Forschungspraktikum in Dänemark

Mein fünfmonatiges Praktikum in Dänemark verlief trotz Einschränkungen im Laboralltag wegen der Pandemie gut und ich konnte mein Labor-Projekt erfolgreich abschließen. Während der fünf Monate konnte ich einen tiefen Einblick in die biomedizinische Forschung in Lyngby gewinnen und meine fachlichen Kenntnisse im Labor vertiefen.

Durch mein Projekt hatte ich die Möglichkeit, an der Entwicklung bzw. Testung von in dem Labor entwickelten Antikörpern mitzuarbeiten: Diese Antikörper sind Teil eines neuartigen Ansatzes, konventionelle Gegengifte gegen Vergiftungen durch Schlangenbisse durch im Labor entwickelte, effektivere und kostengünstigere humane Antikörper zu ersetzen. Im nächsten Schritt werden die Antikörper in Costa Rica im Mausmodell getestet. In meinem Masterstudiengang wird ein großer Fokus auf die praktische Ausbildung im Labor gelegt und wir können aus vielen unterschiedlichen Fachrichtungen wählen. Für mein letztes Praktikum im Master hatte ich deswegen nach einem biotechnologischen Praktikum mit Fokus auf Antikörperentwicklung gesucht. Vier Monate vor meinem gewünschten Praktikumsbeginn habe ich mich per Mail beworben und sehr schnell die Möglichkeit bekommen, mich mit dem Professor selbst und zwei seiner Doktoranden per Videochat zu unterhalten, um ein spannendes Projekt für meinen Aufenthalt zu erarbeiten. Zu Beginn des Praktikums habe ich eine theoretische Einführung in mein Projekt bekommen und mich selbständig in das Thema ‚Schlangenbisse und Gegenmittel‘ eingelesen. Das Labor nimmt regelmäßig ERASMUS+ oder Direktaustausch Praktikanten auf, weswegen ich schnell in die Arbeitsabläufe eingeführt wurde. Das Laborteam ist außerdem auch sehr gut darin, internationale Neuankömmlinge in die Gruppe zu integrieren und ich wurde direkt von Anfang an auch zu Freizeitaktivitäten eingeladen. Leider waren die (Freizeit-)Möglichkeiten in den Wintermonaten aufgrund der Pandemie sehr beschränkt und umso wichtiger waren die ‚High Impact Coffee Breaks‘ oder Online-Spieleabende, die Austausch über wissenschaftliche und persönliche Themen möglich gemacht haben. Besonders hilfreich waren die Tipps und Tricks der anderen internationalen Studierenden, da die administrative Arbeit, in Dänemark ein Praktikum zu machen (besonders unter Pandemiebedingungen) sehr zeitintensiv ist.

Zuerst wurde ich im Labor in die Zellkultur und die Arbeit mit den beiden Zelllinien eingeführt, bevor ich dann das eigentliche Experiment machen konnte. In der Zellkultur konnte ich von Anfang an sehr unabhängig arbeiten, die Experimente eigenständig planen und selbst durchführen. Aufgrund der Pandemie gab es Lieferschwierigkeiten bei beinahe allen benötigten Komponenten für den Versuch (Zellgefäße, Zellen, Handschuhe, Desinfektionsmittel), doch durch Kontakte der Gruppe innerhalb der Universität konnten wir den Versuch trotzdem erfolgreich durchführen. Die ersten Ergebnisse sahen leider anfangs nicht sehr vielversprechend aus, allerdings hat sich nach einer ausgiebigen Fehlersuche herausgestellt, dass die Probleme durch Temperaturschwankungen der Detektionsflüssigkeit verursacht wurden. Nachdem dieses Problem behoben war, konnte ich die Antikörper, die mein Betreuer in seiner Masterarbeit designt und aufgereinigt hatte, im Zellmodell testen. Alle sechs Antikörper waren in der Lage, das Schlangengift zu binden und so die menschlichen Bindegewebszellen erfolgreich vor Vergiftungserscheinungen und Zelltod zu bewahren.

Im gesamten Prozess wurde ich von einem Doktoranden der Arbeitsgruppe betreut und habe in der Zellkultur eine Postdoc als Ansprechpartnerin gehabt. Da das Experiment noch nicht vollständig im Labor etabliert war, hat es einige Zeit und viele Diskussionen über potenzielle Fehlerquellen gebraucht, um die anfänglichen Probleme zu lösen. In Dänemark sind die Hierarchien in den universitären Forschungseinrichtungen flacher als in Deutschland und besonders in dieser Gruppe wird von Masterstudenten auch viel Eigeninitiative erwartet, was am Anfang etwas überfordernd war. Allerdings war es mir aber am Ende dann aber möglich, auch viele eigene Ideen in das Projekt einzubringen und so selbst aktiv an der Forschung teilzuhaben. Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit meinem Praktikum, sowohl inhaltlich als auch persönlich habe ich viel dazugelernt und viele neue Erfahrungen gemacht.

Tipps für andere Praktikanten

Praktikumssuche

Viele dänische Universitäten zeigen aktuelle Forschung und Forschungsgruppen online, sodass man sich direkt bei den Professoren für ein Praktikum bewerben kann. Die dänischen Masterstudiengänge enthalten ähnliche Praktika, sodass meistens Level und Arbeitsaufwand gut eingeschätzt werden.

Wohnungssuche

Die dänischen Universitäten bieten viele Wohnheim Plätze an, die sind aber nur teilweise billiger als die WG-Alternativen.

Versicherung

Wenn man als Student eine Aufenthaltsgenehmigung bekommt (auch als Europäer nötig) und dann sich im System registriert, wird man automatisch krankenversichert in Dänemark.

Sonstiges

In Dänemark ist die Personalnummer (CPR number) sehr wichtig. Die zu bekommen, bedeutet viel Papierarbeit und Gänge zu Behörden, ist aber unverzichtbar, wenn man für längere Zeit bleiben will.

Telefon-/Internetanschluss

Internetanschluss ist in Studentenwohnheimen eigentlich immer über den Vermieter geregelt. Der deutsche Handytarif gilt unter gleichen Bedingungen in Dänemark. Eine dänische Telefonnummer kann man nur bekommen, wenn man eine Personalnummer hat.

Bank/Kontoeröffnung

Eine Kontoeröffnung in Dänemark ist sehr schwierig, da das ganze System mit der Personalnummer arbeitet und für Nicht-Dänen andere Bedingungen gelten (keine Nutzung der Karte im europäischen Ausland, Sondergenehmigung für Auslandsüberweisungen etc.).

Alltag/Freizeit

Lyngby ist eine Studentenstadt und nur 20 min mit dem Zug von Kopenhagen entfernt, dementsprechend sind die Freizeitmöglichkeiten sehr vielfältig. Mit dem Fahrrad ist man schnell am Meer oder an einem der drei Seen in der Nähe.

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