Praktikum in einem Forschungsinstitut in Spanien

Ich habe das Erasmus+Praktikum an der EEZA (Estación Experimental de Zonas Áridas), einem Institut des CSIC (Consejo Superior de Investigaciones Científicas) absolviert. Das EEZA befindet sich auf dem
Gelände der Universität Almería, ist aber davon unabhängig. In dem Forschungsinstitut habe ich vor allem an meinem eigenen Projekt gearbeitet, über das ich im Anschluss an das Praktikum auch meine
Bachelorarbeit schreibe.

Ich habe das Praktikum somit als Projekt- & Laborarbeit angemeldet (welche für den Monobachelorabschluss im Fach Biologie verpflichtend ist). Konkret habe ich während des Praktikums an zwei Experimenten gearbeitet, mit denen ich den Einfluss von Mikroplastik auf verschiedene (einheimische und invasive) Pflanzen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien untersucht habe.
Zu meinen Aufgaben im Praktikum gehörten die Planung der Experimente, die Organisation und Beschaffung der benötigten Materialien, die Vorbereitung aller notwendigen Dinge und die Durchführung und anschließend die Auswertung der Experimente. Dabei habe ich viele Bereiche der Arbeit in einem Labor kennengelernt. Unter anderem habe ich über den Umgang mit technischen Geräten wie einem Autoklav oder Klimakammern gelernt, Prozesse wie die Sterilisation von Samen oder
Erde durchgeführt und pflanzenphysiologische Merkmale wie die Photosyntheseaktivität oder Blatt- und Wurzeleigenschaften gemessen. Auch die anschließende Auswertung mit dem Statistikprogramm R
gehörte zu meinen Aufgaben.
Insgesamt war das Praktikum für mich ein umfangreicher Einblick in die Arbeit in der Wissenschaft, bei dem ich sehr viel gelernt habe und der mich für zukünftige Arbeiten im Studium und danach vorbereitet hat. Während der gesamten Zeit des Praktikums habe ich viel Unterstützung der Forschenden und technischen Angestellten am EEZA bekommen. Mir wurden alle Hintergründe erklärt, bei Fragen war immer jemand da und ich habe mich sehr gut aufgehoben gefühlt. Außerdem stand ich auch im engen
Austausch mit meiner Betreuerin in Berlin.
Zur Stadt Almería: Die Stadt Almería liegt an der spanischen Südküste ganz im Osten. Direktflüge von Deutschland zum Flughafen Almería gibt es aktuell nur im Sommer. Ansonsten ist man nach dem Flug aus Deutschland zu einem Flughafen in Spanien noch auf einen Bus angewiesen. Von Málaga fährt der zwischen 2-4 Stunden, von Madrid etwa 6 Stunden oder von Barcelona 12 Stunden. Diese Busse gewinnen auch an Bedeutung, wenn man aus Almería in andere spanische Städte reisen (und dabei auf Inlandsflüge verzichten) möchte. Die Zugverbindung ist leider nicht gut ausgebaut, von daher sind die Busse oder BlaBlaCar meist die beste Alternative, wenn man nicht selbst ein Auto hat. Almería besticht durch gutes Wetter und einem schönen Strand, die Natur in der Umgebung ist einzigartig und der Nationalpark Cabo de Gata mit großartigen Steinküsten ist in der Nähe. Auch hier ist man allerdings wieder auf ein eigenes Auto angewiesen. Die Innenstadt ist eher klein, es gibt einige Museen und Veranstaltungen, aber das Angebot ist begrenzt. Wer kein Spanisch spricht, sollte vorher lieber noch einige Kurse belegen, denn die meisten Menschen aus Almería sprechen kein Englisch und damit kann die Verständigung sonst etwas holprig werden. Vor Ort werden einige Sprachkurse vom „Sprachenzentrum“ an der Uni angeboten (nicht nur für Spanisch) und es gibt auch einige private Sprachschulen.
Allgemeines: Wer Lust auf einen echten kulturellen Austausch hat und dabei auch mal auf die deutsche Effizienz, Pünktlichkeit und Geschwindigkeit verzichten kann, ist hier genau richtig. Denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Uhren in Südspanien etwas langsamer ticken als in Deutschland. Das zeigt sich in jedem Bereich des Lebens und brachte natürlich Vor- aber auch Nachteile: Die Arbeitsatmosphäre in meinem Praktikum war sehr gelassen und entspannt, die Beziehung unter den
Kolleg*innen freundschaftlich und Stress oder angespannte Situationen gab es kaum. Egal welche Frage ich hatte, meine Kolleg*innen haben sie mir beantwortet oder gemeinsam probiert, eine Lösung zu finden. Auch der Lebensstil in Spanien ist relaxter als in Deutschland und man hat das Gefühl, dass die Menschen allgemein etwas ausgeglichener und offener sind. Alltägliche Dinge, die in Deutschland (oder vor allem in Berlin) selbstverständlich sind, sind hier aber einfach noch nicht so weit. Dazu zählen zum Beispiel vegetarische oder vegane Angebote in Supermärkten oder (vor allem) in Restaurants oder eine funktionierende Mülltrennung. Außerdem sollte man bedenken, dass die spanische Kultur generell
etwas lauter und das Geschlechterbild meiner Erfahrung nach noch nicht ganz so weit entwickelt ist. (Diese Erfahrung kann aber auch dadurch begründet sein, dass Almería eine eher kleinere Stadt ist. Ich
kann mir vorstellen, dass das in größeren Städten wie Barcelona oder Madrid anders ist). Insgesamt hatte ich wirklich eine gute Zeit in Almería und konnte die fünf Monate nutzen, um das Land, die Sprache und Kultur kennenzulernen, neue Menschen aus aller Welt zu treffen und viel über meinen potentiellen späteren Beruf zu lernen. Wenn ihr die Möglichkeit für ein Erasmussemester habt, könnt ihr hier wirklich viele Erfahrungen sammeln und einfach mal für eine Zeit aus dem Alltag entfliehen. Genießt es.

