Praktikum in einem Forschungsinstitut in Spanien

Meinem Praktikum im Cavanilles Institut in Valencia zum Thema Grundwasserökologie habe ich viele neue Eindrücke aber auch Fertigkeiten zu verdanken.

Ich lernte Grundwasserproben nahe des Flusses Turia zu sammeln und diese im Labor mit dem Binokular zu analysieren. Zu Beginn wurden mir während der Probennahme die üblichen Arbeitsschritte zur Verwendung der Bou-Rouche-Pumpe erklärt, sowie eine Anleitung für die Messung von Umweltparametern mit der YSI-Multisonde und dem Filtern und Sammeln der Proben gegeben. Während der wöchentlichen Probennahme wurde ich ebenfalls in die Auswahl der spezifischen Beprobungsstandorte miteinbezogen und lernte die Umwelteinflüsse und -gegebenheiten auszuwerten, die in die Entscheidung zum jeweiligen Beproben mit einbezogen werden sollten. Nachdem jeweils der Standort im Naturpark am Rande des Flusses Turia gewählt wurde, wurde ein Metallrohr in die Erde gehämmert, mit dem anschließend die manuelle Pumpe verbunden wurde. Dann konnte ich abwechselnd mit anderen MitarbeiterInnen aus dem Labor Wasser aus der Erde pumpen und in einem Gefäß sammeln. Das gepumpte Wasservolumen wurde dokumentiert, wonach das Wasser in zwei verschiedenen Größenstufen gefiltert wurde, 250 und 100 µm, um die enthaltenen Lebensgemeinschaften nach Größe aufzutrennen. Diese verschiedenen Proben wurden dann aus dem Filter in ein Probengefäß gespült und zur weiteren Verarbeitung ins Labor gebracht. Während des Pumpens wurden bereits Umweltparameter im Flusswasser und anschließend auch im gepumpten Grundwasser gemessen. Dieser Vorgang diente dem Vergleich der Messstellen und der Überprüfung, ob das Grundwasser dem Flusswasser sehr ähnlich schien und der Beprobungsort möglicherweise zu nah am Flussbett gewählt wurde, wo das Grundwasser noch stark vom Flusswasser beeinflusst wäre. Die Probennahme war immer eine sehr schöne Erfahrung für mich da es in einem Naturreservat um den Fluss außerhalb der Stadt Valencia gelegen war und ich dadurch auch die umliegende Landschaft, Flora und Fauna kennenlernen konnte. Ich lernte auch verschiedene Techniken kennen um die Proben im Labor anschließend weiter zu prozessieren. Zuerst wurden die durch Filtern gesammelten Sedimentproben, welche die Grundwasserorganismen enthalten sollten, erneut gespült, um Überstände an Lehm zu entfernen, welche die Identifikation der verschiedenen Taxa am Binokular durch Sichtbehinderung erschwert hätten. Dann konnte ich jeweils geringe Mengen an Sediment auf verschiedene Petrischalen aufteilen, um diese einzeln unter dem Binokular betrachten zu können. Mithilfe von Plastik-Pasteurpipetten, Nadeln und Pinzetten sammelte ich Organismen in weiteren Petrischalen. Mit der Zeit entwickelte ich selbst eine gewisse Sicherheit in der Bestimmung der verschiedenen Taxa und konnte größtenteils selbstständig arbeiten. Nach dem allgemeinen Sammeln der Taxa, welche Größtenteils Gruppen von Crustacea darstellten, jedoch auch Wassermilben und in selteneren Fällen Insekten oder Mollusken, wurden diese nach spezifischeren Taxa neu sortiert, gezählt und in separate Tubes aufgeteilt. Diese waren letztendlich Amphipoda, Acari, Isopoda, Bathynellacea, Ostracoda, Cyclopoida, Harpacticoida und Hexapoda. Die dokumentierten Verteilungen innerhalb der gesammelten Grundwassergemeinschaften wurden in einer Tabelle festgehalten und nach Größenklasse mit den gemessenen Umweltparametern in Relation gesetzt. Eine Auswertung der Daten nahm ich selbständig mithilfe von Excel und RStudio vor. Zuerst vereinheitlichte ich das gefilterte Wasservolumen, um Vergleichbarkeit zwischen den verschiedenen Gemeinschaften zu schaffen. Dann visualisierte ich die Entwicklung der gemessenen Umweltparameter Temperatur, elektrische Leitfähigkeit, pH-Wert und Sauerstoffkonzentration über die dokumentierte Beprobunsgperiode zwischen Anfang Januar und Ende März. Es war sichtbar, dass zu manchen Zeitpunkten, wenn die Beprobungsstelle sehr nah am Fluss gewählt wurde, die Parameter sich tatsächlich stärker ähnelten als bei größerer Entfernung zum Fluss. Dies erzielte einen Lerneffekt für die Zukunft, wonach bei dem Ziel ausschließlich unbeeinflusstes Grundwasser zu sammeln stärker darauf geachtet werden müsse, weit genug entfernt vom Fluss Proben zu sammeln. Dann stellte ich auch die Entwicklung der Grundwassergemeinschaften über den Beprobungszeitraum in den verschiedenen Größenklassen dar. Derselbe Effekt, der in den Umweltparametern sichtbar war konnte auch in den Gemeinschaften erkannt werden, da sich deren Komposition und Abundanz auch mit der Nähe oder Entfernung zum Fluss änderte. Jedoch ist auch ein Effekt der veränderten saisonalen Umweltbedingungen wahrscheinlich, da beispielsweise mit steigender Temperatur zwischen Januar und März auch die Verteilungen von verschiedenen Taxa beeinflusst werden kann. Für den genauen Effekt davon könnte korrigiert werden, wenn in Zukunft ein einziger bestimmter Ort beprobt werden würde.

