ein Zimmer im Zentrum zu bekommen, für das man zwischen 150-250 € bezahlen muss. Oft gibt es aber entweder kein WLAN oder nur beschränktes (wir haben uns 50 GB zu dritt geteilt), was für mich gar kein Problem, sondern eine gute Erfahrung war. Oft ist auch die Wasserversorgung ausgefallen in Teilen der Stadt, was ungünstig, aber auch aushaltbar war.

Sizilien ist ein wirklicher Traum, Catania eine wunderschöne Stadt. Die Menschen sind herzlich, interessiert und offen, man hat das Gefühl, dass jeder Mensch, den man im Supermarkt oder am Kiosk kennen lernt ein Freund werden könnte. Ich hatte das Glück, durch mein Praktikum im Krankenhaus jeden Tag mit meinen Kolleginnen mit der sizilianischen Kultur in Kontakt zu kommen. Dadurch dass in dem Department der Kinder- und Jugendlichen-Neuropsychiatrie, in dem ich mein Praktikum gemacht habe, auch täglich Familien aus ganz Sizilien oder zum Teil auch aus Kalabrien kamen, konnte ich nochmal tiefer in die Welt der sizilianischen Dialekte eintauchen. Dafür bin ich sehr dankbar, auch wenn es gerade am Anfang sehr schwierig war, den medizinischen Sprechstunden und Gesprächen zu folgen. Am Anfang kam mir das Praktikum auch etwas sinnlos vor, da ich mit Assistenzärztinnen zu ihren Blutabnahmen und Kontrollterminen gegangen bin. Erst nach ca. einem Monat erfuhr ich, dass in dem Department neben 25 Assistenzärztinnen auch eine Psychologin angestellt war, die ich dann in den Einzel-Psychotherapien auch begleiten durfte. Was mich überrascht hat, war, wie entspannt das Team mit mir als Praktikantin umgegangen ist. Ich durfte immer überall mitkommen, später auch Testungen und Diagnostik übernehmen und wurde auch außerhalb der Arbeit von den Kolleginnen öfter zu deren gemeinsamen Abendessen eingeladen. Es war schon sehr herausfordernd, Psychotherapien auf Italienisch zu folgen und selbst Diagnostik zu Zwangsstörungen oder Intelligenz auf Italienisch durchzuführen. Nach etwas Zeit dort gewöhnt man sich aber doch an alles! Grundsätzlich ist das Policlinico sehr überfüllt und es mangelt an Personal und Organisation. Die Assistenzärztinnen mussten selbst das gesamte Department organisieren (Telefon, Terminvergabe etc.), hielten selbst alle Patientenkontakte ab und hatten Theorieseminare und Examen nebenbei. Der Alltag war deswegen oft von übermäßigem Stress und auch Hilflosigkeit geprägt, da die jungen Ärztinnen viel Verantwortung und keine Supervision hatten.

In Catania ist das Erasmusleben wirklich sehr aktiv. Es gibt zwei Organisationen, die sehr viele Events organisieren. Dadurch ist man von Anfang an direkt vernetzt und nach ein paar Wochen kennt man fast alle Erasmus-Studierenden. Nach ein paar Monaten fühlt es sich wie eine Erasmus-Familie an, da man sich so oft sieht und es in Catania auch nicht so viele Ausgehmöglichkeiten gibt, wodurch man oft in denselben Club oder denselben Kiosk geht und sich dort trifft. Die beiden Organisationen helfen auch bei der WG-Zimmersuche. Viele Erasmus-Studierende kommen in Catania ohne WG-Zimmer an und sind noch im Hostel, dann werden sogenannte Housings organisiert und freie Zimmerplätze in der Stadt vergeben. Ich hatte mich im Vorfeld um ein Zimmer bemüht und mir so das Hostel gespart, hatte dadurch aber auch kein Zimmer im Stadtzentrum sondern etwas außerhalb. Ich würde also empfehlen, sich auf die Housings vor Ort zu verlassen und sich die ersten Tage ein Hostel zu suchen.

 

Tipps für andere Praktikanten

Vorbereitung

Italienisch-Kenntnisse sind von großem Vorteil! Die Universität in Catania bietet zwar kostenfreie Kurse an, jedoch haben sie dieses Semester mit 2,5 Monaten Verspätung gestartet, sodass die meisten davon nicht profitieren konnten. Ansonsten braucht es nicht viel an Vorbereitung, ich musste eine Auslandsversichung noch abschließen, die es aber kostengünstig beim DAAD gibt für den Anlass eines Auslandspraktikums. 

Praktikumssuche

Ich habe Universitäten in Italien recherchiert und mich direkt auf ausgeschriebene Erasmus Traineeships beworben oder mich an Fachbereiche gewandt, um nach Praktikumsmöglichkeiten in deren Forschungsprojekten zu fragen.

Wohnungssuche

Facebook-Gruppen für Erasmus in Catania! Abraten würde ich von idealista etc., da die Wohnungen oftmals schlecht ausgestattet sind. ESN und AEGEE organisieren Housings und kommen zu Besichtigungen mit, wodurch man an gute Zimmer kommt.

Versicherung

DAAD Zusatzversicherung für ein Auslandspraktikum

 

Formalitäten vor Ort

Telefon-/Internetanschluss

Ich habe keinen zusätzlichen Handyvertrag benötigt, da ich meine Daten auch im europäischen Ausland nutzen kann.

Bank/Kontoeröffnung

DKB da kostenloses Konto und Abheben im Ausland!

 

Alltag/Freizeit

Ausgehmöglichkeiten

Gibt es einiges in Catania, aber natürlich nicht so viel wie in Berlin…

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