Tipps für andere Praktikant:innen

Vorbereitung
Natürlich bedeutet ein Erasmus+Praktikum erstmal Aufwand in Form von Organisation, Papierkram, Deadlines, Bewerbungen und und und. Generell habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass sich alle (sowohl die Uni in Deutschland als auch die aufnehmende Partneruni/ das Unternehmen) über interessierte Leute freuen und probieren, den Prozess so angenehm wie möglich zu gestalten. Also lasst euch von dem anfänglichen Aufwand nicht abschrecken.

Praktikumssuche
Da das Praktikum sozusagen der praktische Teil meiner Bachelorarbeit war, bin ich über meine Betreuerin in Deutschland auf das EEZA und die Möglichkeit eines Praktikums dort aufmerksam geworden.

Wohnungssuche
Ich habe mein WG-Zimmer über idealista gefunden. Diese Seite ist vergleichbar mit ebay-Kleinanzeigen in Deutschland. Ansonsten wird auch Facebook viel für die Absprache unter Erasmus- Studierenden und die Wohnungssuche benutzt.

Versicherung
Es wird eine Versicherung vom DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) „empfohlen“, die ich abgeschlossen habe. Ich musste in der Zeit aber glücklicherweise keine Versicherung in Anspruch nehmen.

Sonstiges
Auch in Spanien wird es im Winter mal kalt. Das merkt man vor allem in den Häusern, die nicht auf kältere Temperaturen ausgelegt sind und dementsprechend häufig keine Heizung haben. In meiner WG und auch im Institut, in dem ich gearbeitet habe, hatte ich dann meist 2 Pullover an.
Achtet also drauf, euch auch warme Kleidung mitzunehmen – auch nach Südspanien.

Formalitäten vor Ort

Telefon-/Internetanschluss
In meiner WG gab es WLAN. Ansonsten habe ich meinen deutschen Handyvertrag weiter benutzt.

Bank/Kontoeröffnung
Hab ich nicht gebraucht. In Spanien ist Kreditkartenzahlung deutlich weiter verbreitet als in Deutschland, was ich als sehr angenehm empfunden hab.

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