Lehramtspraktikum in Rom

Ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, mich im Ausland für ein Praktikum zu bewerben. Schließlich habe ich mich für verschiedene Schulen weltweit beworben. Als ich dann eine Zusage für Rom bekommen habe, war ich ziemlich überrascht und glücklich, denn ich hätte (auch aufgrund der Corona-Pandemie) nicht damit gerechnet.

Die Ankunft in Rom war gut. Ich bin schon eine Woche vor Praktikumsbeginn in Rom gelandet, sodass ich genug Zeit hatte, die Stadt vor Praktikumsbeginn zu erkunden. Die Stadt war erschreckend leer. Auch bei den Sehenswürdigkeiten (Trevi-Brunnen, Pantheon, Engelsburg…) waren keine Menschenmassen zu finden. Verglichen mit Bildern, die ich von Freund*nnen bekommen habe (Rom vor der Corona-Pandemie), war es kaum zu glauben. Manchmal fühlte es sich so an, als wäre ich der einzige Tourist in Rom gewesen. Auf der einen Seite genoss ich es sehr, Rom in aller Ruhe zu erkunden (keine Warteschlangen, kein Gedränge…), auf der anderen Seite schien es schon etwas traurig, die sonst so lebhafte Stadt so „ausgestorben“ zu sehen. Es war aber dennoch ein tolles Gefühl, beispielsweise abends im Vatikan zu spazieren und ihn quasi „nur für mich“ zu haben.

Die ersten Tage an der Schule waren „Einführungstage“, was sehr gut war, um erstmal reinzukommen. An der Schule wurde auch nur deutsch gesprochen. Da ich zu dem Zeitpunkt noch gar keine Italienischkenntnisse hatte, war dies für mich ideal. Ich habe mir in den ersten Tagen meinen Stundenplan zusammengesetzt. Vorwiegend hospitierte ich in der 1. Klasse, vier weitere Wochenstunden war ich in anderen Klassen eingesetzt (2. und 4. Klasse). Da dies mein erstes Praktikum an einer Schule war, habe ich
zuvor noch nie selbst unterrichtet. In der Anfangszeit habe ich eher einzelne Schüler*innen und Schülergruppen unterstützt und gefördert (zum Beispiel in Kleingruppenarbeit, am Platz der Schüler*nnen). Meine Mentorin hat mir angeboten, auch selbst einzelne Einheiten oder Unterrichtsstunden zu halten, wenn ich das möchte. Ich wollte mich unbedingt im Unterrichten
ausprobieren. So habe ich schließlich mit kurzen Unterrichtseinführungen begonnen (zum Beispiel Vorlesen einer Geschichte für die Buchstabeneinführung) und mit der Zeit wurden es dann immer längere Einführungen, bis ich schließlich auch ganze Unterrichtsstunden und
sogar –reihen übernommen habe. Dabei wurde ich immer sicherer und die Nervosität wurde von Tag zu Tag weniger. Auch bestimmte Rituale habe ich dann übernommen (zum Beispiel habe ich jeden Tag mit den Kindern das Datum an der Tafel besprochen). Meine Bindung zu den Kindern wurde von Tag zu Tag enger. Meine Mentorin hat mir stets Freiraum gelassen, mich in meinen Ideen auszuprobieren und war immer offen für Anregungen, die ich auch umsetzen durfte. Für meine Unterrichtsstunden habe ich auch oft Arbeitsblätter erstellt oder herausgesucht. Dies war eine gute Übung, da ich so gelernt habe, wo ich nach Unterrichtsmaterial suchen kann und wie ich überhaupt Arbeitsblätter übersichtlich und kindgerecht erstellen kann. Dabei wurde mir klar, dass es manchmal schwerer ist, als ich dachte (da man viele Dinge beachten muss). An der Schule waren wir mehrere Praktikantinnen. Somit hatten wir auch eine Gruppe auf Whatsapp erstellt, in der wir immer in Kontakt waren und uns austauschen konnten. Auch nach der Schule haben wir oft etwas gemeinsam unternommen. So sind wir beispielsweise gemeinsam an den Strand gefahren und haben sogar einen Trip nach Neapel am Wochenende gemacht. Die gemeinsame Zeit an der Schule und auch privat hat uns zusammengeschweißt und es war schön, nicht alleine zu sein und die Erlebnisse mit jemandem teilen zu können.

Für die Zeit in Rom habe ich bei einer italienischen Dame (Ende 60 Jahre) gewohnt. In ihrer Wohnung hatte ich ein Zimmer gemietet mit eigenem Bad. Da sie nicht so gut englisch spricht, hat sie oft auf italienisch mit mir gesprochen. Am Anfang war es noch schwierig, sie zu verstehen, jedoch wurde mein Verständnis immer besser und ich fand es sogar gut, dass ich
gezwungen war, die Sprache zu hören und selbst zu versuchen, Sätze auf italienisch zu formulieren. Denn an der Schule und unter den Praktikantinnen haben wir nur die deutsche Sprache gehört und gesprochen.