Neben der regulären Arbeit an diesen Proben wurde ich ebenfalls in die Dokumentation von themenbezogener Literatur eingeführt. Ich lernte ebenfalls Techniken kennen Proben von größeren Crustacea fotographisch festzuhalten, sowie DNA-Extraktionen an ihnen vorzubereiten, auf die weitere molekulare Analysen wie z.B. eine Sequenzierung folgen könnten.
Da die Sprache in der Arbeitsgruppe Englisch ist konnte ich auch meine Kenntnisse in dieser Sprache erweitern und festigen, sowie sogar meine Spanischkenntnisse etwas vertiefen.

Im Allgemeinen fühlte ich mich in der Arbeitsgruppe größtenteils sehr willkommen und gut aufgehoben. Mir wurden viel Vertrauen und Wertschätzung für meine Arbeit entgegengebracht, wofür ich sehr dankbar bin.

Tipps für andere Praktikant:innen

Vorbereitung
– Spanisch-Kurse, wenn möglich sogar Catalan oder Valenzianisch (sehr hilfreich im Alltag, da bspw. viele Schilder im öffentlichen Verkehr auf Valenzianisch geschrieben sind)

Beantragung Visum

– für den Zeitraum nicht notwendig für mich als deutsche Staatsbürgerin

Praktikumssuche
– Institute und Gruppen nach eigenen Interessen suchen und mit möglichst konkreten Vorstellungen (Zeitraum oder Interessen etc.) anfragen

Wohnungssuche
– häufig lässt sich über Kontakte der Mitarbeitenden in der Gruppe leichter etwas finden
– in meinem Fall jedoch die Website spotahome, die viele Räume zur kurzen oder mittelfristigen Miete anbietet
– habe damit gemischte Erfahrungen gemacht

Versicherung
– europäische Krankenversicherung ist angemessen für Spanien, die normale gesetzliche oder private Versicherung aus Deutschland reicht meiner Information nach also
– private Haftpflicht immer ratsam, meine über Getsafe war sehr günstig und einfach innerhalb eines Tages zu buchen; bieten auch andere Versicherungen an
– Unfallversicherung speziell für Praktika mit Laborarbeit oder externer Probennahme sehr, sehr ratsam

Formalitäten vor Ort

Telefon-/Internetanschluss
– WLAN war bereits in Miete inkludiert, daher keine Erfahrung
– europäische Anbieter wie z.B. Vodafone funktionieren ausgezeichnet
– konnte mit meiner heimischen Simkarte alles alltägliche machen und musste keine Extrakosten zahlen

Alltag/Freizeit

Ausgehmöglichkeiten
– große Empfehlung: Festinar – Bar/ Restaurant in Canyamelar/ Cabanyal, sehr gute Preise, sehr freundliches, linkes Umfeld, viele vegane und vegetarische Angebote
– ansonsten: Benimaclet – sehr studentischer Stadtteil, aber auch im Allgemeinen viele Bars mit bezahlbaren Preisen überall im Rest der Stadt
– ÖPNV funktioniert sehr gut außer am späteren Abend, momentan gibt es noch das kostenlose Ticket „JOVE 30“ für Menschen unter 30 Jahren bis mindestens Juni 2023

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