Somit war es für mich ein großer Vorteil, bei einer Italienerin zu wohnen. Mittlerweile verstehe ich sehr viel italienisch und kann mich im Alltag gut verständigen. Ich habe mich in der Wohnung sehr wohl gefühlt und mit der Zeit eine sehr enge Bindung zu meiner Vermieterin aufgebaut. Auch ihre ganze Familie habe ich kennengelernt, sodass es sich für mich sehr familiär anfühlte. So haben wir oft gemeinsam gegessen und ich habe zum Beispiel auch Weihnachten und Silvester mit der Familie gefeiert. Ein weiterer Vorteil war, dass ich mich bei Fragen immer an die Familie wenden konnte und oft gute Tipps bekommen habe (gute Restaurants, schöne Orte…).
Rückblickend betrachtet denke ich, dass meine Wohnsituation einen großen Teil dazu beigetragen hat, dass ich so glücklich in Italien war. Ich habe aus allem Erfahrungen sammeln können. Es gab Höhen und Tiefen während meiner Zeit in Rom, die mich aber stärker gemacht haben. Da dies auch mein erster Auslandsaufenthalt alleine war, ist mit klar geworden, dass ich es sehr genieße, für mich zu sein und viel Zeit „mit mir selbst“ zu verbringen. Ebenso habe ich das Gefühl, dass ich mich in vielerlei Hinsicht weiterentwickelt (z.B. Selbstständigkeit oder Selbstvertrauen).

Ich habe sehr viel über die italienische Kultur und Sprache gelernt und war oft fasziniert. Besonders die Herzlichkeit und die Leichtigkeit der Italiener fand ich Besonders. Durch meine Zeit in Rom ist mir außerdem bewusst geworden, dass ich öfter ins Ausland möchte. Ich kann mir gut vorstellen, nach Rom zurückzukehren (zum Beispiel für mein Praxissemester) oder aber auch in eine andere Stadt. Ebenso kann ich mir gut vorstellen, nach
meinem Studium für eine gewisse im Ausland an einer deutschen Schule zu arbeiten. Eine weitere Erkenntnis ist, dass ich intensiver Sprachen lernen möchte, da es mir unglaublich viel Freude bereitet hat, italienisch zu lernen (auch wenn ich es nur aus dem Alltag gelernt habe). Ich kann die vielen unbeschreiblichen Momente in Rom nicht in diesem Bericht festhalten. Ein
besonders schöner Moment für mich war zum Beispiel: Als ich mich mit den anderen Praktikantinnen vor Schulbeginn getroffen haben wir uns den Sonnenaufgang von einer Aussichtsplattform angeschaut haben.
Zwei Dinge weiß ich aber nun:
1. Der Aufenthalt in Rom war die beste Erfahrung meines Lebens.
2. Ich werde ganz sicher nach Rom zurückkehren.

Tipps für andere Praktikant*innen 

Vorbereitung
Ich habe Informationen über die Stadt und die Schule gesammelt (Lage der Schule, Verkehrsmittel, Lebenskosten..).

Praktikumssuche
Ich habe mich über die Internetseite “lehrer-weltweit.de“ für mehrere deutsche Schulen in Europa beworben.

Wohnungssuche
Für die Wohnungssuche habe ich mich mit anderen Praktikantinnen der deutschen Schule in Rom ausgetauscht. Ebenso habe ich in verschiedenen Facebook-Gruppen nach Zimmern gesucht.

Versicherung
Ich kann die Versicherung vom DAAD empfehlen (bestehend aus Kranken-, Unfall- und Privathaftpflichtversicherung). Falls nur eine Krankenversicherung für das Ausland gewünscht ist, würde ich mich ebenfalls bei der jeweiligen Krankenkasse melden (verschiedene Tarife für das Ausland sind möglich). Die Auslandsversicherung verlief unkompliziert und die Kosten sind „tragbar“.

Formalitäten vor Ort
Telefon-/Internetanschluss
Für das Praktikum war eine W-LAN Verbindung in der Wohnung sehr wichtig, da ich z.B. nach der Schule Unterricht vorbereitet habe. Einen weiteren Telefonanschluss habe ich nicht gebraucht.

Bank/Kontoeröffnung
Ich habe noch in Deutschland eine Visa-Karte beantragt. Damit war es im Ausland sehr einfach, Geld abzuheben.

Ausgehmöglichkeiten
Aufgrund der Corona Pandemie waren die Ausgehmöglichkeiten beschränkt. Die Einschränkungen wurden ebenso oft verändert/ angepasst. Es war möglich, Restaurants und Bars zu besuchen (bis zu einer bestimmten Uhrzeit). Es gibt in Rom sehr viele tolle Bars und Restaurants. Für junge Leute bieten sich besonders die Stadtviertel “Trastevere“ und “Monti“ an.

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